Eine große Anfrage zum Thema Lehrkräfte und Personalentwicklung an den allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen ist Anlass zu einer Aussprache im Landtag, welche zwischen 13:05 und 14:05 stattfinden wird und auch im Livestream des Landtages mitverfolgt werden kann. Kultus- und hoffentlich insbesondere Finanzministerium müssen erklären, wie es zu diesem Personal-Fiasko im Bildungswesen kommen konnte. Damit schließt sich für das Aktionsbündnis - und wohl auch für die GEW - ein Kreis. Es lohnt sich, den inhaltlichen Verlauf dieser Debatte der letzten 2 Jahre gerafft darzustellen:
Mit Einreichung unserer Petition haben wir darauf hingewiesen, dass durch eine Umstellung im Schulsystem mit der Einführung jahrgangsdurchmischter Klassenbildung und der Bildung von Schulverbünden:
- SEPl-VO2014 die Zähne gezogen werden können, da diese Verordnung mittelfristig im ländlichen Raum NICHT umzuetzen sei!
- mehr Lehrer als durch SEPL-VO2014 eingespart werden. Das Einsparen von prognostizierten 450 Lehrkräften durch Schulschließungen sei unrealistisch, man käme auf vielleicht 100 Lehrkräfte...
- bessere, nachhaltigere Bildung auf Stufe Grundschule gewährleistet werden kann
- keine Schulstandorte aufgegeben werden müssen
- die Attraktivität des ländlichen Raumes als Wohnort für Familien erhöht werden kann.
- gesamtwirtschaftlich betrachtet eine win win Situation für Sachsen-Anhalt entsteht
Bis heute liegt diese Petition in den Ausschüssen. Es ist uns auch bis heute keine schriftliche Stellungnahme und Widerlegung unserer Argumente zugegangen. Wie auch! Dieser Verordnung liegt bis heute keine gesamtheitliche Wirtschaftlichkeitsuntersuchung zu Grunde!
Interessant: In den letzten Jahren stellten insbesondere die Bundesländer Bayern und und der Freistaat Sachsen recht konsequent auf die von uns skiziierten Vorschläge um - und haben heute Planungssicherheit und weitgehend Schulfrieden. Schade, dass unsere Landesregierung bockt und Gesprächsverweigerung betreibt. Das ist keine politische Kultur. Die Ergebnisse sehen wir heute.
Kultusministerium und CDU/SPD konterten diese Vorschläge mit populistischen Argumenten, ohne wirklich auf die Inhalte einzugehen:
- "Gute Schule" braucht eine bestimmte Größe = Kleine Schulen sind schlechte Schulen. Inzwischen hat man SEPL-VO2014 nach unten anpassen müssen, da nicht umsetzbar!
- Wir wollen keine "Fahrlehrer". Suggeriert wurde, Lehrkräfte müssten mit unserem Vorschlag an zwei bis drei Schulstandorten unterrichten. Das trifft auf verschiedene Fachlehrer seit jeher zu, ist jedoch bei den Klassenlehrkräften nicht der Fall. Inzwischen läuft eine Inseratenkampagne für 100 neue Lehrkräfte, Bedingung Autofahrer, um als Vertretungsreserve (nicht wegen Krankheit, sondern wegen akuten Lehrermangels) an verschiedenen Standorten zu unterrichten.
- Die CDU hat das Schlagwort Schulverbund von uns übernommen und möchte "nach den Wahlen" Schulverbünde einführen. Inzwischen wurden 40 Schulen geschlossen und die Schulverbünde machen nur noch Sinn, wenn mehrere Schulen mit weniger als 60 Kindern sich zu einem Verbund zusammenschließen. DAS gibt aber die SEPL-VO2014 nicht her! Es handelt sich also um einen Wahlkampf-Luftballon.
- Mit der Anpassung der SEPL-VO2014 ist der "Personalspareffekt von über 400 Stellen", den Herr Bullerjahn 2002 ausgemacht haben will, pulverisiert, war er schon immer! Inzwischen werden nicht mehr jährliche Einstellungskorridore von 200 Lehrkräften (Personalentwicklungskonzept Bullerjahn 2012) sondern laut Minister Dorgerloh zwingend jährlich mindestens 500 Lehrkräfte angestellt werden müssen.... Damit erweist sich der bereits 2013 von der GEW errechnete Personalbedarf als richtig!
Die bisher stattgefundenen Schulschließungen waren also für die Katze. Sie haben nicht den erwarteten Effekt, dafür viel Streit und Verlust an Lebens- und Bildungsqualität gebracht.
Dass das alles so schnell und so krass sichtbar werden könnte, hat uns selbst überrascht. Denn: Heute diskutiert der Landtag über einen schulplanerischen Totalschaden! Dieser darf nur zum Teil dem Kultusminister angelastet werden. Der Ursprung dieser Fehlplanung liegt im Finanzministerium! Und dieses setzt seinen Amoklauf in der Bildungslandschaft fort!
Mit STARKIII werden willkürlich Zugangsbedingungen geschaffen, welche einzügigen Grundschulen und bestehenden Kitas in den Ortsteilen keine Chance auf Förderfähigkeit geben. Fördergelder gibt es nur mit "Fusionen" = Schließungen. Mit dieser Hürde wird das ideologische bildungspolitische Ziel der SPD, wonach "gute Schule" eine bestimmte Größe braucht, ("Zentrumsschulen" Zentrums-Kitas ), weiter verfolgt. Was SEPL-VO2014 nicht erreichte, soll mit STARKIII abgeschlossen werden! Denn Geld ist ja in Hülle und Fülle vorhanden, 600 Millionen. Wer dabei sein will, muss halt noch einige Schulen und KITAS "freiwillig" schließen...Und die CDU trägt das alles seit 4 Jahren mit!
Die politische Zwängerei dieser Koalition geht also wider besseres Wissen weiter und wird hoffentlich 2016 an der Urne mit einem deutlichen Votum beendet werden.
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