MDR hat eine Recherche zur aktuellen
Situation der Grundschulen in Sachsen-Anhalt durchgeführt und kommt
zum Ergebnis, dass deutlich weniger Schulen als ursprünglich
erwartet geschlossen werden müssten.
Diese Aussage an sich darf schon relativiert werden, denn dazu gibt es die Vorgeschichte: Erst das Zurückkrebsen des Kultusministeriums
in Sachen SEPL-VO2014 im Dezember 2014 hat zu dieser momentanen
Entspannung beigetragen. Das ist kein wohlwollendes Entgegenkommen des Ministeriums sondern gründet auf der späten Erkenntnis, dass sich die Mindestschülerzahl 80 im ländlichen Raum perspektivisch nie und nimmer würde halten können. Dasselbe gilt für die Jahrgangsklassenschulen und Mindestschülerzahl 60. Diese Hypothek wird einer künftigen Landesregierung auf die Füße fallen, spätestens ab 2020..
Wie renitent ist eigentlich dieses Landesschulamt?
Seit nun ziemlich genau 2 Jahren hören
wir Sprüche zu Grundschullandschaft in Sachsen-Anhalt, welche
inhaltlich nur noch erbärmlich, da in der Sache falsch, sind. Ein
tolles Beispiel dafür kriegen wir wieder in der Reportage von mdr:
Überhaupt
habe Sachsen-Anhalt mit 500 Grundschulen immer noch ein sehr
kleinteiliges Schulnetz, so Landesschulamtsdirektor Klieme. Thüringen
und Mecklenburg-Vorpommern hätten ein Drittel weniger Grundschulen,
bei einer vergleichbar großen Bevölkerung....
500 Grundschulen?
Selbst kleine
Anfragen im Landtag scheinen das Landesschulamt nicht von der magischen 500
wegzubringen, auch wenn in Tat und Wahrheit mit Schulbeginn 2015/16 deutlich weniger als 500 öffentliche Grundschulen öffnen werden.
Untauglicher Vergleich!
Mecklenburg-Vorpommern mit 23000 km² Fläche, 1,6 Mio Einwohnern und einer Bevölkerungsdichte
von 69 Einw./km2 hat also eine „vergleichbar große Bevölkerung“wie
Sachsen-Anhalt mit 20 000 km², 2,2 Mio Einwohnern und einer
Bevölkerungsdichte von 109 Einw./km2? WAS soll nun verglichen werden und was hat das mit Sachsen-Anhalt zu tun?
In Sachsen-Anhalt leben 646 000
Menschen (rund 30% der Gesamtbevölkerung) in den 5 größten Städten
des Landes. In
Mecklenburg-Vorpommern sind es 472 000 Einwohner, also ebenfalls rund
1/3 der Gesamtbevölkerung.. Das wars dann schon mit der Gemeinsamkeit.
Stadtschuldichte - Landschuldichte?
Spannend ist nun die Anzahl der
Grundschulstandorte: Alleine 92 öffentliche Grundschulen
Sachsen-Anhalts befinden sich in den 5 größten Städten. Magdeburg
mit 230 000 Einwohnern hat 32 öffentliche Grundschulen. Dagegen verfügt Rostock mit
202000 Einwohnern nur über 15 öffentliche Grundschulen.
Schwerin mit 90 000 Einwohnern besitzt 7 öffentliche Grundschulen
und die vergleichbare Stadt Dessau-Roßlau hält 13 Grundschulen vor,
ist flächenmäßig größer.
Was im ländlichen Raum Sachsen-Anhalts
an Grundschulen radikal abgebaut wird, bleibt in den Städten mit
minimal höheren Mindestschülerzahlen bestandsfähig...
Die Landschulmodelle Mecklenburgs – natürlich nicht der Rede wert!
Wissentlich (?) verschwiegen wird, dass gerade Mecklenburg beim Thema ländlicher
Raum mit seinen Regionalschulen und darin integrierten Grundschulen sehr
interessante Wege geht. Hier gilt das Motto Kurze Wege für kurze
Beine auch für die Schülerinnen und Schüler der
Anschlussschulstufen. Insbesondere die Sekundarschulreform Sachsen-Anhalts hat in den Jahren 2004-2006 diesen Strukturabbau im ländlichen Raum eingeleitet. Jetzt, wo diese Schulen aus allen Nähten platzen, wäre es an der Zeit, die Regionalschulen aufzubauen, zurück in den ländlichen Raum zu bringen! Hier
ein Beispiel: Regionalschule Jöerdensdorf. Weitere
Infos zum Ort Joerdensdorf, 868 Einwohner und kleines
Regionalzentrum mit Berufsschule-Außenstelle.. Regionale Entwicklung, von welcher wir nur träumen
können. Welche Weltreisen haben bei uns Kinder und Jugendliche im ländlichen Raum zu unternehmen, um weiter führenden Schulen zu erreichen?
Thüringen, über den reinen Zahlenvergleich hinaus...
Ich verzichte auf
eine tiefer gehende Analyse und pflücke ein Detail heraus,
Schülerbeförderungssatzung im Landkreis Ilm/Thüringen.
DAS wäre doch mal
einen Vergleich mit unseren Beförderungssatzungen wert, welche im Durchschnitt mit doppelt so hohen Schulwegezeiten/Tag aufwarten! Legen wir
diese Satzung mal um auf Sachsen-Anhalt, dann erreichen garantiert
25% aller Grundschüler des ländlichen Raumes ihre Schulen NICHT im
vorgeschriebenen Zeitfenster, liegen ihre Schulen außerhalb der festgelegten Entfernungen. ! Tendenz von Jahr zu Jahr steigend!
Damit erübrigen sich alle Phrasen des Landesschulamtes in Richtung
„weiterhin dichtestes Schulnetz im Vergleich....“ Es stimmt offensichtlich nicht!
Der inhaltliche
Wert der eingangs zitierten Sätze etwas überspitzt zusammengefasst:
Sachsen-Anhalt
vergleicht die Qualität seiner Zuckerrüben mit derjenigen der
Gurken aus dem Spreewald und kommt zum Ergebnis: Wir haben die
größeren Transportkisten!
DAS ist der Wert dieser, seit mehr als
zwei Jahren von Kultusministerium und Landesschulamt monoton
hinausposaunten Sätze zum Thema Schulnetz, Schüler-Lehrerquote, Kleine Schulen.! Zeit, dass die Medien da mal etwas hartnäckiger nachfragen und den Herrschaften auf die Finger klopfen.
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