Wir werden derzeit Zeugen eines grotesken politischen Schauspiels zum Thema Lehrerversorgung an Grundschulen. Angesichts einer immer offensichtlicher werdenden Unterversorgung hat sich das Bildungsministerium offenbar zu einem Berechnungstrick hinreißen lassen, mit welchem der offensichtliche Notstand beschönigt werden soll.
Der Trick
Quelle GEW Sachsen-Anhalt |
Was Minister Tullner NICHT sagte, ist Folgendes: Offensichtlich läuft von Seiten des Ministeriums und des Landesschulamtes bereits die konkrete Umsetzung dieses Gedankens und dies bedeutet eine geringere schülerbezogene Lehrerstundenzuweisung an sämtlichen Schulen. Damit senkt er den Bedarfswert an anzustellenden Lehrkräften um ca. 250 Vollzeitstellen. In Wirklichkeit wird das Angebot an Grundschulen ausgedünnt, indem diese einfach weniger Lehrerstunden zugeteilt kriegen!
Fatale Folgen
Schulen, welche klar ÜBER den geforderten Mindestschülerzahlen der SEPL-VO2014 liegen, sehen sich mit einer Unterversorgung, was Lehrerstundenzahlen für das Jahr 2018 betrifft, konfrontiert. Hier ein aktuelles Beispiel: Hain 63 Schüler mit einer Anfangsklasse von "nur 13" Schüler kriegt 3,2 Klassenlehrer, Rottleberode mit 4 Klassen im Rahmen der SEPL-VO2014 3,8 Vollzeitpensen.
Auch andere Schulen schlagen Alarm, weitere werden folgen:
- Genthin: Arbeitsgruppen können nicht mehr weiter geführt werden.
- Annaburg, Pretin: Anfangsklassen mit 30 Kindern?
- GS Pfeilergraben, Aschersleben Eine Lehrkraft weniger..
Wieder zwei Planungsnormen - eine davon durch die Hintertüre
Ist die SEPL-VO2014 noch in Kraft? Wir meinen ja. Demzufolge ist davon auszugehen, dass Klassen ab 15 Schülern Anspruch auf eine Vollversorgung mit Lehrerstunden haben. Falls dem nicht mehr so sein sollte, muss sofort ein Normenkontrollverfahren eingeleitet werden.
Richtgröße 22 Kinder /Klasse: Diese wird über eine bundesweite Statistik herbeigeredet. Dabei ist es scheinbar bedeutungslos, ob wir von Städten und ländlichem Raum sprechen. Erstrebenswerte Zielgröße bedeutet für einzügige Grundschulen im ländlichen Raum de facto eine Erhöhung der Mindestschülerzahlen durch die Hintertür. Damit bewegt sich das Bildungsministerium erneut in Richtung Ursprungs-Sepl-VO2014, welche eine Erhöhung auf 80 Kinder im Jahre 2017/18 vorsah. Dieses Vorhaben musste im Dezember 2014 abgeblasen werden, weil es sich als nicht praktikabel für den ländlichen Raum erwiesen hat. Ein weiterer Grund: Ein schwebendes Normenkontrollverfahren, wonach ein derart massiver Eingriff ins Grundschulnetz NICHT auf dem Verordnungsweg angeordnet werden kann. Nun also ein neuer Anlauf.
Vergiftete Suppe für die Standortträger , Lehrkräfte, Eltern und Kinder!
Wieder erweckt dieses Kabinett den Eindruck, als sei diese "geringfügige" Anpassung durch die Schulträger und Lehrkräfte locker zu bewältigen. In Tat und Wahrheit werden durch eine reduzierte Lehrerstundenzuweisung gerade kleinere einzügige Landschulen mit weniger als 80 Kindern zu dem gemacht, wovon das Bildungsministerium seit 2012 ununterbrochen und nicht unterlegt labbert: Schlechte Schulen. Aushungern, indem sie suboptimale Lehrerzuweisungen erhalten. Standortträger werden auf diesem Wege erneut zur Schließung eigentlich bestandsfähiger Schulstandorte gedrängt - natürlich völlig freiwillig....
Unser Bildungsminister sonnt sich medial weiterhin mit Aussagen wie: "In dieser Legislatur werden unter meiner Führung keine weiteren Grundschulen geschlossen". Weshalb bitte werden denn weiterhin Schließungen debattiert oder vollzogen?
- GS Bahnhof Hettstedt schließt.
- GS Rottmersleben schließt
- GS Friedrichsaue: Stadtrat kämpft um Erhalt
- GS Hayn: Wieder Schließungs-Szenarien in der Diskussion.
Die Ausführungen des Bildungsministers anlässlich der letzten Landtags-Session und die Vorab-Erklärung des Finanzministers, wonach es keine weiteren Mittel für Lehrereinstellungen geben werde, machen deutlich, dass dieses Kabinett Bildungsabbau an Grundschulen speziell im ländlichen Raum ganz bewusst vorantreibt.
Dass aber in Halle auch noch weniger Lehrkräfte als vorgesehen ausgebildet werden sollen, ist angesichts der aktuellen Problematik überhaupt nicht mehr vermittelbar.
EINE von mehreren Antworten auf diese Entwicklung besteht für Betroffene im Unterschreiben der Volksinitiative der GEW. Macht mit, druckt Unterschriftenbogen aus, legt sie an Elternabenden und in Geschäften auf. Ziel: Möglichst schnell 30 000 Unterschriften zusammenkriegen!
Dass aber in Halle auch noch weniger Lehrkräfte als vorgesehen ausgebildet werden sollen, ist angesichts der aktuellen Problematik überhaupt nicht mehr vermittelbar.
EINE von mehreren Antworten auf diese Entwicklung besteht für Betroffene im Unterschreiben der Volksinitiative der GEW. Macht mit, druckt Unterschriftenbogen aus, legt sie an Elternabenden und in Geschäften auf. Ziel: Möglichst schnell 30 000 Unterschriften zusammenkriegen!
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