Sehr geehrter Herr Ministerpräsident
Dr. Reiner Haseloff, sehr geehrte CDU/SPD Landesregierung,
Wie kann es sein, dass nach der Wahl
2012 die Diäten um satte 18 % erhöht werden und in den Folgejahren
Grundschulen und Theater geschlossen und bei der Hochschulbildung
gekürzt wird. Soweit ich weiß sind Sie ein sehr gläubiger Mensch.
Wie können Sie es also mit Ihrem Gewissen vereinbaren, 6-jährige
Kinder ohne Aufsicht bis zu einer Dauer von 90 Minuten (von Ihnen als
zumutbar festgelegt) zur Schule fahren zu lassen? Das ist
verantwortungslos! Ab der Bushaltestelle befinden sich diese Kinder
in der Obhut des Landes. Und ist es tatsächlich zu vertreten, das
ein 6-jähriges Kind einen Schultag, vergleichbar mit dem eines
Vollzeitbeschäftigten von 8 Arbeitsstunden, hat?
Jenseits jeder Realität die
Mindestschülerzahlen für Grundschulen hochzusetzen, nur um
absichtlich das nicht erfüllen der Zahlen zu provozieren, um die
Schulen schließen zu können… Da läuft doch etwas falsch!
Vermutlich würden Sie auch so empfinden wenn es Ihre Enkelkinder
betreffen würde!
Im Fall der Grundschule in Cobbelsdorf
wird das erreichen der Schülerzahlen dadurch erschwert, dass derzeit
scheinbar absichtlich eine Verunsicherung der Eltern bezüglich der
im Raum stehenden Schließungen hervorgerufen wird. Einige Eltern
beginnen hierdurch bereits Ihre Kinder auf andere Schulen zu schicken
um den Kindern den Stress beim Schulwechsel zu ersparen. Durch
Zusammenlegung der zwei Grundschulen in Coswig sind diese Klassen
sehr gut und angemessen gefüllt, und benötigen keine Verstärkung
aus den Dorfschulen. In den kommenden Jahren wäre in Cobbelsdorf,
bei jährlicher Einschulung aus Kindergärten Wörpen und
Cobbelsdorf, durchaus eine Schülerzahl möglich, die die Betreibung
der Dorfschule Cobbelsdorf zumindest als Nebenstelle der
Fröbel-Grundschule in Coswig rechtfertigen würde. Da Umgang,
Ausdrucksweise und auch Interessen bei Dorf- und Stadtkindern
unterschiedlich sind, wäre dies durchaus sinnvoll.
Sie wollten angeblich den ländlichen
Raum fördern, aber tun alles, um diesen immer unattraktiver für
Familien zu machen. Sie konzentrieren sich auf die Städte und
vernachlässigen das Leben auf dem Land. Wenn man das ländliche
Kulturgut erhalten will, muss auch etwas dafür getan werden, sonst
verschwinden irgendwann Dörfer. – Oder ist das vielleicht Ihr
Ziel, als Wittenberger Stadtmensch? Während in Wittenberg das
kulturelle Erbe mit immensen Mitteln saniert und wieder aufbereitet
wird, schrumpfen die Dörfer immer mehr. Das Leben auf dem Land wird
immer komplizierter und unattraktiver. Schulen, Busverbindungen,
Einkaufmöglichkeiten, Verbindungstraßen, Kulturstätten in der
Nähe,... – alles verschwindet allmählich.
Nehmen wir das
Beispiel unserer Grundschule in Cobbelsdorf. Diese Grundschule ist
ein zentraler Punkt für 6 weitere Dörfer. Es gibt einen Sportplatz,
eine Sporthalle, einen Schulgarten, einen Hort in der
Kindertagesstätte, sogar ein Schwimmbad in 80m Entfernung. Schließen
Sie diese Grundschule, wird es auch keine Hortkinder mehr geben.
Zudem werden einige Eltern Ihre Zweit- oder Drittgeborenen in dem Ort
in den Kindergarten schicken, wo das größere Geschwisterkind dann
in die Grundschule geht, um sich und den Kindern möglichst Wege und
Transferzeiten zu ersparen. Für die Gemeinde Cobbelsdorf hat das zur
Folge, dass sich der Kindergarten nicht mehr tragen würde. Man
müsste ihn schließen. Von Schließung wäre auch das Schwimmbad
betroffen, denn es fehlten ja die kleinen Besucher aus dem
Kindergarten sowie die Grundschul- und Hortkinder die während der
Betreuungszeit nicht mehr baden kommen können. Außerdem würde
durch das späte nach Hause kommen, die Hausaufgaben, das Lernen
sowie das zeitige zu Bett gehen aufgrund sehr früher Aufstehzeiten,
kein Zeitraum für den Schwimmbadbesuch, das Spielen in der Natur und
eine aktive Teilnahme am Dorf- und Landleben bleiben. Dadurch wird
die Entwicklung einer Bindung zum Heimatdorf unterdrückt. Was
letztendlich dazu führt, dass diese Jungen Menschen in Städte ziehen, in denen die Lebensbedingungen besser sind. Die Schließung der
Grundschule hätte damit fatale Folgen.
Es sei an dieser Stelle auch erwähnt,
dass die Eingemeindung zur Stadt Coswig an die Bedingungen geknüpft
war, dass Grundschule, Kindertagesstätte und Schwimmbad erhalten
bleiben. Nun, da die Dörfer im Zuge der Gebietsreform entmündigt
wurden, wird die Wehrlosigkeit ausgenutzt.
Was ist hier los in Deutschland? Kann
man sich auf Zusagen nicht mehr verlassen? Gibt es kein Ehrenwort
mehr? Soviel zur Förderung und Erhaltung des ländlichen Raumes.
Mit Ihrer Politik vertreiben Sie junge
Familien von den Dörfern, was zu noch weniger Kindern in den
Dorfschulen führt. Das passt alles nicht zusammen. Sie nehmen so
viel Geld in die Hand, um Menschen nach Sachsen Anhalt zu holen und
kürzen andererseits an allen Stellen, die das Leben lebenswert
machen, wie z.B. Kultur- und Bildungsstätten.
Wie kann man Sachsen-Anhalt
tatsächlich das Anhaltinische Landestheater in Dessau nehmen
wollen?
Wie kann man vorhandene
Grundschulen weg rationalisieren wollen und dies auch noch ohne den
ersatzweise erforderlichen Bustransfer auf kürzestem Wege und die
Betreuung der Kinder entsprechend abzusichern?
Wie kann man bei Hochschulen und
Bildung finanzielle Mittel kürzen und gleichzeitig den
Fachkräftemangel beklagen.
Wie kann es sein, dass Millionen
Fördergelder sofort bereit stehen, wenn ein Investor eine Idee hat?
Aber wenn sich ein Ehepaar etwas auf dem Land aufbauen, ein altes
Haus sanieren und eine Familie gründen will, dann sind die Kriterien
so realitätsfern das man keine Chance hat vergleichsweise sehr
geringe Fördergelder (z.B. aus dem Topf für Dorferneuerung) zu
bekommen.
Wie kann es sein, dass an
Investitionen für und in unsere Kinder gespart wird, aber bei
irgendwelchen fadenscheinigen Projekten Millionen in den Sand gesetzt
werden oder die Lobbyisten unter Umständen Geld von diesen Firmen
abgreifen, um die Politik entsprechend zu lenken (legalisierte
Korruption)?
Eine Grundschule
ist nicht allein eine Frage des Geldes, sondern ein Grundbedürfnis
aufgrund der Bildungspflicht. Daraus resultiert eine Bringschuld
Staates um für die Bürger lebensnahe, zumutbare und erfüllbare
Bedingungen zu schaffen, damit diese die Bildungspflicht erfüllen
können.
Unsere Regierung sollte sich wieder
öfter in der Realität und zwischen dem Volk bewegen, um den Blick
für die wirklichen Lebensumstände im Land nicht zu verlieren. Nicht
allein eine funktionierende Wirtschaft ist für die Zukunft des
Landes von Bedeutung! Man muss auch an die Bürger und die Mitte der
Gesellschaft denken, denn diese breite Masse finanziert im
Wesentlichen den Staatsapparat ,während die Oberschicht ihr Geld
über Umwege und Schlupflöcher im Ausland sichert.
Mit freundlichen Grüßen
Andreas Krause
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