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STARKIII rechnet sich – aber nur für die Wirtschaft!

In regelmäßigen Abständen kann man auf den Seiten von finanzdialog.lsa.de Erfolgsmeldungen zum STARKIII Programm lesen. Wie es scheint, ist dieses „europaweit einmalige“ Programm ein voller Erfolg. Dabei wird mit Zahlen wie „Energieersparnis“, „CO2-Bilanz“ und dem Verweis auf moderne Lerninfrastruktur und Steigerung der Schulqualität argumentiert. Also alles bestens, Applaus, Applaus?

Aufwand und Ertrag

Hier ein aktuelles Beispiel eines solchen Lobgesanges, bitte auch Leserbrief betrachten. Wir legen dieses Beispiel um auf öffentliche Schulen, insbesondere Grundschulen, welche in der kommenden Förderperiode im Mittelpunkt stehen werden und fragen nach:

  • Über welchen Zeitraum rechnet sich eine solche Investition? Am Beispiel dieser Schule auf Basis Energieersparnis mindestens 100 Jahre.
  • Welches ist die zu erwartende Lebensdauer der verwendeten Dämmstoffe? Müssen sie nach 30 oder spätestens 50 Jahren ausgewechselt und sonderentsorgt werden, weil sich aus verschiedensten Gründen Feuchtigkeit und Schimmelbildung breit machen?
  • Wie hoch ist der zusätzliche Energiekostenbedarf für diese Schule, welche als Passivhaus über eine hochtechnisierte Lüftungssteuerung für die einzelnen Klassenzimmer verfügen muss?
  • Laut Dämmungsspezialisten lassen sich 85% des Wärmeverlustes eines Gebäudes über Dachsanierung und neue Fenster zu erzielen. Die Hüllensanierung, der größte Preistreiber, erzielt also lediglich 15% Energieersparnis.
  • Weshalb werden ausgerechnet Schulen in Passivhäuser umgewandelt, welche dann mit Energie auch aus Braunkohlekraftwerken (die größten CO2-Schleudern!) individuell und elektronisch gesteuert belüftet werden müssen?
  • 1/3 der Bausumme ist durch die Standortgemeinde aufzubringen. Die Tilgung dieses Kredites belastet also den Kommunalhaushalt auf Jahre hinaus und dazu kommen die zu tätigen Wertabschreibungen nach der Doppik. Somit bleibt so gut wie kein finanzieller Spielraum mehr für die Ortsteile der Einheits- oder Verbandsgemeinde. Im Gegenteil: Immer konsequenter werden Freizeiteinrichtungen, Schwimmbäder etc. abgestossen, weil der anstehende Sanierungsbedarf NICHT mehr gestemmt werden kann. Dabei spielt die eingegangene Verschuldung für STARKIII-Projekte eine wesentliche Rolle.

Berechnung der Investitionssummen: 4, 8 Mio € oder 1,6 Mio € ???


Uns ist eine Gemeinde bekannt, welche sich nach Fachberatung zu STARKIII entschieden hat, weder Bedarfsmeldung noch Förderanträge zu stellen. Die Gründe:
  • Erfurt-Schule mit 125 Kindern. Errechneter Sanierungsbedarf 4,8 Mio €. Gemeinde-Anteil 1,6 Mio.
  • In der Beratung wurde klar gemacht, dass der zweite Schulstandort der Gemeinde (70 Schüler) , welcher 12 km entfernt liegt, zu schließen sei, wenn man auf positiven Bescheid für STARKIII hoffe.
  • Der Stadtrat beschloss daraufhin , im Interesse um den Erhalt von Kommunalstrukturen, auf STARKIII zu verzichten, aber die im Projekt vorgesehenen Eigenmittel von 1,6 Mio € über einen Kredit aufzunehmen und die Schule zu sanieren. (Dachvollsanierung, Volldämmung Fassade, Fensterauswechseln, Neue Schulmöblierung und Computerkabinett, Feuerpolizeiliche Vorschriften wie zwei Fluchtwege aus den Klassenzimmern (!!!!), Mensa neu gestaltet, etc. etc.

Die erste Etappe ist abgeschlossen. Die Kosten liegen im Budgetrahmen. Alles spricht dafür, dass nach Abschluss der 2. Etappe keine wesentlichen Kosenüberschreitungen zu erwarten sind.


Diese Gemeinde baut also ihre Schule mit 1,6 Mio (Eigenmittel welche für STARKIII aufzuwenden gewesen wären!) um, rettet damit ihren zweiten Schulstandort und erreicht ein Resultat, bei welchem man sich fragen muss: 

WAS bringt denn STARKIII mit 4,8 Mio Bausumme mehr an Qualität und vor allem Komfort für die Schüler und deren Lehrkräfte? 
Wohin könnte denn die Differenz von 3,2 Mio zwischen den beiden Berechnungen noch fließen?

Im folgenden Beitrag wird dargelegt, weshalb wir der Meinung sind, dass mit STARKIII EU-Geld verbrannt wird, gesamtwirtschaftlich jedoch immense  Folgekosten entstehen.

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