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Estedt: Der Versuch, eine Verordnung umzusetzen. Protokoll eines Fiaskos.

Ein klassisches Beispiel, wie problematisch die Umsetzung dieser, an reinen Zahlen orientierten Schulentwicklungsplanung ist. Eine aktive und wache Elternschaft vorausgesetzt, entsteht da eine Endlosgeschichte.
Hochproblematisch sind dabei insbesondere vorweggenommene Schulschließungen für die Jahre 2015-18, denn es ist absolut nicht geklärt, was denn eigentlich mit diesen Schulstandorten passiert, sollten sie in der Zwischenzeit (dank Schulkreisänderungen und Neuanmeldungen) die geforderten Schülerzahlen erreichen.

Das Argument „dann wird im Rahmen der Fortschreibung der Schulentwicklungsplanung neu entschieden“, zählt nicht. Vielerorts sind nämlich mit den Schülern der dannzumal zu schließenden Schule andernorts bereits STARKIII-Projekt aufgegleist worden. Ist dieses erst einmal bewilligt, gibt es kein Zurück mehr. 
Folglich ist auch die so genannt "fortschreibende Schulplanung" eine Farce. Sie beinhaltet nämlich nur noch die im Schulentwicklungsplan bereits festgeschriebene Schließung des Schulstandortes durch die Standortgemeinde...

Beispiel Estedt, Chronologie

Zukunft für Estedter Grundschule 23.08.2013

Alle Landschulen sollen erhalten werden 29.08. 2013

Solpker Eltern über mögliche Änderung der Einzugsbereiche verärgertProtest gegen Schulbesuch in Estedt 31.08.2013

Sozialausschuss stimmt für Neuordnung der Schuleinzugsbereiche und Investitionen in Estedt  Kapahnke: "Das ist absoluter Blödsinn" 05.09.2013

Bürgermeister Konrad Fuchs lehnt Beschlussvorlage ab "Das ist nicht die Zukunft" 06.09.2013

Ortschaftsrat einstimmig für Schulpläne 10.09.2013

Forderung: Solpker und Weteritzer Kinder sollen in Mieste beschult werden/Investition nur in gesicherten Standort Junge Union schließt Schließung der Grundschule Estedt nicht aus 11.09.2013

Ziel: Erhalten der Grundschulstandorte Einzugsbereiche: Entscheidung vertagt 11.09.2013

Änderung der Grundschuleinzugsbereiche: Kontroverse Debatte im Hauptausschuss / Stadtrat tagt am Montag Neubüser: "Die Decke ist einfach zu kurz" 12.09.2013

Solpker Ortschaftsrat votiert einstimmig gegen Schulentwicklungsplanung Lysann Jütte: "Es ist ein Irrsinn" 14.09.2013

Stadtrat vertagt Entscheidung / Vorschlag: Kellerberge, Hemstedt und Lüffingen nach Estedt Einzugsbereiche für Grundschulen: Beschluss am 28. Oktober 18.09.2013

Scheinumzug könnte für Eltern teuer werden 26.09.2013

Neue Beschlussvorlage für die Fachausschüsse und für den Stadtrat Vorschlag: Schließung der Estedter Schule 04.10.2013

Finanzausschuss mehrheitlich gegen die Schließung der Estedter Schule "Klare Entscheidung ist wichtig" 18.10.2013

Horst Krüger bezweifelt die hohen Investitionskosten Schulschließung Estedt: Patt im Hauptausschuss 24.10.2013

Deutliche Stadtratsmehrheit für Erhalt der Estedter Grundschule / Kreis-Schulamtsleiter: Verordnung ist bindend "Man sollte auch mal emotional entscheiden" 30.10.2013

Bürgermeister legt keinen Widerspruch ein 6.11.2013

Schulplanung: Aus für Estedt fast besiegelt 13.11.2013

Hoher Sanierungsbedarf in Grundschulen 28.11.2013

Keine Mehrheit für Wechsel nach Letzlingen 4.12.3013

Protestresolution gegen Schulschließung 05.02.2014

Eltern-Demo gegen Schulschließung 22.03.2014

Vorwürfe gegen den Bürgermeister 24.03.2014

Kein neuer Beschluss zur Grundschule 29.03.2014

Land lehnt Sonderantrag ab / Eingangsklassen verfehlen MindestzahlKeine Ausnahme: Grundschule in Estedt macht zu 11.04.2014

Widerspruch gegen Schulschließung Estedt 15.04.2014

Widerspruch "würde ins Leere laufen" 17.04.2014

Antrag auf zweite Ausnahmegenehmigung für Estedt möglich 19.04.2014

Ausnahmeantrag für Estedter Schule 30.04.2014


So, dieses Trauerspiel namens Schulentwicklungsplanung ist noch nicht zu Ende. Sollte eine Ausnahmebewilligung erteilt werden, hängt dasselbe Damoklesschwert Jahr für Jahr über dieser und vielen anderen Grundschulen. Weshalb?  Die,laut Erlass zur Bildung von Anfangsklassen  Jahr für Jahr 15 (13) oder später 20 (15) Erstklässler sind im ländlichen Raum nicht machbar. Einmal 12, einmal 15, einmal 18 oder noch mehr oder noch weniger Einschuler ist im ländlichen Raum völlig normal. Genau DAS wird jedoch mit diesem starren Zahlenwerk missachtet, gekappt und als zusätzlich Schließungsguillotine bereit gehalten.

Das vergiftete Klima! Lässt sich das wertmäßig beziffern?
Noch sind die Wunden der Gemeindegebietsreform 2009/10 nicht verheilt, da erlässt das Land eine Verordnung, welche dazu führt, dass sich die ehemaligen Gemeinden und/oder heutigen Ortsteile erneut die Köpfe einschlagen. Denn: Im Zuge der damaligen Gebietsreform wurde denn meisten Schulstandorten "natürlich" Bestandssicherheit ihrer Schulen zugesagt. Das war ein wesentliches Argument, überhaupt diesen Einheits- oder Verwaltungsgemeinden beizutreten. 

4 Jahre später ist das alles nicht mehr gültig, alte Wunden brechen auf und wie obiges Beispiel zeigt, sind es nun die Ortsteile, welche im Kampf um "ihre" Schule sich gegenseitig die Köpfe einschlagen. Der hiermit angerichtete Schaden ist auch ein politisches Problem, welches aber  den Verantwortlichen der CDU/SPD offenbar völlig egal ist.

Schulmodelle wie in Bayern? Nein! Gesprächsverweigerung!
Es ist ja so, dass sich europaweit im ländlichen Raume dieselbe Problematik zeigt. Zu lange hat man diesen Aspekt hierzulande nicht berücksichtigt. Altersdurchmischte Beschulung ermöglicht langfristige Flexibilität und dies bei einem ausgewogenen Lehrer/Schülerverhältnis. Damit sind die ursprünglich mal angeführten Gründe des Kultusministerium für SEPL-VO2014, nämlich sparen, erreicht. Kein einziger Schulstandort muss geschlossen werden. Genau darüber verweigern jedoch Kultus- und Finanzministerium jeglichen konkreten Dialog.
Dabei würde sich diese Diskussion weiterhin lohnen, sobald man über die reinen Zahlentabellen des Kultus- und Finanzministeriums hinausschaut. Denn: Ortsnahe Grundschulversorgung ist ein Haltefaktor, daraus resultieren Standortvorteile, damit kann man werben. Bayern macht es uns vor. Chancenland Bayern. Bayern wirbt für seinen ländlichen Raum exakt mit dem, was wir hier abbauen!

Abwicklung des ländlichen Raumes wird zum verheerenden Standortnachteil für Sachsen-Anhalt
Mit der Umsetzung dieser Schulplanung handelt sich Sachsen-Anhalt einen unwiderruflichen Nachteil in den Bereichen Standortmarketing, Werbung um Zuzug von Fachkräften und Haltefaktoren für junge Familien ein. Der daraus entstehende wertmäßige Verlust übersteigt mittelfristig das, was man da einsparen wollte, um ein Vielfaches. Auch das scheint die verantwortlichen Planer aus der CDU/SPD nicht zu interessieren. Sie verweigern den Fach-Dialog zu dieser Thematik. 



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