Blicken wir zurück ins Jahr 2013. Mit allen möglichen Horrorszenarien wurde damals durch das Kultusministerium die SEPL-VO2014 begründet und sofortiger Handlungsbedarf angemeldet. Im Zentrum stand die Aussage, dass der demographische Wandel eine Neuordnung des Grundschulnetzes erfordere und die Lösung, welche vorgeschlagen wurde lautete: Grössere Schulen sind bessere Schulen und die kleinen Schulen sind perspektivisch eh nicht haltbar.
Der eingeschlagene Weg war und ist aus gesamtwirtschaftlicher Sicht hochproblematisch für den ländlichen Raum und wissenschaftlich nicht unterlegt. Es handelt sich um eine reine Behauptung, mit welcher die Standortgemeinden zum Handeln gezwungen wurden: Verdoppelungen der Mindestschülerzahlen in Zeiten abnehmender Schülerzahlen.
Im Dezember 2014 wurde dann die SEPL-VO2014 nachgebessert, auf eine zweite Erhöhungswelle im Jahre 2017/18 wurde verzichtet. Zur Begründung fügte der Kultusminister an, er hätte immer nur eine Erhöhung auf 60 gewollt und die SPD-Fraktionschefin, bis März 2014 eine vehemente Verfechterin der zweizügigen Grundschule als Schule der Zukunft, krebste ebenfalls zurück. Plötzlich konnte sie sich vorstellen, dass auch Schulen mit "nur" 60 Kindern gute Schulen sein können. Zu dieser Erkenntnis kam sie, NACHDEM 30 Schulen geschlossen wurden...
Der Umgang mit Schülerprognosen
Bereits 2013 wiesen die Standortgemeinden immer wieder darauf hin, dass zwischen den Basiszahlen der 5. Bevölkerungsprognose und der Realität große Unterschiede bestanden. Mehr Kinder als prognostiziert und folglich KEIN so akuter Handlungsbedarf wie immer angenommen. Trotzdem wurden letztes Jahr über 30 Schulen geschlossen und auch in diesem Sommer dürfte in mindestens 10 Schulen das Licht ausgehen, es sei denn, Ministerien und Landesschulamt retten sich mit Ausnahmegenehmigungen über die anstehenden Landtagswahlen.
Statistisches Landesamt meldet 1,6% mehr Schüler!
In Zahlen: Alleine in den Grundschulen gibt es 1214 Schüler mehr als 2013, das sind also 60 Klassen. (Quelle) 1,6% mehr Schüler sind keine "geringfügige Zunahme", sondern ein erklecklicher Zuwachs, wofür es verschiedene Gründe gibt. Einer davon ist, dass in den letzten Jahren viele junge Familien ein- oder zurückgewandert sind. Ein nicht zu unterschätzender Anteil lebt im ländlichen Raum, hat sich Wohneigentum erworben oder gebaut, entsprechende ortsnahe Infrastrukturen vorausgesetzt.
Dazu gehören auch Grundschulen - Schulen welche durch SEPL-VO2014 geschlossen wurden oder in den kommenden Jahren geschlossen werden müssen. Dazu gehören auch DIE Schulen, welche STARKIII-geopfert werden, um irgendeine Schule 5 oder 10 Kilometer entfernt mit EU-Geld zu finanzieren. Nur groß wird saniert, dies die Doktrin des Finanzministeriums. Damit wird also ein schon längst stattfindender Wandel im ländlichen Raum gewaltsam unterbrochen, Zukunft verhindert. Finanzministerium und Raumplaner bestimmen mit ihren Maßnahmen, wo Zuzug stattfinden kann und wo nicht... Wie schwach aufgestellt diese Planungsschiene ist, können wir an einem konkreten Beispiel verfolgen.
Vorausgedacht: Raumbedarf Sekundar- und Gemeinschaftsschulen?
Wir erleben bei den Sekundarschulen schon heute, dass diese aus allen Nähten platzen. Gemeinschaftsschulen lösen das Raumproblem nicht. 2004-2008 wurde dieses Schulnetz nach dem Muster "weniger Schüler, Zentralisierung ergibt bessere Schule, demografische Kurve lässt uns keine andere Wahl" usw. neu organisiert. Seither zieren viele leer stehende Schulgebäude, welche im besten Falle noch zu 15% von Grundschule und Hort genutzt werden, unsere Landschaft.
Absehbar ist jedoch, dass in den kommenden 10 Jahren diese Sekundar- und Gemeinschaftsschulen NICHT in der Lage sein werden, die erwarteten SchülerInnen zu unterrichten. Es muss angebaut, neu gebaut werden. Die Schulraum-Bedarfsplanung hat also versagt, die erwartete Prognose ist nicht eingetroffen. Dazu hört man kein Wort? Sparprogramm und Personalentwicklungsplanung haben sowas nicht vorgesehen... Der Handlungsbedarf ist aber heute da!
Daraus lässt sich ableiten:
Offensichtlich hat man 2005 - 2008 mit noch viel schlechteren Zahlen gerechnet als heute. Jetzt lässt sich sagen, dass das damalige Szenario nicht stattgefunden hat, die Schülerzahlen deutlich höher sind, die Raumverhältnisse absolut prekär werden und nicht mehr mit Erhöhung der Schülerzahl/Klasse zu lösen sind, weil das Limit an den meisten Orten bereits erreicht ist.
Trotzdem plant man heute mit demselben armseligen Instrumentarium das "Grundschulnetz von morgen". Wieder mit einem völlig untauglichen Zahlen-Mix.
Je zentraler Beschulung stattfindet, um so problematischer wird es, mit diesen Infrastrukturen unvorhergesehene Trends aufzufangen. 1 große Schule ist da ganz schnell überfordert. 4 kleinere Schulen wirken wie ein Schwamm und sind zugleich ein wichtiger Standortfaktor für Zuzug.
Je stärker in der Raumplanung im Bereiche der Grundzentren die Kreise erweitert werden, Grundzentren reduziert werden, um so unattraktiver wird der ländliche Raum für Neuzuzüger, aber auch für Gewerbetreibende. Es entsteht ein verordneter, erzwungener Abbau von Infrastrukturen und damit Lebensqualität in den Ortsteilen Einheits- und Verwaltungsgemeinden. Diese Eingriffe in die Struktur des ländlichen Raumes sabotieren auch die Bemühungen um Neuzuzug.
Exakt das, was mit den Sekundarschulen passiert ist, wiederholt diese Landesregierung mit den Grundschulen und es ist folglich nur eine Frage der Zeit, bis Hort und KITA dasselbe Schicksal ereilen wird.
Wollen wir das?
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