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Zukunft des ländlichen Raumes: Viele Fragezeichen (1)

In den nun folgenden drei Beiträgen wird dargestellt, weshalb die aktuelle Diskussion zum Thema Grundschul-Schließungen viel weiter gehende Fragen aufwirft. Es geht dabei letztlich darum, ob der ländliche Raum als Lebensraum für Familien erhalten werden soll oder nicht. Dazu zuerst einige Hinweise, so genannte Standort-Kriterien, welche allgemein gültig und andernorts in der Entwicklung des ländlichen Raumes als harte Standortfaktoren unbestritten sind. In der rechten Spalte wird mit rot/grün die Situation in vielen ländlichen Regionen Sachsen-Anhalts markiert.

Entscheidende Kriterien für Stabilisierung oder Entwicklung des ländlichen Raums, Schwerpunkt Zuzug und Halten von Familien:

Erschwinglicher Wohnraum Miete/Kauf
(Generationenwechsel etc. Leerstand)
In den kommenden 15 Jahren zunehmend
Familien- und Kinderfreundlichkeit
gegeben
Jobs: Wichtig für Arbeitnehmer,
(zweitrangig für Selbstständigerwerbende, Home-Offices, Künstler etc.)

Prognostisch zeichnet sich diesbezüglich eine Änderung ab. 
Dünn gesäät

Fachkräfte-Mangel!
Infrastruktur: Versorgung mit NT (insbesondere für Freiberufler, Home Offices), Verkehrswege, ÖPNV
z.T. Im Aufbau
Vielerorts grenzwertig
Verdienst: a) im bundesweiten Vergleich

b) Angebot und Nachfrage im Facharbeiterbereich wird in den kommenden Jahren bedeutende Rolle spielen.
Schlechter bezahlt
Fachkräfte-Mangel bringt bessere Löhne.
Arbeitsweg: Dabei geht man davon aus, dass Arbeitnehmer bis zu 2 Stunden Arbeitsweg/Tag auf sich nehmen, wenn die restlichen Standortfaktoren passen.
Dies zeigen die täg-lichen Staus um Magdeburg/Halle
Versorgung mit Gütern des tägl. Lebens: Einkaufszentren auf dem Arbeitsweg.
Versorgung mit Lebensgütern im Ort.

Kleingewerbe/Bäcker/Fleischer (in Schulstandorten)
Sind vorhanden
Mobile Versorgung
Meistens vorhanden
Kinderbetreuung KITA
(noch!) beispielhaft
Ortsnahe Grundschulen im ländlichen Raum
Ortsnah wird üblicherweise definiert mit max. 5 km Einzugsgebiet.
Wird zurückgebaut.
(rund 50% bis 2018)
Hort
Zieht mit Schulen weg.
Sekundarschule
Grenzwertig/Fahrzeiten
Gymnasien /Berufsschulen
In Mittel- und Oberzentren, lange Reisewege/Abbruch-quote hoch.
Ärztliche Versorgung

Aerztehäuser etc.
Fehlt teilw. gänzlich
Krankenhäuser
Bislang gutes Netz
Altersstruktur: Familien wünschen sich Gleichaltrige für ihre Kinder und für die persönliche Kontakt- und Beziehungspflege
Orte mit ortsferner Grundschulversorgung
In Schulnähe meistens vorhanden.
Fehlt. Überalterung
Soziale Strukturen: Vereine, Kultur, Dorfentwicklung in Schulstandorten.(Hier betrachtet man üblicherweise einen natürlich gewachsenen Einzugsradius von max. 5 Kilometern.)
In schulfernen Orten
Dynamisch, vielerorts Aufwärtstrend
..in Auflösung
Zuzug Wegzug Fluktuation: Bei guten Rahmenbedingungen

Bei Fehlen wesentlicher Faktoren. (Ortsnahe Grundschulversorgung wird in allen neuen Studien als zentraler „harter“ Standortfaktor definiert!)
Normal, im Fluss
Kein Zuzug, Ort überaltert, stirbt aus.


Regional-Entwicklung OHNE ortsnahe Bildungs- und Betreuungs-Angebote?
Wenn wir nun von der Zukunft des ländlichen Raumes sprechen wollen, wird hier deutlich, dass wir neben vielen positiven Aspekten ein massives Problem haben: Abbau der Bildungsinfrastruktur in den ländlichen Regionen kappt gleichzeitig Zuzug  und somit Weiter-Entwicklung, Erneuerung. 

Verschiedene Bundesländer wie Bayern, Sachsen, insbesondere aber unsere europäischen Nachbarländer versuchen, mit gezielten Programmen ihre rechte Tabellenspalte so grün wie möglich herzurichten, denn man hat erkannt, dass ein gesunder ländlicher Raum ein wichtiger Wirtschaftsfaktor ist.  Dabei spielt das Thema Bildung eine zentrale Rolle. Mit kleingliedrigen und flexiblen Beschulungsformen ist es da gelungen, zumindest für Grundschüler ein Schulnetz zu errichten, welches von Familien als positiv gewertet wird. Damit konnte und kann man den ländlichen Raum stabilisieren - sofern man das tatsächlich will. Beim Betrachten obiger Zusammenstellung gelangt man eher zur Erkenntnis, dass genau diese Stabilisierung NICHT gewünscht ist.

Das ist besonders bemerkenswert, weil wir in Sachsen-Anhalt bereits "harte" Erfahrungswerte mit diesen Grundschulzentren-Theorien haben. Dies das Thema im folgenden Beitrag.

Alle drei Beiträge in Reihe

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