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Konzentration von Grundschulstandorten: Hochrisiko-Planung

Seit Jahren weist das Aktionsbündnis Grundschulen vor Ort auf die Risiken der Grundschulschließungen im ländlichen Raum und der Konzentration der Standorte auf wenige Zentren hin. Derartige Planungen laufen so lange gut, wie ein negatives demografisches Szenario vorliegt. Kommt da jedoch etwas dazwischen, kollabiert das System. Dargelegt in einem Beitrag vom März 2015:

"Je zentraler Beschulung stattfindet, um so problematischer wird es, mit diesen Infrastrukturen unvorhergesehene Trends aufzufangen. 1 große Schule ist da ganz schnell überfordert. 4 kleinere Schulen wirken wie ein Schwamm und sind zugleich ein wichtiger Standortfaktor für Zuzug."


Stendal Nord

Vor zwei Jahren saniert und heute stellt sich raus, dass das Raumangebot sowohl für Grundschule wie für den Hort mitnichten ausreicht,. Zwei Auszüge aus einem aktuellen und sehr aufschlussreichen Beitrag der Volksstimme:

Offensichtlich tauchen langsam auch bei den involvierten Politikern grundsätzliche Fragen  nach dem Sinne der bisherigen Schulnetzplanung auf:



Die großen Linien gibt das Land vor.

Es ist zu einfach, die Kommunalpolitiker für die Schulnetzplanung als Alleinschuldige hinzustellen. Bestandsfähigkeit von Schulen wird durch das Land definiert. Förderfähigkeit genau so. In diesen Leitplanken haben sich die Kommunen zu bewegen. Wir erleben das gerade wieder mit den STARKIII-Planungsszenarien. Es gibt aus Sicht der Kommunen keinen anderen Weg als Schulkonzentration, ansonsten entfällt die Förderung. 
Hier dargestellt bei der Gemeinde Saale - Wipper, ehemals 4 Grundschulstandorte, einer bereits 2014 geschlossen, 2 weitere stehen an, um ein STARKIII-Projekt durch den Demografie-Check zu bringen:


Der "Schwamm", von dem wir sprechen, ist weg. Steigende Schülerzahlen, gesellschaftliche Entwicklungen sind von einem Schulstandort auszuhalten, welcher in kürzester Zeit überfüllt ist. Oder aber, man baut dort  neu, wo man wenige Jahre zuvor Schulen geschlossen hat.....

Die Größe von Grundschulen kein Thema?

Ich werde in einem nächsten Beitrag die Grundschullandschaft Halberstadts beleuchten. Ich könnte auch Staßfurt sagen oder Jessen, Sangerhausen, usw. Gemeint sind Mittelzentren, welche Grundschulstandorte aus dem ländlichen Raume absaugen und dann Grundschulen mit 350 bis 400 Kindern führen, entsprechend Horte mit 250 bis 300 Kindern.  Das soll dann effizient sein? Aus personalorganisatorischer Sicht möglich, mit Betriebskostenersparnis häufig begründet und sonst eben Sanierungsstau, der nur durch "Konzentration der Mittel" behoben werden kann.

Welches ist eigentlich die Kinderwelt, die Wahrnehmungsfähigkeit von 6-10-Jährigen? Räumlich, bezüglich Größe=Menge und Nachvollziehbarkeit? Faktoren, welche in der Lernpsychologie, auch bei der Entwicklung von Lehrmitteln eine ganz entscheidende Rolle spielen.

Beim Thema Schulnetzplanung,  Schulwege, Größe von Grundschulen und Entfernung vom Wohnort spricht man weder von Lernpsychologie NOCH von Kindern. Sind Schul- oder Hortgrößen mit über 300 Kindern "kindgerecht"? 

Wenn solche Schulanlagen von Kindern besucht werden, welche aus 10 und mehr Kilometern anreisen: Werden sie zu dieser Umgebung einen Bezug finden? Können sie hier mit "allen Sinnen" lernen? DAS wären Fragen, welche wirklich von Bedeutung sind. 

Nein, man flunkert organisatorischen und baulichen Höchststandard vor, ohne zu erkennen, dass man die wichtigsten Player in diesem Planspiel übersehen hat. Kinder mit dem Anspruch, sich altersgerecht entwickeln zu dürfen. Grundlage sind also  entwicklungstypische Fähigkeiten und Bedürfnisse der Kinder.. 

Alles Andere ist die völlig überholte Vorstellung des "Schullabors", der "Mini-Universität". Kind kommt rein und in der von Planern gewünschten Form wieder raus. 



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