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Schulplanung in LSA: Unsicherheit - der dritte Schließungshebel

GS Hayn
Schon mehrmals wurde hier über die beiden Schließungshebel der SEPL-VO2014 berichtet. Es ist dies der falsch gesetzte Wert für die Mindestschülerzahlen. Falsch deshalb, weil er aktuelle Schulgrössen bereits als Mindestschülerzahl definiert und somit bei abnehmenden Geburtenjahrgängen die bestehenden einzügigen Grundschulen unweigerlich auf die Schließungsschiene schiebt. Verschärfend wirkt die Mindestschülerzahl zur Bildung von Anfangsklassen, welche Standortgemeinden immer stärker zur Einreichung von Ausnahmegenehmigungen zwingt und zwingen wird. Daraus ergibt sich ein dritter Mechanismus, mit welchem Schulschließungen erzwungen werden können.

Fehlende Perspektive verunsichert  


  • Eltern überlegen sich angesichts eines unsicheren Schulstandortes, ob sie ihr Kind wirklich hier einschulen wollen.
  • Interessierte Familien zögern bei einem Umzug, ob sie sich im betroffenen Standort überhaupt niederlassen sollen.
  • Betroffene Familien mit kleinen Kindern stellen sich die Frage, ob es bei entsprechenden Angeboten nicht sinnvoll wäre, den gefährdeten Schulstandort/Wohnort zu verlassen.
  • Lehrkräfte lassen sich nur ungern an eine Schule abordnen, welche nicht zukunftsfähig ist.

Verunsicherung kann zusätzlich gefördert werden


Wenn nun in dieser heiklen Situation auch noch Ausnahmebewilligung zu Lasten der betroffenen Grundschule erteilt werden, dann ist es sehr schnell um deren Weiterbestand geschehen, wie verschiedene Beispiele zeigen:
  • GS Hoym: Vor einem Jahr laut Prognostik 23 Einschüler. Infolge Wegzug und Anmeldung in andere Schulen 14 Einschüler und damit auf der Kippe.
  • GS Hayn: Auf Grund Schulschließung Stolberg und Zuteilung der Schüler nach Hayn für 2014/15 klar bestandesfähig und nach SEPL frühestens 2017 zu schließen. Auf Grund von 30 erteilten Ausnahmebewilligungen 2014 stand Hayn jedoch wieder als gefährdet da. Es wird sich zeigen, ob erneute Ausnahmebewilligungen für das kommende Schuljahr den Bestand der Schule stabilisieren oder endgültig existenziell gefährden werden.
  • GS Friedrichsbrunn: Auch hier beklagt sich der Bürgermeister über die Tatsache, dass Ausnahmegenehmigungen überhaupt erst dazu geführt haben, dass die Schule 2014/15 am Rande der Schließung stand und auch jetzt noch nicht über dem Berg ist.
Diese Liste lässt sich locker um ein Dutzend Beispiele erweitern. Ist es Eltern zu verdenken, 
  • wenn sie im Interesse um die schulische Zukunft ihres Kindes stabil planen möchten? 
  • wenn sie "4 Jahre an derselben Schule", in derselben Klassengemeinschaft als erstrebenswert betrachten?
  • wenn sie nach jahrelangem Gezerre und "wenn" und "aber" und "vielleicht" einfach mal genug haben und die Zukunftsplanung der Familie an "kein wenn und aber und vielleicht" knüpfen?

Dauerprovisorien statt Planungssicherheit

Die Saat "Unsicherheit" geht auf: Beschleunigter Wegzug aus solchen Standorten, Anmeldung an Freie Schulen, Ausnahmegesuche. Gefährdete Schulstandorte kippen schneller als eigentlich geplant. Vor allem aber werden mit diesen "Unsicherheitsfaktoren" die Verbands-. und Einheitsgemeinden des Mittels beraubt, mit welchem sie eigentlich Schulplanung betreiben, der SEPL-VO2014. Damit wurde ihnen nämlich ein Kuckucks-Ei ins Nest gelegt und erst langsam merken die Betroffenen, dass da was völlig Anderes rauskommt, als das, was man eigentlich beabsichtigt und erhofft hatte. Dauerprovisorien statt Planungssicherheit. 

Gesondert zu betrachten ist dann noch der Effekt der Eröffnung von Freien Schulen an Standorten ehemaliger Grundschulen. Diese Auswirkungen auf die fortschreibende Schulentwicklungsplanung interessieren niemanden? 

So geht jetzt eine konkrete Frage nach Magdeburg, hoffentlich auch aufgegriffen von den Parteien:

Wieviele Schulen mit heute 60 - 80 Schülern sind auf Grund der Schülerprognostik und der fortgeschriebenen Schulentwicklungsplanung bis zum Jahre 2022 NICHT MEHR ÜBERLEBENSFÄHIG? Im Schulentwicklungsplan nennt man das dann: Besteht (akuter) Handlungsbedarf.....    Wieviele? Bitte keine Fusionen einrechnen, nur die Anzahl der heute perspektivisch  nicht bestandsfähigen Schul-Standorte!


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