Unversehens rückt unser Bildungssystem mitten in den Sommerferien durch eine neue Studie in die Schlagzeilen. Rund 1 Mio Kinder mehr als bisher geplant werden im Jahre 2025 unser Schulsystem nutzen und natürlich auch belasten. Diese Aussage wird in der neuesten Bertelsmann-Studie getroffen und auch nachvollziehbar dargestellt.
Nun kommt zum Tragen, was wir seit Jahren im Zusammenhang mit der Diskussion um den Erhalt kleiner Schulen fordern. Kleine Schulen zu schließen bedeutet gleichzeitig, Schülerströme auf wenige Standorte zu fokussieren, welche bei geringfügiger Änderung der Schülerzahlen überfüllt sein, an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen werden. Aktuelle Beipiele erleben wir in Aschersleben, in Staßfurt und vielen anderen Städten.
Die "demografische Rendite" ....
Alleine der Ausdruck "demografische Rendite" muss am Beispiel Sachsen-Anhalts dargestellt werden:
- Betriebskostensenkung dank Schließung von Schulstandorten
- Mit fragwürdigen Mindestschülerzahlen möglichst viele Schulen im ländlichen Raum aus dem Netz nehmen. (alleine 50 Grundschulen 2013 bis 2016!)
- Investitionen nur noch in "bestandssichere Schulen".
- Alle Stimmen überhören, wonach bereits seit 2013 reale Kinderzahlen und die Angaben der 5. Regionalisierten Bevölkerungsprognose krass auseinanderklaffen. (auch die 6. Regionalisierte Bevölkerungsprognose wirft diesbezüglich viele Fragen auf...)
Wir haben regelmäßig darauf hingewiesen: Indem kleine Schulen geschlossen werden, verliert man den Schwamm, welcher demografische Verwerfungen oder neue Entwicklungen aufzusaugen vermag. Genau in dieser Situation stecken wir jetzt.
.... ist eine gigantische Aufhäufung von Schulden in Sachen Bildung
- Investitionsbedarf in marode Schulen 35 Mia €. (Schätzung 2016)
- Bedarf an neuen Grundschulanlagen ca. 2500 bundesweit. Zusätzliche Lehrkräfte 24 000 bundesweit alleine an Grundschulen. Diese Zahl schiebt sich dann durch Sekundarschulen und Gymnasien.
Das alles kostet richtig Geld. Mittel, welche vom Bund kommen müssen und sinnvollerweise direkt den Schulträgern zur Verfügung stehen, ohne irgendwelche schikanöse und regulative Auflagen des Landes, wie wir sie bei uns derzeit erleben.
Das Land selbst soll sich um die Lehrerversorgung kümmern:
- entschiedenes Hochfahren der Ausbildungsquoten
- Reform des Schulgesetzes, in welchem kleine Schulen mit dynamischen Wachstums- und Schrumpfungspotential überhaupt erst möglich gemacht werden.
..und dann bliebe die Hoffnung, dass dieser Output an Lehrkräften auch zeitgenau ankommt. Da wissen wir allerdings, dass bis 2022 aus ausbildungstechnischen Gründen keine Entlastung zu erwarten ist.
Zu lange war das Denken auf "demografische Rendite" fixiert. Ein Fehler, welcher uns alle, besonders aber unsere Kinder sehr teuer zu stehen kommen wird. Wir kriegen die Bildungsinfrastruktur, die sie benötigen und auf welche sie Anspruch haben, in den kommenden Jahren nicht hin... Renditedenken geschuldet. Was sagt eigentlich Herr Schäuble zu diesem Fiasko?
Ein fatales Signal wäre, wenn nun versucht wird, das Abarbeiten dieser Schülerspitzen den freien Schulträgern zu überlassen. Auch das wird nicht funktionieren und die Problematik bekäme eine neue Dimension: Damit würden die öffentliche Hand und die Bundesländer bildungspolitischen Bankrott erklären. Nicht in der Lage, nicht fähig...
Noch eine Frage: Welche Auswirkungen haben diese Erkenntnisse auf die gesamte Raumplanung, die kommunalen Entwicklungskonzepte usw?? Dort plant man doch ebenfalls nach der Prämisse "demografische Rendite".
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