Nach
zwei bewegten Wochen in Sachen Schulpolitik und vor einer spannenden
Landtagssession kommende Woche scheint es uns angebracht, die
vorliegenden zwei Vorschläge zu analysieren. Entnehmen können
wir beiden Papieren, dass die Schulentwicklungsplanung, welche 2013
auf den Weg gebracht wurde, gescheitert ist. Dasselbe kann man schon
heute von STARKIII in der jetzigen Form sagen. Das
Parteikonsenspapier sieht es ebenso.
Indem
wir uns jetzt
positionieren, werden wir verschiedene Initiativen, welche ihre
Schulen auf Grund reisserischer Ankündigungen gerettet sehen, vor
den Kopf stoßen. Wir bitten euch, unsere Argumente sehr genau
durchzulesen. Wir denken nicht für zweijährige oder fünfjährige
Provisorien. Wir wollen eine Struktur, auf welcher sich Bildung und
Grundschulnetz des ländlichen Raumes verlässlich planen lassen. Wir
wollen eine Struktur, welche auch Bildung für eure Enkel garantiert.
Heute schon. Deswegen wäre es unehrlich, einen Vorschlag
vorbehaltlos zu unterstützen, um im Nachhinein wieder berechtigte
Kritik auszuüben. Damit würden WIR unglaubwürdig, auch vor Euch.
Wir
wollen Sachplanung und nicht morsche Säcke flicken. DAVON müssen
wir uns trennen. Unsere Argumente NACH der Kritik sind sachlich und
planungstechnisch NICHT zu widerlegen. Deswegen fordern wir deren
Umsetzung. Die Umsetzung dessen, was unser Aktionsbündnis vor einem
Jahr im Landtag hinterlegt hat.
SPD:
Verzicht auf Erhöhung der Schülerzahlen 2017/18 (Mindestschülerzahl
bleibt bei 60)
- schiebt Schließungsproblematik um 5 Jahre hinaus
- Ungewissheit dauert an und Zukunftsperspektive für die Orte fehlt weiterhin
- STARKIII wird nicht angetastet = Schließungen erfolgen weiterhin im selben Maße, aber nicht durch das Land verordnet. Verlagerung der Schließungsproblematik auf Kommunalebene, unfair.
- Bildung von Anfangsklassen: Weiterhin die bekannten Werte?
Dieser
Vorschlag nimmt kurzfristig Druck aus der aktuellen
Schulschließungsproblematik, löst die Grundprobleme überhaupt
nicht!
Von
allen Ausschüßen der Parteien ausgehandelter Schulfrieden
(Mindestschülerzahl
bleibt bei 60, STARKIII wird an SEPL angepasst, Bestandsfähigkeit
derzeit dünn oder normal besiedelter Schulstandorte, Schulverbund)
- STARKIII-Korrektur ist überfällig und zu unterstützen
- Mindestschülerzahl 60 , siehe SPD-Problematik, Ebenso Bildung von Anfangsklassen.
- Schulverbund muss auf Kommunalebene und nicht über das Land angestrebt werden. Modellversuche sind nicht nötig, da bereits erprobtes System.
- Normal-Dünn besiedelt zeigt auf, dass sich mit reinen Mindestschülerzahlen mittelfristig keine Schulplanung machen lässt.
- Dasselbe gilt für „Zumutbarkeit der Wege“. Das sind alles Gummiparagraphen, welche situativ angewendet oder verweigert werden können.
- Wir begrüßen diesen Vorstoss. Wer sich vertiefter mit der ganzen Problematik befasst, erkennt, dass damit eine Zäsur vorgenommen werden soll.
- Ebenso klar ist jedoch, dass damit die gesamte bisherige Schulentwicklungs- und STARKIII-Planung neu angegangen werden muss. Ein Stopp der laufenden Umsetzung ist unausweichlich. Davon versprechen wir uns für alle Beteiligten Platz und Zeit, auch die von uns angeführte Kritik in die weitere Ausgestaltung einzubeziehen.
Das
ganze Gerangel und Gemurkse hat EINE Ursache: Jahrgangsklassen!
- So lange an Jahrgangsklassen festgehalten wird, MÜSSEN Grundschulen mit weniger als 60 Kindern geschlossen werden, da „nicht mehr rentabel“. DAS war ja die Argumentation des Kultus- und Finanzministeriums.
- Sobald jahrgangsübergreifende Klassenbildung zugelassen wird, sind diese Schulen rentabel !
- Mindestschülerzahlen zur Bildung von Anfangsklassen (der größte Unsinn im ländlichen Raum!!) entfallen.
Wir
brauchen perspektivisch Elastizität „nach unten“ ! DAS gibt
Zukunftsperspektiven.
- Sachsen gibt jetzigen Jahrgangsklassenschulen durch Umstellung auf jahrgangsdurchmischten Unterricht Flexibilität nach unten bis 35 Schüler!
- Unter dem Strich rechnet sich das und erspart teure Schülerbeförderung, stabilisert Dörfer.
- Mit diesem einfachen Schritt kommen Schulen in Sachsen mit heute 70 Kindern locker durch die prognostizierten Schülerzahlen bis 2030! Das ist zukunftsgerichtete Planung, auch für die Lehrkräfte!
- Genau dieser perspektivische Planungsansatz ist die Grundlage der Schulorganisation, welche das Aktionsbündnis Grundschulen vor Ort vor einem Jahr im Landtag eingebracht hat!
Das
heißt: Sachsen, Bayern, Österreich (hatte das schon immer) schufen
mit EINER Verordnung und der entsprechenden Anpassung des
Schulgesetzes Planungssicherheit für ALLE über einen Zeitraum von
20 Jahren. Genau DAS fordern wir für unser Bundesland seit nunmehr
14 Monaten!
Damit
ist EINER von mehreren zentralen Grundsteinen für die Stabilisierung
und Weiterentwicklung des ländlichen Raumes, die Zukunftsfähigkeit
des Bundeslandes gelegt!
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