Am 27. August ist Schulbeginn in Sachsen-Anhalt. Nach den Erfahrungen der Bundesländer, welche den Schulbetrieb bereits vor 2 Wochen aufgenommen haben, wird deutlich, dass auch in Zukunft Improviationskraft gefragt ist. Es ist wieder davon auszugehen, dass einzelne Bildungseinrichtungen wegen Infektionen geschlossen werden müssen und angesichts bundesweit steigender Infektionszahlen sind lokale Lockdowns nicht auszuschließen.
Mit welchen Konzepten ins neue Schuljahr?
Seit März hat man nun in Sachsen-Anhalt Erfahrung mit nicht oder nur teilweise stattfindendem Unterricht. Erkannt wurden teils gravierende Lücken beim Thema digitaler Unterricht /homescooling und dies nicht nur auf Schüler/Elternseite. Vielmehr gibt es weiterhin viele Schulen, bei denen neben der technischen Infrastruktur auch jegliches Verständnis für homeschooling über einen längeren Zeitraum fehlen, weil man sich noch nie damit befassen musste, schulintern keinerlei Konzepte bestehen.
So schickte man dann eben Listen mit Arbeitsblättern per e-Mail an die Kinder oder hat diese bestenfalls auf der schuleigenen Web-Seite publiziert und die Eltern konnten dann zu Hause ausdrucken....
Vor der Schwelle zum neuen Schuljahr, vernimmt man:
- Am Dienstag trifft sich das Kabinett unserer Landesregierung. Dort wird dann festgelegt, wie Unterricht stattfindet und unter welchen Bedingungen oder Sicherheitsmaßnahmen. Minister Tullner möchte VOR dieser Zusammenkunft keine Auskünfte geben.
- Das Land wird total 8000 Geräte (Laptops und Tablets) anschaffen, welche an sozial eher schwache SchülerInnen ausgeliehen werden. Zum Einsatz kommen sollen sie "einige Wochen" nach Schulbeginn...
- Bundesregierung und Länder beschlossen letzte Woche ein Zusatzpaket in Höhe von 500 Mio €. Beschaffung weiterer Schüler- und man höre und staune: Lehrergeräte. Auch hier: Beschlossen bedeutet nicht, dass da morgen eine Lieferung eintrifft, sondern es seien "noch weitere Verhandlungen zwischen Bund und Ländern nötig".
- Bezüglich der zur Verfügung stehenden Lehrkräfte tappt man ebenfalls im Dunkeln, heißt es offiziell, denn man müsse noch abwarten, wie viele zur Risikogruppe gehörende Lehrer mit Arztzeugnis nicht regulär unterrichten könnten.
DAS alles 10 Tage vor Unterrichtsbeginn! Eigentlich erschreckend und vor allem frustrierend für die Schulleitungen, welche dann wieder aus dem Nichts heraus ihre Schule innerhalb weniger Tage neu organisieren müssen, obwohl jetzt schon Lehrkräfte fehlen... Es ist schlicht und ergreifend ein Zumutung, diese oben erwähnten Entscheidungen sooo zu fällen, dass vor Ort faktisch ein halbes Jahr im alten Chaos weiter unterrichtet werden muss.
Ja, gegen Lehrermangel kann man sich nicht versichern. Anders schaut es in den technischen Belangen aus: Seit spätestens April sind diese Schwachstellen ausführlichst bekannt, ist Handlungsbedarf offensichtlich. Nein, man schleudert nach gehabter Manier ins neue Schuljahr. Wird schon irgendwie gehen.
Das System ist bekannt, seit Jahren!
Nach dem Tröpfelsystem geht man ein wichtiges, oft auch gesellschaftlich bedeutsames Thema an und gibt im Medienblitzlicht den Macher. DASS jedoch dieses tolle Geschenk vielfach ein Trojaner ist, wird natürlich ausgeblendet... Die laufenden Kosten berappt nämlich nicht das Land, sondern Kommunen als Schulträger. Dort wiederum fehlt es an den finanziellen Mitteln, dies mittelfristig zu unterhalten. ..und wieder schiebt man sich dann gegenseitig die Schuld zu, weshalb es mit der Digitlaisierung nicht richtig klappen will - wie bei so vielen anderen Themen. Niemand ist richtig verantwortlich:
- Thema zu schwere Schultaschen ? Alle Jahre wieder.
- Thema gesunde Schule ?
- Thema Schule ohne Rassismus ?
- Thema bewegte Schule ?
- Thema digitales Klassenzimmer? Computerkabinett: Wieviele Wochenstunden genutzt? Aufwand und Ertrag?
- Thema "Elterntaxis verstopfen Schuleinfahrten" (Der Dauerbrenner)
- Nun auch noch: "Thema Datenschutz - Lehrkräfte müssen fürchten, belangt zu werden". Also lieber nichts machen, als was falsch machen.
WAS besagt das alles? Angeordnet wird viel, aber offensichtlich ohne die entsprechende Rechtsgrundlage, sonst könnte man doch von dieser Aufzählung mindestens 4 Punkte schon längst wegstreichen.
Es ist bedauerlich, dass wir im Grunde genommen ein halbes Jahr nach dem Lockdown schulisch erneut auf dem Stande von "Freitag kommt die Weisung, in welcher steht, was ab Montag gilt und nun macht mal schön"... ins neue Schuljahr hineinschliddern. Das nennt sich nicht Führung, sondern Willkür gegenüber Schulleitern und Schulträgern, welche dann wieder ein Wochenende lang umorganisieren...
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