In diesem Beitrag geht es um 6 wesentliche Punkte, welche kurz erläutert und teilweise hinterfragt werden. Sie sind mehr oder weniger gleichwertige Bestandteile für das, was wir lebenswerten ländlichen Raum nennen. Der Fokus liegt nun nicht auf Grund- und Mittelzentren, sondern auf den Ortsteilen. Sie stellen bisher in einem gewissen Sinne das wirtschaftliche Rückgrat für die Grund- und Oberzentren dar. Brechen diese Ortsteile weg, hat dies fatale Folgen für die Grund- und Mittelzentren.
Arbeitsplätze:
Diesbezüglich erleben wir eine gespalte Kommunikation. Fachkräftemangel auf der einen Seite, hohe Arbeitslosigkeit auf der anderen Seite. Dazu kommt eine Diskussion um leistungsgerechte Löhne für Facharbeiter. Bezüglich dieses Punktes scheint offensichtlich: Sachsen-Anhalt bildet sehr wohl Fachkräfte aus, vermag sie aber nicht zu halten. Ein gewichtiger Grund ist die Bezahlung. So lange hier ausgebildete Intensiv-Station-Krankenschwestern oder Lehrkräfte ihr Land kursweise in Richtung Süddeutschland und Schweiz verlassen, muss nicht über Fachkräftemangel diskutiert werden. Im Vordergrund steht vielmehr die Frage: Wie können wir diese jungen Fachkräfte halten? Das gilt offensichtlich für die meisten Branchen und hat in erster Linie mal sehr viel mit Geld zu tun.
Ob dann ein Familienvater von seinem Ortsteil 20 oder 25 Minuten auf Arbeit fährt ist unwesentlich für eine Wohnsitznahme, wenn die Lebensqualität für seine Familie eben passt.
DAS bedeutet: Zentralisierung oder Strukturabbau führt keineswegs zu einem veränderten Wanderungsverhalten hier ausgebildeter Fachkräfte, so lange die Lohn-/Kaufkraftstruktur nicht passt, andernorts offensichtlich vorteilhafter ist.
Gerade für den ländlichen Raum unseres Bundeslandes mit seiner regionalen Vielfalt und unzähligen Sehenswürdigkeiten steht jedoch noch ein Aspekt im Vordergrund: Zusatzeinkommen mit kleingliedrigen touristischen Infrastrukturen. Darauf wird beim Thema Tourismus eingegangen.
Güter des täglichen Lebens
Da werden mobile Versorger propagiert. In anderen Bundesländern kennt man den mobilen Supermarkt mit über 3000 Artikeln. Damit kann zwar ein Segment abgedeckt werden, wenn auch nur für z.B. 2 x 15 Minuten pro Woche. Darin liegt das Problem. Es funktioniert im Moment,
aber perspektivisch stellt sich auch hier die Rendite- und somit die Existenzfrage. Denn: In den Grund- und Mittelzentren herrscht Überversorgung mit Discountern und Supermärkten, welche die Region als Kundenpotential schon mal mit einrechnen. Dies mit Unterstützung der Regionalen Planungsgemeinschaften! Da heißt es nämlich schön harmlos ausgedrückt, dass in Ortsteilen außerhalb der Grundzentren weiterhin Dienstleister mit einer Fläche von weniger als 800 m2 angesiedelt werden können. Klingt gut.
Nur: Wer bei den großen Lebensmittelverteilern im Bereich "Wir suchen neue Standorte" nachschaut, stellt fest, dass deren Anforderungen bei 600 - 1000m2 für die kleinsten Geschäftseinheiten liegen. 3000 Einw. in der Kernzone, sowie 5000 Einwohner im Umfeld als Kundenpotential und Rentabilitätsschwelle mindestens 1,5 Mio € Umsatz, sagen die Berater. DAS ist der Preis des stattfindenden Verdrängungswettbewerbs der Großdiscounter. In einem Ortsteil nicht zu erreichen. Damit erledigt sich der Passus der regionalen Planungsgemeinschaft.
aber perspektivisch stellt sich auch hier die Rendite- und somit die Existenzfrage. Denn: In den Grund- und Mittelzentren herrscht Überversorgung mit Discountern und Supermärkten, welche die Region als Kundenpotential schon mal mit einrechnen. Dies mit Unterstützung der Regionalen Planungsgemeinschaften! Da heißt es nämlich schön harmlos ausgedrückt, dass in Ortsteilen außerhalb der Grundzentren weiterhin Dienstleister mit einer Fläche von weniger als 800 m2 angesiedelt werden können. Klingt gut.
Nur: Wer bei den großen Lebensmittelverteilern im Bereich "Wir suchen neue Standorte" nachschaut, stellt fest, dass deren Anforderungen bei 600 - 1000m2 für die kleinsten Geschäftseinheiten liegen. 3000 Einw. in der Kernzone, sowie 5000 Einwohner im Umfeld als Kundenpotential und Rentabilitätsschwelle mindestens 1,5 Mio € Umsatz, sagen die Berater. DAS ist der Preis des stattfindenden Verdrängungswettbewerbs der Großdiscounter. In einem Ortsteil nicht zu erreichen. Damit erledigt sich der Passus der regionalen Planungsgemeinschaft.
Anders gedacht: Wieviel ist uns Einwohnern eines Ortsteils ein Dienstleistungscenter. ein kleiner Laden mit Regionalprodukten für den täglichen Bedarf, Hauslieferdienst, mit einem kleinen Cafe/Restaurant (weil keines mehr im Ort ist), mit weiteren Services wie Poststelle, Lotto-Toto, ein oder zwei Räume für Vereine, aber auch Landarzt- und Pflegedienstbesuche bis hin zum mobilen Friseur wert? Sind wir bereit, für die hier angebotenen Produkte 15 - 20% mehr zu bezahlen als im Superdiscount und damit regionale Arbeitsplätze zu stützen und zusätzlich als Interessengemeinschaft einem möglichen Interessenten für die ersten 3 Jahre pro Mitglied jährlich 100 € als Starthilfe anzubieten? Zielsumme: 10 000€/Jahr, also 100 Mitglieder, welche auch mitdenken und ab und an mal anpacken. Wieviel Lebensqualität holen wir uns damit in den Ortsteil rein und wofür geben wir sonst so 100 €/im Jahr aus? Gewissensfragen. Kriegen wir regional mehrere derartige Projekte zusammen, damit es sich für einen Verteiler auch lohnt, diese überhaupt anzufahren?
Legt das Land dazu entsprechende Förderprogramme auf oder ist es sinnvoller, sich selbst zu organisieren?
Legt das Land dazu entsprechende Förderprogramme auf oder ist es sinnvoller, sich selbst zu organisieren?
Medizinische Versorgung:
Das Spitalnetz steht und ist in den meisten Regionen gut. Problematischer wird es mit der fachärztlichen Versorgung. Diese wird auch in den Medien immer mehr zum Thema, da sich rausstellt, dass der ausgewiesene Ärzteplan mit seiner dargestellten Über- und Unterversorgung regional offensichtlich schwere Mängel aufweist. Die Termin-hotline, welche seit 2016 dieses Problem lösen soll, vermittel zwar schnellere Termine. Um aber zum betreffenden Facharzt zu gelangen, werden den Patienten aus den Ortsteilen Wege zugemutet, die rational nicht mehr zu vermitteln sind. WENN im Raume Hettstedt-Aschersleben Dermatologen-Urologen-Augenärzte wegen Überlastung keine Termine mehr für neue Patienten vergeben, dann HERRSCHT Unterversorgung. Ende.
Unter diesem Dilemma leidet die Bevölkerung in den Ortsteilen doppelt, aber auch Grund- und Mittelzentren sind davon betroffen. In den kommenden Jahren wird auf Grund der Bevölkerungsstruktur gerade in diesen Fachbereichen der Bedarf eher steigen, sind also Änderungen zwingend nötig. Oft beginnt dieses Problem schon bei den Haus- und Kinderärzten.
Ortsnahe Betreuung für Kinder
Dazu haben wir uns in einem separaten Beitrag bereits ausführlich geäußert. Anzufügen ist: Dieser Baustein der Daseinsversorgung ist natürlich maßgeblich für die künftige Altersstruktur eines Ortsteils. Planer und Wissenschaftler definieren hier einen Radius von max. 5 Kilometern, der noch in der Akzeptanzgrenze liegt. Was darüber liegt, führt für mögliche Neuzuzüger bereits in einen suspekten Bereich und zu einem Gewissenskonflikt. Wenn dieser Radius in Sachsen, in Thüringen, in Österreich, in der Schweiz, sogar in Studien des IWH als erstrebenswert definiert wird, sollte dies von Landespolitikern in Sachsen-Anhalt nicht dauernd schöngeredet und in Frage gestellt werden.
ÖPNV
Dieses Thema steht im nächsten Beitrag im Zentrum. Dabei geht es um die Frage, wo verlässlicher ÖPNV beginnt und ab wann er im ländlichen Raum zu erweitertem Schülerverkehr degradiert wird. Natürlich geht das nicht zum Nulltarif, aber es ist auch nicht so, dass das Land Sachsen-Anhalt diese Kosten alleine zu stemmen hat. Es darf also durchaus phantasiert werden.
Tourismus
Damit schließt sich die Klammer "Bausteine für Ortsteile" aus unserer Sicht. Tourismus ist ähnlich komplex wie KITA/Grundschule. Ein Pflänzchen, welches die richtige Umgebung und das Zusammenwirken von Sonne, Wasser, dem richtigen Boden und dem notwendigen Klima benötigt, wenn es sich gut entwickeln soll. Diese Zusammenhänge werden am Beispiel eines Regionalkonfliktes zum Thema Tourismus dargestellt.
Fehlt da nicht noch was?
Klar:
- Vereinsleben: Die Frage nach deren Zukunft wird beantwortet durch die Realität: Gelingt es, genügend Nachwuchs zu finden, ja oder nein? Findet ein Wandel in der Bevölkerungsstruktur statt? Nicht zu unterschätzen dieses Thema, denken wir an die Feuerwehren. Die Chancen auf Wandel ist gekoppelt an die oben aufgeführten 6 Themen.
- Technische Infrastrukturen: Straßen, Wasserver- und Abwasserentsorgung, immer höhere Kosten/Einwohner bei abnehmender Bevölkerungszahl. Ein Fall für die Statistiker und den Landesrechnungshof. Ab wann ist Schluss, oder befinden wir uns bereits in dieser Schlaufe? Gibt es absehbar ganze Regionen, in welchen man sich "das" nicht mehr leisten kann? Dieselbe Frage stellt sich im Zusammenhang mit IT-Strukturen.
- Gibt es eine Karte, auf welcher diese Gebiete bereits als theoretische Abwicklungsgebiete gekennzeichnet sind? Ab wann darf hier nicht mehr investiert werden?
Fragen wie diese ergeben sich logischerweise, wenn man erkennt, dass ebenzentrale Elemente der Daseinsvorsorge durch Strukturreformen aus dem ländlichen Raum verschwinden oder in unerreichb are Ferne gerückt werden.
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