Die Gedanken in den folgenden beiden Beiträgen sind subjektiv, aber pädagogisch begründet; münden in Fragen an die Behörden des Landesschulamtes und des Kultusministeriums. Sie sind kein Angriff auf die lokalen Behörden und die Lehrkräfte, welche hier arbeiten, denn die Regeln und Kriterien werden von übergeordneten Stellen festgelegt..
Eröffnung eines energetisch hochwertigen Schul-Ersatzneubaus über STARKIII finanziert.
Ein äußerlich ansprechendes Gebäude. Durch die Eingangstüre gelangt der Besucher in einen großen, pyramidenförmigen Raum. Dessen Spitze ist verglast, was zu sehr guten Lichtverhältnissen führt. Genutzt wird er als Speiseraum und sicherlich auch für verschiedene Veranstaltungen, sofern alle Klassen einbezogen werden. Inwiefern über die schulische Nutzung hinaus eine weitere Belegung durch Vereine und für gesellschaftliche Anlässe erfolgen wird und kann, wird sich zeigen.
Um diesen Raum herum sind die Klassenzimmer angeordnet. Sie sind trapezförmig und teilweise von unterschiedlicher Größe. Die Außenfassade bildet die Fensterfront mit Türen ins Freie. Diese haben gleichzeitig die Funktion von Notausgängen. Im Moment ist nicht sichtbar, ob die angrenzenden Grünbereiche als erweiterte Klassenzimmer gestaltet und im Sommer genutzt werden sollen/können.
Klassenzimmer
Im Gegensatz zur großzügigen Flächenbemessung des zentralen Raumes bewegen sich die Klassenzimmer bezüglich ihrer Größe im Minimalbereich. Optisch verstärkt wird dies durch die Trapezform, welche bereits in der Sitzordnung zu einer letztlich asymmetrischen Raumnutzung zwingt.
Problematisch sind die Lichtverhältnisse für die Kinder, deren Sitzplatz nicht an der Fensterfront ist. Bereits auf den Fotos sieht man, wie stark die Helligkeit abnimmt, Schlagschatten produziert werden, was dazu führen wird, dass regelmäßig mit Kunstlicht gearbeitet werden muss.
Pädagogische Fragen:
Eine zweite Aufnahme desselben Raumes. Diese Schule definiert sich als "Bewegungsfreudige Schule."
Mag sein, nur: In diesen Räumen und mit dieser Klassengröße dürfte es mit der Bewegung ziemlich schwierig werden. Hier ist doch eher sitzen angesagt.
Der Verweis auf Nutzung des großen zentralen Innenraumes birgt Konfliktstoff mit Lehrkräften der anderen Klassen, denn akustisch dürften sie in ihrem Klassenraum doch Einiges mitkommen.
Vor allem jedoch sind schulfachliche Fragen zu beantworten:
- Inklusion: Wie soll das hier stattfinden? Wie und wo bewegt sich hier eine Zusatzlehrkraft, welche Kinder einzeln betreut? Wie steht es um die Bewegungsmöglichkeit eines Kindes im Rollstuhl? Oder wird wieder getrennt? Arbeit in separatem Gruppenraum?
- Arbeitsflächen, zusätzliche Arbeitsstationen, Ablageflächen? Ausreichend Stauraum? Fehlanzeige. Es wird auch ganz schwierig, diesbezüglich Wesentliches zu verändern, denn damit würde die Nutzfläche des Klassenzimmers noch weiter eingeschränkt.
- Wie und wo finden also Individualiserung, inklusive Förderbetreuung, Werkstattunterricht, Wochenplanunterricht, Projektunterricht etc. statt? Diese räumliche Enge und fehlende Ablage-/ Freiflächen beschneiden die Lehrkräfte in ihren methodischen Möglichkeiten, einen möglichst abwechslungsreichen Unterricht zu planen und zu gestalten.
Hier sollen Kinder im Laufe der kommenden 20 Jahre die bestmögliche Bildung erhalten. Letztere definiert sich nicht durch digitale Wandtafel und ein Computerkabinett mit Breitbandanschluss. Wenn schon, dann drei oder vier PC's im Klassenzimmer, um die Kinder gruppenweise regelmäßig zu beüben, eine fest integrierte Arbeitsstation wie die Wandtafel, jederzeit verwendbar.. Nur eben, der Platz wird das nicht hergeben.
Wie toll wäre da doch ein Klassenraum mit folgender Einteilung. Man beachte insbesondere die Arbeitsplatz-Fläche entlang der Fenster und die Raum-Einteilung. Basis solcher tollen Ergebnisse sind ein anderes Verständnis von Pädagogik und Bildung, aber auch eine völlig andere Deutung des Begriffes Schule.
Teil 2: Vergleich mit Verordnungen und STARKIII-Vorgaben
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