Grundschule Beesenstedt |
Zuerst
zwei Zitate aus dem Entwicklungsprogramm
für den Ländlichen Raum Sachsen-Anhalt 2007-2013, Stand 27.02.2012:
S.
133: ....Um dafür zur sorgen,
dass der ländliche Raum auch für künftige Generationen attraktiv
bleibt und um insbesondere den Wegzug von Familien mit Kindern zu
verhindern, soll die Bildungsinfrastruktur im ländlichen Raum
gesichert und modernisiert werden. Investitionen in
Kindertagesstätten und die allgemeinbildenden Schulen sind
gleichzeitig ein wichtiger Beitrag zur Stabilisierung des
Humankapitals im ländlichen Raum und damit zur Sicherung des
Arbeitsangebots für die ländliche Wirtschaft.
S.
135: Die Landesregierung legt das Abschlussinvestitionsprogramm
,,Bildung – Sanierung aller Kindertagesstätten und Schulen"
(STARK III) auf. Bis 2016 werden im Rahmen dieses Programms alle
bestandsfähigen Kindertagesstätten (Krippen und Kindergärten)
sowie alle Schulen saniert und modernisiert sein. Die Sanierung der
Kindertagesstätten und Schulen soll sowohl durch die Mittel aus dem
Strukturfonds EFRE als auch dem Europäischen Landwirtschaftsfonds
zur Entwicklung des Iändlichen Raums (ELER) finanziert werden.
Grundschule Siersleben |
Grundschulen,
welche nun von StarkIII profitieren möchten, müssen von der
Landesregierung per Verordnung willkürlich
festgesetzten Mindesschüleranforderungen
genügen. Diese wurden im Vergleich zu 2012, von ganz wenigen
Ausnahmen abgesehen, von 40
Schülern auf 80 Schüler/Schulstandort im Jahre 2017
verdoppelt. Standortgemeinden werden nun unter riesigem Zeitdruck
aufgefordert, die entsprechenden Massnahmen, sprich
Schulschliessungen und -reorganisationen zu beschliessen. Fazit: Rund
75 Schulen haben derzeit weniger als 60 Kinder und
müssen bis 2014 schliessen/fusionieren, für 2017 stehen dann
weitere rund 60 Schulen mit weniger als 80 Kindern auf
der Liste...
Für den Harz beispielsweise heisst dies: 30 von 54 Grundschulen sind
von Schließung
bedroht.
GS Latschau Voralberg |
Das
heisst: Während in andern Bundesländern wie Bayern oder Sachsen,
während in den meisten europäischen Ländern sich Grundschule
den ländlichen Bedingungen anpasst, indem entsprechende Schulformen
wie jahrgangsdurchmischter Unterricht und somit Mindestschülerzahlen
von 25 oder noch weniger Kindern
ermöglicht werden, beschreitet Sachsen-Anhalt den gegenteiligen Weg:
Die
Mindestschülerzahlen für den ländlichen Bereich werden
verdoppelt!!
Hier
sind es Eltern und Schüler, welche sich einer nur noch in Zentren
existierenden und verordneten Einheits- und Jahrgangsklassenschule
unterzuordnen haben. Das heisst: unzumutbare, aber
amtlich
sanktionierte Transportwege und -zeiten von bis zu 75 Minuten pro Weg
(ohne stundenplantechnische Wartezeiten) für 7-11-jährige
Kinder. Viele
haben z.T. Ihr Elternhaus Sommer
wie Winter um
06:15 zu verlassen, um rechtzeitig in der Schule zu sein. Der
Kultusminister sprach 5
Monate zuvor von 45 Minuten zumutbaren Schulweges....
Wir
können zwischen den eingangs zitierten Passagen und dem, was in
Wirklichkeit abläuft, inhaltlich keinerlei Zusammenhang erkennen.
Kahlschlag in der Grundschulversorgung, statt Entwicklung des
ländlichen Bereiches.!!!
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