Das Thema Schulschließungen produziert auf einer anderen Ebene Probleme, welche das Kultusministerium kaum und das Finanzministerium offenbar schon gar nicht interessieren. Es geht dabei einerseits um entstehende Kosten für den Schülertransport und zugleich um die Frage: Wo liegt die Grenze der Zumutbarkeit von Schülertransporten für Grundschüler? Dazu hat man in den letzten Tagen mehr erfahren:
Kosten der Schülertransporte:
Dazu Infos aus dem Kreise Jessen. Die Transportkosten stiegen von 4,26 Mio € im Jahre 2008 auf 5,45 Mio im Jahre 2011. Die durchschnittliche Kilometerleistung für einen Weg/Schüler betrug 15,61 Kilometer (2011) und wird mit den begonnenen Schulschließungen massiv zunehmen. (Quelle MZ) Diese Millionen scheinen irgendwo vom Himmel zu regnen und das Haushaltsbudget des Landes Sachsen-Anhalts nicht zu belasten. Hier spricht man nämlich nur vom enormen Sparpotential, ohne genauere Zahlen zu nennen.
75 Minuten von Tür zu Tür
Zumindest der Landkreis Mansfeld Südharz hat dazu Stellung genommen. Demzufolge sollte die Transportzeit inklusive Fussweg und Warterei 75 Minuten auf einem Weg nicht überschreiten.(Quelle mz) Das wären also 2 1/2 Stunden Schulweg pro Tag.
Zwei Punkte wurden in dieser Regelung vergessen: Wie verhält es sich eigentlich,
wenn Hort und Schule nicht im selben Gebäude sind und: Wie rechnet sich die Wartezeit bei Randstunden, in denen keine Schülertransporte fahren?
wenn Hort und Schule nicht im selben Gebäude sind und: Wie rechnet sich die Wartezeit bei Randstunden, in denen keine Schülertransporte fahren?
Kindgerecht klingt anders!
Bleiben wir mal bei dieser 75-Minuten-Regelung und der Annahme, Schulbeginn sei um 07:30. Das heißt, die Schülertransporte kommen spätestens gegen 07:20 beim Schulgebäude an. Somit hätten also die Grundschüler ihr Zuhause um spätestens 06:05 zu verlassen.
Im Weiteren gehen wir davon aus, dass der Prozess des Aufstehens nicht nur darin besteht, das Kind aus dem Bett zu hieven, in die Kleider zu stecken und 5 Minuten später durch die Türe ins Freie zu schubsen. Also geben wir für das, was man gemeinhin "aufwachen, frisch machen und mit Frühstück in den Tag starten" nennt, 30 Minuten. Das wäre dann also gegen 05:30. Ja, unsere Kleinen sind richtige Frühaufsteher!
Oder noch etwas deutlicher: Ein Träger wie Kinderheim etc. mit derartigem Tagesablauf läuft Gefahr, beim Jugendamt anhängig zu werden. Thema Schlafentzug.
Wieviel Schlaf braucht ein Kind?
Ich verweise auf die Tabelle "Wieviel Schlaf braucht ein Kind?" des Deutschen Familienverbandes, Landesverband NRW. Auch wenn wir hier behaupten im Landesdurchschnitt einige Minuten früher als Restdeutschland aufzustehen (was wiederum höchstwahrscheinlich unseren Grundschülern zu verdanken ist...) so dürften diese Angaben doch von Bedeutung sein:
7 Jahre: 10 Std. 30 Min.
8 Jahre: 10 Std. 15 Min.
9 Jahre: 10 Std.
usw.
Hingewiesen wird, dass von Kind zu Kind Abweichungen von bis zu 2 Stunden von dieser Tabelle möglich und normal sind.. Dazu kommen Charaktere wie Eulen(Nachtmenschen und Morgenmuffel) und Lerchen (Frühaufsteher), deren Veranlagungen nicht zu ändern sind...
In einer weiteren Quelle wird im Wesentlichen auf den denselben Schlafbedarf hingewiesen. Dazu gibt es aber auch Studien, wonach zu wenig Schlaf bei Kindern das Risiko zur Übergewichtigkeit um das Dreifache erhöhe.
Dann könnte man vielleicht gleich noch Ernährungs- Essgewohnheiten in der Schule herbeiziehen: Die Tatsache, dass vielerorts die Mittagspause in Form eines 30-Minuten, oder 45-Minuten Breaks stattfindet, während der man sich Essen in den Kopf stopft, ist ja auch nicht gerade ein Beitrag zum Thema gesunde Ernährung..
Rationalität geht vor
Das alles hat offenbar zurückzutreten, wenn es darum geht, die Grundschullandschaft neu zu ordnen. Dann sind es Schul- Verkehrs- und Stellenplaner, welche bekannt geben, was für Kinder gut und zumutbar ist. Sie interessiert es wenig, wie Eltern in den Sommermonaten ihr Kind um 19 Uhr ins Bett kriegen, damit es um 05:30 wieder ausgeschlafen aus den Federn hüpft.. Sie interessiert es auch nicht, was alles auf rund 2 1/2 Stunden Schulweg pro Tag so passiert. Selbst die Frage garantierter Sitzplatz im Transportmittel scheint kein Thema zu sein.
Bei so viel Wertschätzung für unsere Jugend (welche ja unsere Zukunft sein soll), erstaunt eigentlich die Null-Bock-Stimmung dieser Schulgeneration auf den verschiedenen Busbahnhöfen, aber auch das schwindende Interesse der Eltern am Thema Bildung überhaupt nicht mehr.
Oder aber: Es ist der Zeitpunkt gekommen, mal ganz kräftig an einigen Stühlen zu rütteln und wenn das nicht reicht, die Verantwortungsträger mit denselben aus ihrem Reiche herauszutragen, in besagte Schulhöfe zu stellen oder noch besser: Ihnen 4 oder 5 schulpflichtige Kinder für ein Semester zur Betreuung ins Haus in ländlicher Region zu liefern.
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