Trotz allem Streit mit dem Kultusminister in den vergangenen Monaten, nehmen wir ihn heute in Schutz. Personifizierte Sündenböcke lassen sich medial gut verkaufen. Vor allem kann man damit vom eigenen kapitalen Scheitern ablenken. Dank Archiven lässt sich heute aufzeigen, dass die Schuldzuweisungen der SPD-Spitze an Dorgerloh völlig ungerechtfertigt ist. Denn, was war da im November 2012 zu lesen?
Nach Ansicht von Dorgerloh wird sich die Situation rasant verschärfen, wenn nicht sofort mit zusätzlichen Neueinstellungen - 400 statt 200 pro Jahr - gegengesteuert wird. Bullerjahn hält die Berechnungen seines Parteifreundes hingegen für falsch. Dorgerloh rechne auf einem seit Jahren gleichen Status quo, anstatt die Rahmenbedingungen anzupassen. Das geht im Prinzip nur auf einem Weg - Schulschließungen. Weniger Schulen, dadurch mehr frei werdende Lehrer für andere Standorte, so die dahinter stehende Überlegung.
Doch bei der Frage, wie viele Schulen denn ihren Betrieb einstellen sollen, gehen die Meinungen wieder weit auseinander. Dorgerloh rechnet mit etwa 60 Schulen, Bullerjahn mit bis zu 163. Sicher scheint: Ohne Schulschließungen ist dem Lehrermangel auch mit Neueinstellungen nicht beizukommen. MZ vom 15.11.2012 !!
Man merke: Das Finanzministerium hat also im November 2012 Modelle errechnet, wieviele Grundschulen auf Dauer nicht zu halten sind. Zu dem Zeitpunkt gab es keine SEPL-VO2014 und keine STARKIII-Richtlinien für die Periode 2014-2019. Es gab lediglich die STARKIII-Förderphase 2009-2014 und daraus abgeleitet, dass man da möglicherweise noch viel mehr Geld abgreifen könnte!
Welches waren die Rahmenbedingungen, auf welchen das Finanzministerium gerechnet hat und zu diesen "bis zu 163 Schulen" gekommen ist? Wird hier nicht offensichtlich, dass umgekehrt gerechnet wurde? Wie viele Lehrkräfte wollen wir einsparen und was brauchen wir nun für Verordnungen, um dieses Ziel zu erreichen? Doch selbst da hat man sich verrechnet! An Stelle der ursprünglich über 400 einzusparenden Lehrkräfte dürfte man inzwischen bei etwa 60 Vollzeitstellen angekommen sein.. Lächerlich, gemessen an den Folgen der Infrastruktureingriffe und der Mehrkosten im Bereich Schülerbeförderung! Gut, wer eine Wirtschaftlichkeitsuntersuchung für ein derart massives Programm als nicht nötig erachtet, muss sich nicht über böse Überraschungen wundern. Aus der Verantwortung schleichen geht aber gar nicht!
Man kann nun dem Kultusminister vorwerfen, dass er sich in dieser Phase entgegen besserem Wissen hat unterkriegen lassen und auf die Argumentation des Finanzministers eingegangen ist. Damit hat er die weitere Personal- UND Schulentwicklungsplanung faktisch dem Finanzministerium untergeordnet und in der Folge Weisungen Bullerjahns umgesetzt. Vielleicht wäre es klug gewesen, damals gleich den Bettel hinzuwerfen:"Mach es selbst, Jens!" Sicher wäre Dorgerloh von der damaligen Wirtschafts- und Wissenschaftsministerin unterstützt worden...
Minister Bullerjahn wiederum hat die gesamte Schulentwicklungsplanung SEPL-VO2014 perspektivisch lediglich als Türöffner für sein STARKIII genutzt, was er als einmaliges Förderprojekt in Europa nicht müde wird zu erklären. Um Schule und Schulqualität geht es da überhaupt nicht! Dies ist belegt durch die Kriterien, nach denen Kommunen im Laufe des letzten Jahres in vorauseilendem Gehorsam Schulen perspektivisch schließen, Schuleinzugskreise ändern - nur um STARKIII zu genügen. SEPL-VO2014 ist völlig unwichtig und wird nach der jetzigen Korrektur nach unten vollends Makulatur.
Dass sich mit Grundschul-Schließungen im ländlichen Raum die benötigten Lehrerstellen im unterversorgten Sekundar- und Gymnasialbereich würden generieren lassen, daran hat eigentlich nie jemand geglaubt.
Soviel zum Thema Bildungs-Kompetenz der SPD!
Politik zum Abgewöhnen!
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