Über die Seite von mdr war am Wochenende folgende Kurzmeldung zu lesen:
Dorgerloh: Ende der Schulschließungen
Kultusminister Stephan Dorgerloh sagte am Freitag der "Magdeburger Volksstimme", der schmerzhafte Grundschul-Abbau sei nun abgeschlossen. Die Voraussetzungen für ein stabiles Schulnetz lägen vor. Einige kleine Standorte würden in den kommenden Jahren sicher von den steigenden Asylbewerberzahlen profitieren. Quelle
Daraus könnte man folgern, dass also ein schmerzlicher Prozess, insbesondere für den ländlichen Raum, zu Ende geht. Leider fehlen, wie immer, überprüfbare Unterlagen, auf Grund derer der Minister seine Aussage begründet. Die Realität und die Argumentation des Kultusministers sind nämlich durch Realität widerlegt:
Fakten:
- Weiterhin befinden sich über 40 von verbliebenen 462 öffentlichen Grundschulen in der Bandbreite 60-80. Sie sind im Moment dank der korrigierten SEPL-VO2014 für den Moment bestandsfähig, scheitern jedoch in den kommenden Jahren an den Mindestschülerzahlen zur Bildung von Anfangsklassen und der Mindestschülerzahl. Das lässt sich schon heute an den Schulentwicklungsplänen ablesen.
- Der Verzicht der Erhöhung auf mind. 80 Schüler im Jahre 2017/18 hat jedoch noch einen ganz anderen Effekt: Das Land braucht deutlich mehr Lehrkräfte, da man ja weiterhin am Modell Jahrgangsklassen-Unterricht festhält.. Diese Löcher versucht man jetzt zusätzlich mit Vertretungsreserven temporär zu stopfen..
- STARKIII zwingt die Gemeinden, viele dieser Schulen bereits vorzeitig zu schließen, um an die begehrten Fördergelder zu kommen. Verantwortlich für den Demografie-Check von STARKIII ist das Kultusministerium. Die daraus erzwungenen Schulschließungen muss Herr Dorgerloh ebenfalls auf seine Kappe nehmen! Keine Rede also von "Ende der Schulschließungen".
- Einzügige Grundschulen in der Bandbreite 80 -100 Schüler sind nach derzeitiger Planungslage NICHT dauerhaft bestandsfähig, sondern stoßen im Laufe der kommenden 7 Jahre im Bereich Bildung von Anfangsklassen oder Mindestschülerzahlen an ihre Grenzen - sind auch durch STARKIII nicht förderfähig.
Hoffnung Asylbewerber
Seit mehr als einem halben Jahr machen wir auf diese Problematik aufmerksam, insbesondere bezüglich der Versorgung mit Lehrern. Es ist also schön, dass der Kultusminister diese Thematik nun ebenfalls aufgreift. In der Interpretation gehen wir jedoch nicht einig:
- Die bisherige Verteilpraxis in den Landkreisen orientiert sich an den Grundzentren. Gründe sind, dass Betreuung und Formalitäten effizienter angegangen werden können. Der Druck auf diese, meist eh schon gut besetzten Schulen wird also zunehmen.
- Die Verteilung von Asylbewerbern in die Landschulen ist derzeit NICHT abzusehen, folglich werden jene Schulen für den Moment überhaupt nicht von zusätzlichen Kindern profitieren können. Es sei denn, man lässt diese von der Stadt auf das Land reisen..., was dann aber schon ein dicker Hund wäre....
Fazit
Eine Aussage, welche wohl als Beruhigungspille wirken soll. Kein Wort darüber, dass auch dieses Jahr weitere Schulen nur mit Ausnahmebewilligungen in das neue Schuljahr starten werden, also nächstes Jahr erneut geprüft werden, usw.
Seit nunmehr drei Jahren, befinden sich die meisten einzügigen und noch bestehenden Grundschulen in einem Ausnahmezustand, welcher lautet: "Noch bestandsfähig, noch am Netz". Diese Ungewissheit geht weiter und ist Gift für eine Entwicklung all dieser Kommunen, denn mit Ungewissheit lässt sich keine Zukunft planen - höchstens Altersheime".
Erschreckend an dieser Erklärung ist ebenso die Tatsache, dass hiermit der Kultusminister seinen Job in Sachen Schulnetzplanung für beendet erklärt, wissend, dass die Schulschließungen über STARKIII uns in den kommenden Monaten erneut in allen Regionen beschäftigen werden.
DAMIT will er scheinbar nichts zu tun haben, hat jedoch SELBST die Grundlagen dafür im Demografie-Check gelegt...
Die Frage nach der Zukunft der Schulen im ländlichen Raum wird also aktueller denn je, ob es Herrn Dorgerloh passt oder nicht.
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