Direkt zum Hauptbereich

Blick Grundschullandschaft im Jahre 2030: 200 Grundschulen zuviel!

Grundschule Wust
Nach der Zahlenbeigerei im letzten Beitrag schauen wir konkret  hin. Was passiert genau demografisch und in welcher Form wirkt sich das energetische Sanierungs- und Wirtschaftsförderungsprogramm STARKIII auf den ländlichen Raum aus? Dieser Ausblick ist keine Hypothese, sondern eine klare Konsequenz, sofern an den Richtlinen (Demografie-Check) keine Korrekturen erfolgen.

Verschärft wird diese Projektion durch die Aussage von Staatssekretär Felgner in Aschersleben, wonach es durchaus vorstellbar sei, bei Bedarf eine dritte Auflage STARKIII aufzugleisen, um sämtliche Schul- und Kita-Objekte nach diesen Vorgaben zu sanieren. Wir nehmen diese Ankündigung ernst und setzen um: Die neue Schullandschaft Sachsen-Anhalts besteht (von einigen wenigen Ausnahmen abgesehen) aus sanierten "bestandsfähigen Schulen" nach Vorgabe STARKIII.

Die Schüleranteile Stadt-Land verändern sich ab 2025 massiv

Ist das nur pessimistische Prognose, indem möglichst viele negative Faktoren zusammengerechnet wurden oder die Realität? Hat man hier bereits den laufenden Strukturabbau im ländlichen Raume einkalkuliert? Wir wissen es nicht. Schulträger müssen mit diesen Zahlen planen und: STARKIII plant ganz offensichtlich mit diesen Prognosen das neue "bestandsfähige" Kita- Schulnetz Sachsen-Anhalts. Zahlen aus 5. regionalisierte Bevölkerungsprognose des Landes Sachsen-Anhalt:


Darauf aufbauend nun die Projektion 2026 und 2033, was die Anzahl Grundschulen nach STARKIII-Vorgaben betrifft.
Darin steckt ein Positiv-Puffer von ca. 15 % . Beispiel Oberzentren: Diese sind mit einem Durchschnitt von 200/Kindern/Schule gerechnet. Daraus resultieren für 2016 90 Schulen. In Wirklichkeit gibt es 75 Grundschulen (freie Schulträger nicht eingerechnet!)

Mittelzentren und ländlicher Raum differieren erheblich, was die Durchschnittsschülerzahlen betrifft. Verwendet wird hier der Durchschnitt 150 Schüler pro STARKIII-Objekt, da STARKIII von mindestens zweizügigen Grundschulen ausgeht und wir eine einigermaßen verträgliche durchschnittliche Klassenfrequenz von 19 annehmen. Wir wissen aber, dass höhere Zahlen angestrebt werden, weil sonst wieder zuviel Personal benötigt wird. Dies würde zu noch mehr Schulschließungen führen. Dieser Projektionsdurchschnitt verfälscht für 2016 die Zahl der Grundschulen im ländlichen Raum, da gerade die Landschulen einzügig arbeiten. Zielgröße der STARKIII-Förderprojekte sind jedoch zweizüge Grundschulen - deshalb der Durchschnittswert 150.

Noch etwas Seltsames: Flüchtlingszahlen werden nicht eingerechnet! Gilt auch für Demografie-Checks. Dazu mehr später.

Hier die Projektion:



Dazu der heutige Stand Grundschulen in Zahlen:

In Oberzentren : ca. 75 Grundschulen
In Mittelzentren: ca. 160 Grundschulen
in den  Grundzentren (zentrale Orte) und Ortsteilen: ca. 210 Grundschulen (nachdem 2011-2015 bereits ca. 50 Schulen geschlossen wurden!)

Was sagt uns das? 

Die Grundschulen in den Oberzentren werden Bestand haben, hier sind so gut wie keine Änderungen zu erwarten.

Die Mittelzentren machen sich derzeit große Hoffnungen auf Sanierung ihrer städtischen Schulen. Um diese demografiefest zu halten, wird vielerorts auch mit Schließung von Grundschulen in der Peripherie, also in den nahe liegenden Ortsteilen  geplant.

Die normalen Grundzentren und Ortsteile stecken in der schwierigsten Situation. Sie benötigen vielfach die Schließung von zwei Grundschulen, um überhaupt ein Förderobjekt demografiefest hinzukriegen. Rein rechnerisch sind die 210 Grundschulen der Ortsteile mit diesem irren STARKIII-Demografie-Hebel überhaupt nicht mehr notwendig.  Damit ist auch erklärt, dass sich der Demografie-Check , wie er jetzt steht, im ländlichen Raum  über die vorgegebenen Laufzeiten gar nicht halten lässt. TrOTZDEM MUSS SO GEPLANT WERDEN; erzwingt man Schulschließungen.

Das alles passiert, weil diese Landesregierung KEIN taugliches Schulkonzept aufgleist, mit welchem dem demografischen Wandel  begegnet werden könnte. Stattdessen ganz klarer Strukturabbau, Rückzug aus dem ländlichen Raum. Darüber vermögen die STARKIII-Projekte aus dem ELER-Fonds nicht hinwegzutäuschen. Sie stützen Grundzentren zum Preis des Rückzuges aus den Ortseilen..

Das Irre: Das ganze Land tanzt um diese unrealistischen Zahlen, welche diese Landesregierung aus welchen Gründen auch immer festgesetzt hat. Angesichts des zu erwartenden Geldsegens und der sich abzeichnenden Aufträge muckst niemand auf. Auf der Strecke bleiben Kinder, Eltern, Ortsteile, der ländliche Raum.

Noch etwas: Würden wir in  Sachsen, in Bayern, in Österreich, in der Schweiz wohnen, könnten wir uns dieses ganze Geschreibsel sparen. Wir müssten uns nicht mit solchen irrationalen Planungsmustern auseinandersetzen. Dort hat man konzeptionelle Antworten gefunden.

Darüber muss JETZT gestritten werden. Projektion und Zahlen mögen im Detail leicht abweichen, der Trend ist klar und nicht zu bestreiten, das Ausmaß ebenso. Fühlt euren Politikern und KandidatInnen auf den Zahn! So lange nicht gebaut wird, kann gestoppt und umgesteuert werden.

Mit unserer Petition setzen wir ein Zeichen. Unterschreiben und weiter teilen, danke:




Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Sprechen wir mal "von Schule" - Klassenzimmer: Wartsaal oder "die zweite Lehrkraft" ?

Wir befassen uns heute mit  den Räumen in welchen Kinder und Jugendliche im Alter von 6 - 16  mehr als die Hälfte ihres Lebens verbringen. Es sind zwei Punkte, welche im Vordergrund stehen: Nutzung des Raumes  und Möblierung. Der Titel deutet es schon an, hier geht es um die Nutzung. Das Bild links zeigt ein Klassenzimmer um 1900 herum.   Der dazugehörige Beitrag ist sehr lesenswert. Schule um 1900 eben. "Und auch aus diesen Jungs und Mädchen ist was geworden", höre ich bereits. Ja, das ist so. Das Bild rechts oben und die Bilder dieses Abschnittes zeigen Klassenzimmer von heute. In den meisten Grundschulen sehen wir nach wie vor die klassische Bestuhlung und sie besagt etwas: Gängigste Unterrichtsmethodik ist Frontalunterricht. Dies wiederum bedeutet für die Schüler: Viel sitzen, viel zuhören, wenig Eigenaktivität und Bewegung. Ja, es gibt auch andere Klassenraumbestuhlungen, sie sind lobend zu erwähnen, denn sie machen auf den ersten Blick klar, dass Unterric

Schülerbeförderung: 75 Minuten für 7-Jährige ! Wo bleibt eigentlich das Jugendamt?

Das Thema Schulschließungen produziert auf einer anderen Ebene Probleme, welche das Kultusministerium kaum und das Finanzministerium offenbar schon gar nicht interessieren. Es geht dabei einerseits um entstehende Kosten für den Schülertransport und zugleich um die Frage: Wo liegt die Grenze der Zumutbarkeit von Schülertransporten für Grundschüler? Dazu hat man in den letzten Tagen mehr erfahren: Kosten der Schülertransporte: Dazu Infos aus dem Kreise Jessen. Die Transportkosten stiegen von 4,26 Mio € im Jahre 2008 auf 5,45 Mio im Jahre 2011. Die durchschnittliche Kilometerleistung für einen Weg/Schüler betrug 15,61 Kilometer (2011) und wird mit den begonnenen Schulschließungen massiv zunehmen. ( Quelle MZ ) Diese Millionen scheinen irgendwo vom Himmel zu regnen und das Haushaltsbudget des Landes Sachsen-Anhalts nicht zu belasten. Hier spricht man nämlich nur vom enormen Sparpotential, ohne genauere Zahlen zu nennen. 75 Minuten von Tür zu Tür Zumindest der Landkreis Mansfeld S

Die Rechte unserer Kinder (1)

http://www.jugenddelegierte.de Nachdem wir inzwischen bis zum Gehtnichtmehr dargestellt haben, dass die Schwerpunkte der gegenwärtigen Planungen des Finanz- und Kultusministeriums ausschließlich finanzielle und personelle Gründe haben, möchten wir in diesem und den folgenden drei Beiträgen die Kinder in den Fokus stellen  Sie sind es, welche am Unmittelbarsten betroffen sind und - das behaupten wir jetzt - entsprechend Schaden nehmen oder benachteiligt werden Die Uno-Kinderrechts-Konvention von 1989  legt die Kinderrechte in 10 Punkten fest:  Drei davon möchten wir in diesem Zusammenhang herausgreifen: das Recht auf Gesundheit das Recht auf Bildung das Recht auf Freizeit, Spiel und Erholung 1. Recht auf Gesundheit Dazu eine Wegleitung zum Schlafbedarf von 6-11-Jährigen Für 5-6-Jährige beträgt dieser 11,5 Stunden, 7-11-Jährige liegt der Wer bei 11 Stunden. Daraus ergibt sich ein handfestes Problem für Eltern, deren Kinder bereits um 05:30 aus den Federn müssen, u