Rückblende:
Nach hitzigen Diskussionen beschließt die Stadt Seeland im Mai 2013
als eine der ersten Städte in Sachsen-Anhalt, auf Grund der damals
frisch in Kraft gesetzten SEPL-VO2014 die Schulen Frose (2014) und
Hoym (2017) wegen zu geringer Schülerzahlen zu schließen und die
Schülerinnen und Schüler in Nachterstedt zu unterrichten.
Einen
nicht unwesentlichen Anteil in dieser Diskussion spielte das Projekt
Zweifeld-Turnhalle in Nachterstedt, welche dank dieser
Schülerkonzentration perspektivisch zusammen mit der Sekundarschule auch
ausgelastet werden konnte. Im November 2013 traf dann auch prompt der
Förderbescheid ein. Heute steht die Halle vor der Fertigstellung.
Im
November 2014 wurden Korrekturen der SEPL-VO2014 angekündigt und
plötzlich befand sich die Schule Hoym über 2017 hinaus im
Bestandsfähigkeitsbereich, allerdings noch mit einer Delle in den
Jahren 2015-17 sowohl bei der Bildung von Anfangsklassen wie auch
bezüglich der geforderten Mindestschülerzahlen/Schule.
Landesschulamt drängt auf Schließung
Im
März wird die Stadt Seeland vom Landesschulamt
„gebeten“, den Schulstandort Hoym bereits auf Sommer 2015 zu
schließen, da weder die Mindestschülerzahl zur
Bildung von Anfangsklassen noch die Mindestschülerzahl 60 erreicht
seien. Die Gesetzeslage lässt dieses Vorgehen zu und gleichzeitig
wird damit sichtbar, dass die gesamte SEPL-VO2014 im Grunde genommen
lediglich das Ziel verfolgt, im Laufe der kommenden Jahre möglichst
viele Grundschulen im ländlichen Raum vom Netz zu nehmen. Anlass
sind die Schülerzahlen 2015-17. Ab 2018 bis 2022 könnte man keine
Schließung beantragen, da die Mindestanforderungen erfüllt werden.
Perspektivische Entwicklung der Orte ist kein Kriterium für Erhalt von Schulstandorten.
Hoym
ist ein Paradebeispiel, wie ein eigentlich zukunftsfähiger Ort
systematisch platt gemacht werden soll. Mit rund 2000 Einwohnern,
einer überalterten Bevölkerung, aber auch einer beträchtlichen
Anzahl neu zugezogener Familien zeichnet sich hier ein Wandel ab, wie
die Zahlen der übervollen KITA belegen:
- dank guter Infrastruktur ist Hoym ein attraktiver Wohnort für Familien
- bereits die Diskussion um den Weiterbestand als Grundzentrum verunsichert jedoch Investoren und Behörden
- der sich abzeichnende Besitzerwechsel auf vielen Immobilien in den kommenden zehn Jahren wird dann zum Problem, wenn der Leerstand eine kritische Größe erreicht. Bisher konnte dies dank Zuzug von jungen Familien in Grenzen gehalten werden.
- Mit dem Wegfall der Grundschule verliert der Ort genau für diese Zielgruppe an Attraktivität.
- Somit besteht die Gefahr, dass mit der Schließung der Grundschule direkt in den sich natürlich und eigentlich positiv vollziehenden Strukturwandel der Stadt Hoym eingegriffen wird und zwar im Sinne von Verhinderung von Zuzug junger Familien.
- Was hier infrastrukturell abgebaut wird, soll 5 km entfernt dann ausgebaut werden. Ein Unsinn, zentralistische Bürokratie, welche natürlich gewachsene Strukturen zerstört.
Sachsen-Anhalt – alleine auf weiter Flur mit dieser Schulschließungsplanung SEPL-VO2014
Der
Grundschulstandort Hoym mit 14 Einschülern und 53 Schülern
insgesamt ist
- In Österreich ganz klar bestands- und zukunftsfähig (12,5% aller Grundschulen Österreichs haben weniger als 25 Schüler!)
- in der Schweiz ohne jegliche Diskussion klar bestands- und zukunftsfähig
- in Bayern ganz klar bestands- und zukunftsfähig.
- Im Freistaat Sachsen seit Sommer 2014 ganz klar bestands- und zukunftsfähig.
- In vielen Bundesländern dank Schulverbund und jahrgangsdurchmischtem Unterricht klar überlebensfähig.
Sachsen Anhalt geht den umgekehrten Weg.
Auf
Grund einer völlig aus dem Ruder gelaufenen
Personalentwicklungsplanung ist das Landesschulamt gezwungen, jede
sich bietende Möglichkeit von Schulschließungen zu ergreifen. Das
wird auch kompromisslos durchgesetzt, unbesehen der Millionenkosten
durch Schülerbeförderung etc. und wenn Schwierigkeiten auftauchen,
erteilt man noch einige Ausnahmebewilligungen, um zusätzlich Schüler
vom gefährdeten Schulstandort abzuziehen. Gezielter Strukturabbau an
Stelle von Stabilisierung des ländlichen Raumes!
Hoym
ist ein aktuelles Beispiel. Sämtliche Grundschulstandorte mit
derzeit weniger als 80 Kindern müssen sich darauf einrichten, dass
sie im Zeitfenster 2015 -2023 dasselbe Schicksal ereilen wird.
Im nächsten Beitrag: Der Preis der Unsicherheit.
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