Da haben wir die Bescherung. Mansfeld-Südharz hat die bundesweit höchste Schulabbrecherquote und erhält unverhoffte Medienpräsenz. Standortwerbung, welche man sich so nicht wünscht. Auch die MZ nimmt sich in einem Kommentar des Themas an und fragt, ob der Landkreis generell den Anschluss verliert. Müsste man nicht fragen: Hatte er denn je Anschluss und falls nein, was mögen die Gründe sein, dass wir 25 Jahre nach der Wende uns noch immer im Strukturabbau befinden? Begegnen wir der Thematik etwas ironisch und:
Nehmen wir es sportlich!
Es war ein Kopf an Kopf-Rennen, welches im Foto-Finish entschieden wurde:
- Platz 1 Mansfeld-Südharz mit 12,58 %
- Platz 2 Jerichower Land mit 11,66 %
- Platz 3 Landkreis Stendal mit 10,87 %
Der Argumentation folgend, verliert also nicht Mansfeld-Südharz den Anschluss, sondern offensichtlich der ländliche Raum mit Ausnahme der Speckgürtellandkreise. Auch nur bedingt: Halle mit 9,37% oder Magdeburg mit 8,07% sind ja auch keine Vorbilder. Dann schon eher der Harz, mit 7,23%.
Verliert also Sachsen-Anhalt als Bundesland den Anschluss?
Es ist zu einfach, nur Arbeitslosigkeit und Bruttoinlandsprodukt als Referenzgrößen für schulisches Scheitern heranzuziehen. Daraus wird nämlich ein Schuh für die Bildungspolitik. Hausiert sie nicht mit dem Etikett Chancengleichheit?
Die Untersuchung belegt genau das Gegenteil! Offensichtlich vermag unser Bildungssystem diese Zielsetzung mitnichten zu erfüllen. Das bedeutet: Wer zu Hause keine Eltern hat, welche ganz gezielt fördern und unterstützen, landet mit hoher Wahrscheinlichkeit auf der Verliererstraße. Dies bestätigt sich mit den Zahlen der Region Dortmunds und Berlins. Also kein Problem alleine der neuen Bundesländer.
Bedarfsgerechte Planung? Ein aktuelles Beispiel:
Derzeit wird die 24-Stunden-Kita gefordert. Natürlich nicht, weil die Kinder 24 Stunden in der KITA sein möchten, sondern weil Arbeitgeber immer flexibler über ihre Arbeitskräfte verfügen möchten. Also Betreuung rund um die Uhr. Somit ist dafür gesorgt, dass die Kinder kein Grund mehr sind, Schichtdienste, Wochenenddienste etc. abzulehnen. Korrekterweise muss man also sagen: Bedarfsgerechte Unterbringungsplanung von Kindern im Sinne der Wirtschaft, auf dem Buckel der Kinder.
Positiv umgelegt auf die Schule: Welche Voraussetzungen muss Schule erfüllen, dass sie in Zukunft ihrem Anspruch der gleichen Bildungschancen für alle gerecht wird? Was braucht es da an künftigen Rahmenbedingungen, dass eben auch Kinder aus so genannten Problemregionen dieselben Chancen kriegen? Als Wunsch könnte man formulieren: Schulbildung findet in der Schule statt und wird nicht in Form von 6 - 15 Stunden Hausaufgaben/Woche nach Hause delegiert. Das könnte EIN Schritt nach vorn sein. Damit befinden wir uns mitten in einem bundesweiten Problem, wie die folgende Animation zeigt. Föderales Schulsystem, welches sich nicht mehr zu entwickeln vermag, aber beliebtes Steckenpferd von profilierungssüchtigen Landespolitikern und Parteien. Der Preis: Generell hohe Abbrecherquoten in Schule und Berufsausbildung.
Und Sachsen-Anhalt scheint da ganz besonders viel Aufholbedarf zu haben. Als Landrätin würde ich also diesen Bundes-Sonderpreis in die Vitrine des Kultusministeriums stellen, denn die Verantwortlichen für dieses Schulsystem sitzen in Magdeburg. Schule ist Ländersache - leider. Man beachte auf der Animationskarte Frankreich, Dänemark, Schweden. Es geht ganz offensichtlich auch anders.
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