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Grundschulen: Die alte SEPL-VO2014 nun über die Hintertüre?

Wir werden derzeit Zeugen eines grotesken politischen Schauspiels zum Thema Lehrerversorgung an Grundschulen. Angesichts einer immer offensichtlicher werdenden Unterversorgung hat sich das Bildungsministerium offenbar zu einem Berechnungstrick hinreißen lassen, mit welchem der offensichtliche Notstand beschönigt werden soll.

Der Trick

Quelle GEW Sachsen-Anhalt
Bildungsminister Tullner kündigt im März an, es müssten mehr Anstrengungen unternommen werden, um eine "Richtlinie" 22 Kinder/Klasse zu erreichen. Derzeit gäbe es Klassen, welche mit 13 oder 15 Klassen geführt würden. Diesbezüglich seien perspektivisch und vor allem im ländlichen Raume Klassenzusammenlegungen nicht auszuschließen. Nehmen wir folgendes Beispiel: Eine Klasse mit Ausnahmegenehmigung 13 Kinder und eine Klasse mit 15 Kindern. Eine Zusammenlegung bedeutet also eine Klassengröße von mindestens 28 Kindern - in einem Klassenzimmer von wievielen Quadratmetern - mit welcher Unterrichtsmethodik - in wievielen Fächern? 

Was Minister Tullner NICHT sagte, ist Folgendes: Offensichtlich läuft von Seiten des Ministeriums und des Landesschulamtes bereits die konkrete Umsetzung dieses Gedankens und dies bedeutet eine geringere schülerbezogene Lehrerstundenzuweisung an sämtlichen Schulen. Damit senkt er den Bedarfswert an anzustellenden Lehrkräften um ca. 250 Vollzeitstellen. In Wirklichkeit wird das Angebot an Grundschulen ausgedünnt, indem diese einfach weniger Lehrerstunden zugeteilt kriegen!

Fatale Folgen

Schulen, welche klar ÜBER den geforderten Mindestschülerzahlen der SEPL-VO2014 liegen, sehen sich mit einer Unterversorgung, was Lehrerstundenzahlen für das Jahr 2018 betrifft, konfrontiert. Hier ein aktuelles Beispiel: Hain 63 Schüler mit einer Anfangsklasse von "nur 13" Schüler kriegt 3,2 Klassenlehrer, Rottleberode mit 4 Klassen im Rahmen der SEPL-VO2014 3,8 Vollzeitpensen. 

Auch andere Schulen schlagen Alarm, weitere werden folgen:

Wieder zwei Planungsnormen - eine davon durch die Hintertüre


Ist die SEPL-VO2014 noch in Kraft? Wir meinen ja. Demzufolge ist davon auszugehen, dass Klassen ab 15 Schülern Anspruch auf eine Vollversorgung mit Lehrerstunden haben. Falls dem nicht mehr so sein sollte, muss sofort ein Normenkontrollverfahren eingeleitet werden. 

Richtgröße 22 Kinder /Klasse: Diese wird über eine bundesweite Statistik herbeigeredet. Dabei ist es scheinbar bedeutungslos, ob wir von Städten und ländlichem Raum sprechen. Erstrebenswerte Zielgröße bedeutet für einzügige Grundschulen im ländlichen Raum de facto eine Erhöhung der Mindestschülerzahlen durch die Hintertür. Damit bewegt sich das Bildungsministerium erneut in Richtung Ursprungs-Sepl-VO2014, welche eine Erhöhung auf 80 Kinder im Jahre 2017/18 vorsah. Dieses Vorhaben musste im Dezember 2014 abgeblasen werden, weil es sich als nicht praktikabel für den ländlichen Raum erwiesen hat. Ein weiterer Grund: Ein schwebendes Normenkontrollverfahren, wonach ein derart massiver Eingriff ins Grundschulnetz NICHT auf dem Verordnungsweg angeordnet werden kann. Nun also ein neuer Anlauf.

Vergiftete Suppe für die Standortträger , Lehrkräfte, Eltern und Kinder!


Wieder erweckt dieses Kabinett den Eindruck, als sei diese "geringfügige" Anpassung durch die Schulträger und Lehrkräfte locker zu bewältigen. In Tat und Wahrheit werden durch eine reduzierte Lehrerstundenzuweisung gerade kleinere einzügige Landschulen mit weniger als 80 Kindern zu dem gemacht, wovon das Bildungsministerium seit 2012 ununterbrochen und nicht unterlegt labbert: Schlechte Schulen. Aushungern, indem sie suboptimale Lehrerzuweisungen erhalten. Standortträger werden auf diesem Wege erneut zur Schließung eigentlich bestandsfähiger Schulstandorte gedrängt - natürlich völlig freiwillig....

Unser Bildungsminister sonnt sich medial weiterhin mit Aussagen wie: "In dieser Legislatur werden unter meiner Führung keine weiteren Grundschulen geschlossen". Weshalb bitte werden denn weiterhin Schließungen debattiert oder vollzogen? 
  • GS Bahnhof Hettstedt schließt. 
  • GS Rottmersleben schließt
  • GS Friedrichsaue: Stadtrat kämpft um Erhalt
  • GS Hayn: Wieder Schließungs-Szenarien in der Diskussion.
Die Ausführungen des Bildungsministers anlässlich der letzten Landtags-Session und die Vorab-Erklärung des Finanzministers, wonach es keine weiteren Mittel für Lehrereinstellungen geben werde, machen deutlich, dass dieses Kabinett Bildungsabbau an Grundschulen speziell im ländlichen Raum ganz bewusst vorantreibt.
Dass aber in Halle auch noch weniger Lehrkräfte als vorgesehen ausgebildet werden sollen, ist angesichts der aktuellen Problematik überhaupt nicht mehr vermittelbar.

EINE von mehreren Antworten auf diese Entwicklung besteht für Betroffene im Unterschreiben der Volksinitiative der GEW. Macht mit, druckt Unterschriftenbogen aus, legt sie an Elternabenden und in Geschäften auf. Ziel: Möglichst schnell 30 000 Unterschriften zusammenkriegen!

 



  

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