Kompliziert
Das Thema Schulentwicklungsplanung wird in den kommenden Tagen in verschiedenen Landkreisen die Tagesordnung zieren. In umfangreichen Dossiers wird auf Hunderten von Seiten in Form von Tabellen und unter Zuhilfenahme verschiedensten Indikatoren festgelegt, welche Grundschulen künftig als bestandessicher gelten und somit förderfähig sind. Dutzenden von Leuten haben da wochenlang über diesen Zahlen gebrütet. Kommunen haben Standorte geprüft, für zukunftsfähig befunden oder nicht und (unter dem Druck der Vorgaben aus Magdeburg) Entscheide gefällt, welche vielfach nicht nachzuvollziehen waren und sind.
Gebäude, in welche noch vor wenigen Jahren massiv investiert wurde, sollen nun geschlossen werden. Dafür baut man an einem andern Ort mit EU-Fördergeldern eher problematische Standorte aus und um. Das alles läuft unter dem Motto sparen, Lehrkräfte besser auslasten und: schwindenden Schülerzahlen Rechnung tragen.
Einfach
Seltsam bei dieser Geschichte ist die Tatsache, dass das erprobteste und tauglichste Modell in dieser Problematik mit keinem Wort erwähnt wird. Es geht um die Umstellung vom System der Jahrgangsklassen auf altersdurchmischten Unterricht. Damit würde man sowohl abnehmenden Schülerzahlen wie auch dem Ziel nach optimalen Einsatz der Lehrkräfte gerecht. Der Schulstandort selbst bleibt ungefährdet, ortsnahe Schulbildung bleibt garantiert. Das Sparpotential dieser Beschulungsform wurde bereits in einem früheren Beitrag dargelegt.
Argumentation aus dem Kultusministerium
- Stellvertretung im Krankheitsfalle ist problematisch: Damit wird also gesagt, man könne (oder wolle?) das, was in vielen Ländern mit jahrgangsdurchmischtem Lernen an "Notfalldispositiven für Lehrerausfälle" aufgebaut ist, in Sachsen-Anhalt NICHT umsetzen. Man schiebt also organisatorische Gründe vor, um sich nicht mit dem Kernthema befassen zu müssen.
- Schulqualität bei großen Schuleinheiten besser: Nicht alles, was auf dem Papier steht, ist auch qualitativ nachhaltig. Untersuchungen an Mehrklassenschulen widersprechen der Meinung des Kultusministeriums deutlich.
- Kleine Schulen sind zu teuer: Das ist bereits in obiger Modellrechnung widerlegt. Die Schülerkosten/Jahr liegen bei altersdurchmischtem Lernen deutlich unter dem Landesdurchschnitt.
- Einsatz der Fördermittel konzentrieren. Das Geld reicht nicht für alle: Übersehen wird dabei, dass die Ausdünnung im ländlichen Bereich dazu führen wird, dass die schulfernen Orte sich demographisch schneller in Richtung Negativspirale entwicklen werden und damit die Bestandessicherheit der "neuen" Schulzentren bis 2030 erneut in Frage gestellt wird.
Es geht also in dieser ganzen Diskussion nicht um Familienfreundlichkeit, um Schulqualität, um einfache, logische und flexible Schulplanung. Nein: Man nimmt die Bevölkerungsentwicklung zum Vorwand, ein Schulsystem für die Grundschule einzurichten, dessen Eckwerte auf Größe und optimalem Lehrereinsatz bei hohen Klassengrößen basieren. Ein Weg, von dem alle neueren Studien zum Thema ländliche Entwicklung abraten. Sachsen-Anhalt geht genau diesen Weg!
Um diese Ziele zu erreichen, streicht man das Schulnetz zusammen, was dazu führt, dass das Grundschulnetz großmaschiger wird, als das PSO-Netz in der ehemaligen DDR. Dort gab es aber Arbeit für alle, weshalb man ruhig im Orte verbleiben konnte - ganz im Gegensatz zur heutigen Situation.
Mit der Umsetzung der SEPL-VO2014 werden den Ortsteilen die letzten Haltefaktoren genommen, was inzwischen auch immer mehr Bürgermeister erkennen und sich dagegen zu wehren beginnen.
Zum Thema Verlässlichkeit von Politik. Schulplanung ist mehr als das Auswechseln einer Parkbank. Schulplanung ist ein Zukunftsbaustein. Wir meinen, SEPL-VO 2014 ist bezüglich ihrer Auswirkungen bis 2030 nicht durchdacht und schadet dem ländlichen Raume enorm. Denkpause wäre angesagt!!!
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