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Grundschulplanung: In die Zukunft geschaut.

GS Ausleben
Nach der langen Reihe von Analysen und Begründungen zum Abschluss ein Blick nach vorne. Ist es nicht bemühend, dauernd über Rückbauszenarien zu sprechen, irgend eine Lösung in den Ausschüssen auszuarbeiten, welche wenige Jahre später erneut über den Haufen geworfen werden muss? 
Das Aktionsbündnis Grundschulen vor Ort hat immer wieder darauf hingewiesen, dass mit einer massiven Erhöhung der Mindestschülerzahlen an Grundschulen im ländlichen Bereich nicht Stabilität und Planungssicherheit, sondern in erster Linie Strukturabbau und Abwanderung gefördert werden. Ein geschlagenes Jahr hat es gedauert, bis nun die Parteien diese Argumente aufgreifen und als ihre neusten Erkenntnisse und Verdienste darzustellen versuchen.

Seltsam: Besteht nicht zu einem weiteren Punkt eigentlich auch Einigkeit? 
Nach vier Jahren Grundschule bereits in höhere Schulen überzutreten, ist nicht optimal. Aus Kindersicht zu früh. Ein Versuch, dies organisatorisch besser darzustellen, ist die Gemeinschaftsschule. Die Grundschule wird da außen vor gelassen. Nach Einführungsstufe und der 3./4. Klasse beginnt der "Ernst des Lebens" ab Stufe 5 im Alter von 10 Jahren, oft 10-15 Kilometer von zu Hause entfernt. Diese Gewichtung unterschätzt die Bedeutung der Grundschule.

Selbst viele Politiker bemängeln diese frühe Zäsur ("früher war das besser"), aber offenbar ist das eine heilige Kuh, nicht anzutasten.... Obwohl alle Argumente dafür sprechen

Also machen wir vom Aktionsbündnis Grundschulen vor Ort den Anfang. In Brandenburg und Berlin bereits Standard:   

GS Rottleberode
6-jährige Grundschule – Damit lässt sich in die Zukunft schauen!
Es folgt jetzt eine Aufzählung von Argumenten ohne weitere Begründung, doch liegen auch zu diesen Aussagen ausreichend Praxisbeispiele und Untersuchungen vor, welche eine solche Grundschullandschaft als sinnvoller, effizienter und kindgerechter bezeichnen.
  • Bundesweit in der Kritik steht die frühe Aufteilung ja dauernd. Zu früh, nicht kindgerecht.
  • Eltern wünschen sich längere Grundschulzeit, beschulen teilweise gezielt über die Landesgrenzen.
  • Wissenschaftlich führt kein Weg an längerem gemeinsamem Lernen vorbei. Dieses beginnt in der Grundschule! 
  • In der Grundschule wird die Basis für den späteren schulischen Erfolg gelegt. (Finnland gibt im tertiären Schulsystem am meisten Geld/Schüler in den Grundschulen aus.) In Deutschland ist dies genau umgekehrt.
  • Angesichts der bereits stattgefundenen Zentralisierung der Sekundarschulen werden dank 6-jähriger Grundschulzeit kleine Kinder zwei Jahre später auf große Reise geschickt.
  • Hält Kinder länger als Gemeinschaft in der unmittelbaren und emotional nachvollziehbaren Umgebung.
  • Verkürzt die für Jugendliche nicht enden wollende Schulzeit auf Gymnasial- und Sekundarstufe um zwei Jahre. (Man beachte mal die Abbrecherquoten in Sachsen-Anhalt! Untersuchungen aus der Schweiz: Abbrecherquote ohne schulische Mangelleistung mit Frühgymnasium deutlich höher als bei normalem Eintritt ab Stufe 8)
  • Fachunterricht wie Physik, Chemie etc. beginnt erst in der sekundären Schulstufe. Frühenglisch gehört in die Grundschule.
  • Grundschule wird zu einem Ort, in welchem Grundkompetenzen (selbststständiges Lernen, Teamwork, Verantwortung übernehmen, Persönlichkeitsbildung und -förderung), und solides Grundwissen in den Kernfächern gefördert und entwickelt werden.
  • Innerhalb der Grundschule entsteht eine altersbedingt natürliche  Patenstruktur, welche auch ins Schulleben einfließt, ohne dass die Kinder damit überfordert werden. Projektwochen, Pausenplatz. In vielen Ländern bekleiden 6. Klässler Posten wie Verkehrslotsen, Busbegleiter etc., werden damit Vorbilder für die Kleineren und verfügen erstmals über sowas wie natürliche Autorität.
  • Kleine Schulen werden nicht Zwergschulen, sondern bleiben dauerhaft bestandsfähig.

GS Rottmersleben
Nebeneffekte:
  • Problem der Lehrerversorgung auf Gymnasial- und Sekundarstufe wird entschärft. 
  • Gleichzeitig kommen, in speziellen Modulen ausgebildete junge Lehrkräfte für die Startphase in die 5./6. Klassen.
  • Wohnortsattraktivität steigt, Kinder einer Familie lernen länger an einem gemeinsamen Schulort.
  • Soziale Kontrolle ist gerade in der Altersgruppe 10-12 ein sehr wichtiger Faktor, was dank ortsnaher Beschulung  leichter möglich ist.
  • Pädagogische Konzepte von Grundschulen können mit dieser Altersstruktur bedeutend nachhaltiger und effizienter geplant und umgesetzt werden. Dasselbe gilt für Schulprojekte und gesellschaftliche - kulturelle Anlässe.
  • Vereine profitieren für ihre Nachwuchsarbeit.
  • Prognostisch wird auch die zu erwartende räumliche Dauerüberlastung der Sekundarschulen und Gymnasien gedämpft. Es müssen keinen Erweiterungs-Millionen ausgegeben werden, welche ab 2030 niemand mehr braucht.
  • Veränderung in der  Lohnkostenstruktur des allgemeinbildenden schulischen Bereichs führen zu einem nicht zu unterschätzenden Spareffekt.
  • Schülerbeförderungskosten reduzieren sich verglichen mit heutigem Stand um geschätzte 6 – 8 Mio jährlich.(Unter Einbezug abzusehender weiterer Schulschließungen durch STARKIII: Sparpotential 10-12 Mio €)
  • Schwammfunktion der kleingliedrigen Grundschulen: Angesichts von Zuzug, gerade auch aus Krisengebieten und Verteilung in die Kommunen vermögen diese Schulen Neuzuzüge besser zu verkraften.

Für die Zukunft Sachsen-Anhalts ein zentrales Thema 
Grundschule Seyda

  • Eine solche Thematik  auf den Weg zu bringen, ist eine politische Herausforderung und ein Gebot der Stunde
  • Damit gewinnt Sachsen-Anhalt ein Alleinstellungsmerkmal und setzt ein starkes Zeichen für junge Familien.
  • Zusammen mit einer modifizierten Wirtschafts- Arbeitsplatzförderung (Stärkung der kleinen Wirtschafts- Kreisläufe) und damit verbunden den notwendigen Korrekturen in der Raumplanung (Nahversorgung, öffentlicher Verkehr) wird der ländliche Raum gestärkt, auch zum Vorteil der Mittel- und Oberzentren.   
Damit ist einmal mehr gesagt, dass die Zukunft des ländlichen Raumes nicht nur durch Grundschulen definiert werden kann. Verschiedenste weitere Faktoren spielen da eine zentrale Rolle. Neben dem Vorhandensein von Arbeitsplätzen kommt jedoch der (möglichst langen!) ortsnahen Beschulung eine Sonderstellung zu. 

Umgedreht: Wer das Grundschulnetz im ländlichen Bereich in Radien von über 10 km ( andere Untersuchungen sprechen von 5 Kilometern!) ausdünnt, sollte eigentlich nicht mehr über "Stützung des ländlichen Raumes", "über Förderung" , über "Bürgerengagement" im ländlichen Raum sprechen.

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