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ZdLR(3): Demografiegläubigkeit - Wie lange noch?



Zwei Elemente haben die Strukturdiskussion im ländlichen Raume während der letzten Jahre geprägt:
  • 5. Regionalisierte Bevölkerungsprognose aus dem Jahre 2008/2025 (mit Zahlenmaterial von 2006/07) und Projektionen bis 2035.
  • Deubel-Gutachten mit Auslotung von Sparpotentialen in Sachsen-Anhalt im Vergleich zu anderen Bundesländern
  • Einen weiteren Einfluss hatte die absehbare Kürzung von Subventionierung durch Bund und EU, wobei die Zukunft nicht so schwarz ausschaut, wie sie 2010 dargestellt wurde.
In seinem Strategiepapier 2020+ aus dem Jahre 2011 erklärt Jens Bullerjahn, Finanzminister seit 2006, mit welchen Prioritäten Sachsen-Anhalt umgestaltet werden soll:

Demografie, Spardruck, keine neuen Schulden und "Sachsen-Anhalt" im Ländervergleich sind die wichtigen Argumente. In Sachen Demografie werden Projektionen bis 2035 als gesetzt und irreversibel betrachtet. In diesen Leitplanken soll Raumplanung  Personalentwicklungsplanung, Schulentwicklungsplanung betrieben werden. Das alles sehr zentralisiert! 

In diesem Umfeld wird nun also Demografie verwaltet. Kommunen erhalten den Auftrag, auf Basis dieser und ähnlicher Prognosen neue Investitionen in Ortsinfrastrukturen zu planen, deren Bestandsfähigkeit bis 2030 und noch länger nachzuweisen. So wollte und will es die Landesregierung. Wann erscheint eigentlich endlich die 6. regionalisierte Bevölkerungsprognose, welche aufzeigen wird, dass die bisherigen Annahmen zu pessimistisch waren?

Wo blieb der offensive Ansatz? Kommt Sachsen-Anhalt überhaupt dazu?

Demografischer Wandel im ländlichen Raum kann über Standortfaktoren beeinflusst werden. Dazu gibt es seit 2008 eine hochinteressante Dokumentation.  Konzepte  und Handlungsmuster, wie eben auch auf lokaler Ebene sehr viel bewegt werden kann - wenn denn nicht die Landesverwaltung mit neuen Vorgaben diese Anstrengungen zunichte macht. Lesenswert für alle, welche den ländlichen Lebensraum schätzen.
Eine sehr interessante Zusammenstellung zum Thema Geburtenraten müsste eigentlich den Schluss zulassen, dass ein intakter ländlicher Raum zu deutlich höheren Geburtenraten beiträgt, die demografische Entwicklung durchaus zu beinflussen vermag.

Grundvoraussetzung sind jedoch vorhandene Infrastrukturen im Bereiche Daseinsvorsorge UND weiche Infrastrukturen. Genau DAS, was  mit  zentralisierten Planungsszenarien außerhalb von Mittel- und Grundzentren abgebaut wird. Ein vorauseilender demografiehöriger Strukturabbau, welcher verhindert, dass  demografischem Wandel  wirkungsvoll entgegengesteuert werden kann. Eigentlich erstaunlich: 2008 wurde von den Ministerien in Sachsen-Anhalts genau auf diese Problematik und die Chancen hingewiesen:

Spannend ist heute, dass wir diese Papiere von 2008 ( welche in anderen Bundesländern in ziemlich genau dieser Form zur Umsetzung gelangten!), in Sachsen-Anhalt so gut wie nicht mehr diskutieren können, denn über 700 Gemeinwesen, welche damals existierten und als Grundlage dienten, existieren juristisch nicht mehr - sind in eine größere Kommune fusioniert. Und wie! Wenn schon immer vom Ländervergleich gesprochen wird, dann sei hier ein solcher erlaubt. Wir sind Spitze - für einmal!



Deswegen müssen wir uns gerade auf lokaler Ebene mit dem nächsten Thema intensiv auseinandersetzen: 
  • "Immer größer" führt zu "immer schlechter" für den ländlichen Raum.  Ein Risiko, welches seit 2007 thematisiert und politisch bekannt ist.


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