Lange erwartet, nun eingetroffen: Der Stadtrat Mansfeld beschließt, die westlichen Ortsteile weiterhin in Wippra beschulen zu lassen - vorerst mal für das Schuljahr 2015/16.
Hochinteressant ist nun die Begründung:
Demnach
gibt es für die Grundschule in Mansfeld mehr als 100 Mädchen und
Jungen, die 2015 die Schule besuchen. Damit, so der Mansfelder
Bürgermeister Gustav Voigt (Freie Wähler), sei die Mindestzahl der
Schüler für die Einrichtung in Mansfeld erreicht. Ganzer Beitrag hier in der MZ
Mindestschülerzahl 100 = STARKIII Demografie-Check
Derzeit gibt es ja keine belastbare SEPL, nachdem das Kultusministerium einen Verzicht auf die Erhöhung der Mindestschülerzahlen 2017/18 angekündigt hat. Sprach man in der altern Verordnung von mindestens 80 Schülern, sollen es neu 60 Kinder sein. Die überarbeitete Verordnung, von welcher niemand weiß, was dann wirklich drin stehen wird, soll im Januar 2015 vorliegen. Wir stehen also schulplanungsrechtlich im luftleeren Raum.
Wie kommt also die Stadt Mansfeld dazu, 100 Schüler als Mindestgröße einzuplanen?
Offensichtlich orientiert sich Mansfeld am energetischen Sanierungs- und Wirtschaftsförderungsprogramm STARKIII. Allerdings scheint man die Folgen von STARKIII NICHT zu Ende gedacht zu haben:
Unter der Annahme "mindestens 100 Schüler bis 2030" benötigt Mansfeld heute ein Schülerpotential von 160 Kindern, welche in diese STARKIII-Schule eingearbeitet werden können. DAS ist mit den Kindern aus den westlichen Ortsteilen NICHT zu schaffen.
Sollte der Wert auf 80 sinken - auch darüber wird in den Ministerien immer lauter gesprochen - ist immer noch ein Schülerpotential von rund 130 Schülern nötig, um bis 2030 die Mindestschülerzahlen NICHT zu unterschreiten.
Das erwähnte Schülerpotential errechnet sich auf der prognostizierten Abnahme von mindestens 40% der Grundschüler bis 2030. Grundlage 5. aktualisierter Bevölkerungsprognose
So oder so - Mit STARKIII-Ambitionen Mansfelds ist Wippra also ein Auslaufmodell - Wirklich?
- Weshalb gelingt es eigentlich nicht, dass die beiden Orte Großörner und Mansfeld zusammen in dieses STARKIII gehen? Damit wäre doch das Projekt absolut demografiefest und angesichts der Schulwege von geschätzten 3 - 4 Kilometern auch zumutbar.
- Weshalb erkennt man nicht die besondere regionale Stellung der Schule Wippra und ermöglicht mit Umstellung auf Tagesschulkonzept, interessierten Eltern aus angrenzenden Schuleinzugskreisen, ihre Kinder in Wippra einzuschulen?
- In diesem Zusammenhang eine wichtige Frage: Weshalb werden vielerorts die Schuleinzugskreise erst dann geöffnet, nachdem schon Schulschließungen vollzogen sind?
- Wie kommen eigentlich Schulamtsleiter und Landesschulamt/Kultusministerium dazu, Kommunen zu drängen, einen Schulentwicklungsplan fortzuschreiben, obwohl derzeit überhaupt keine rechtskräftige und verbindliche Verordnung vorliegt?
- Ist es eigentlich Strategie der Schulplaner, perspektivisch demografiefeste Standorte über die STARKIII-Schiene, Mindestschülerzahlen zur Bildung von Anfangsklassen usw. usw. von einem Provisorium ins Nächste zu jagen, und darauf zu setzen, dass Eltern entnervt ihre Kinder freiwillig und vorzeitig an andern Standorten einschulen, womit dann die lästige Kleinschule endlich geschlossen werden kann?
Ein letzter Gedanke: Wir alle wissen, dass 2015 Bürgermeisterwahlen und 2016 Landtagswahlen anstehen. Diese einjährige Verlängerung für Wippra (anschließend vielleicht noch ein weiteres Jährchen?) und ein später zu fällender (definitiver?) Entscheid erhalten so noch eine ganz besondere Duftnote.
Und daran schließt sich die nächste Handlungsebene an: War nicht im September zu lesen, dass in der neuen Raumplanung Wippra seinen Status als Grundzentrum verlieren soll? Solange jedoch eine Schule mit zentraler Bedeutung für das Wippertal besteht, wird das schwierig zu begründen sein, dies nur als kleiner Hinweis.....
Einmal mehr zeigt sich:
- Mit Mindestschülerzahlen und Festhalten am Jahrgangsklassensystem lässt sich im ländlichen Schulraum keine verlässliche Schulentwicklungsplanung betreiben.
- Heute einzügige Grundschulen mit 60 -90 Schülern sind auf Basis der Schülerprognostik spätestens ab 2023/24 zu schließen, weil sie die geforderten 60 Kinder nicht mehr erreichen.
- Selbst die reduzierte Mindeschülerzahl 60 ist also eine Schließungskeule. Alle Schulen, welche 2017/18 dran gewesen wären, erhalten 5 - 8 Jahre Aufschub, aber am Schließungsprogramm ändert sich nichts...
- Man kann die Wackelschulen weiter in STARKIII einplanen....
- Alleine diese Perspektive verhindert eine stabile Entwicklung der betroffenen Orte und verunsichert dort lebende junge Familien. Vor allem aber ist der Familienzuzug so gut wie gekappt. Grund ist die Aussicht, dass die eigenen Kinder möglicherweise 10 und mehr Kilometer entfernt eine Grundschule zu besuchen hätten.
Die SEPL-VO2014 ist kläglich gescheitert. Das bezweifelt heute wohl niemand mehr. Nun wird im Kultusministerium das nächste Papier vorbereitet. Deswegen werden im folgenden Beitrag erneut Forderungen an diese neue Verordnung gestellt.
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