Direkt zum Hauptbereich

EU-Fördergelder (3): Mit EU-Mitteln eine neue Grundschul-Infrastruktur auf Kosten des ländlichen Bereiches?

GS Pouch
ELER ist ein Fonds, welcher explizit für ländliche Gemeinden unter 10 000 Einwohnern vorgesehen ist. Im Zuge von mehreren Verwaltungsreformen besteht der ländliche Bereich Sachsen-Anhalts aus Verwaltungsgemeinden mit üblicherweise mehr als 10 000 Einwohnern, welche jedoch aus bis zu 15 ehemaligen Gemeinden zusammenfusioniert wurden. Diese sind heute Ortsteile ohne irgendwelches politische Mitbestimmungsrecht, wie sich gerade bei der Grundschuldiskussion zeigt. Das letzte Wort in dieser Sache hat jedoch eh  der Landkreis oder die oberste Schulbehörde.

Grundschule Wust+ Internationale Sommerschule
Mit der SEPL-VO2014 hat die Landesregierung ein Instrument geschaffen, die ELER-Gelder zu kanalisieren. Indem nämlich die Mindestschülerzahlen von 40 auf 80 (neuerdings wird sogar von 100 Schülern für Bestandessicherheit bis 2025 gesprochen) erhöht wurden, fallen die kleinen Dorfschulen als Bildungsorte weg. Diese Schuleinheiten sind zu groß, nicht kompatibel. Dabei sind Argumente wie " zu wenig Schüler erfordern die Schließung", "abnehmende Schülerzahlen lassen uns keine andere Wahl" etc. m it aller Vehemenz zurückzuweisen. Nein, es sind von der Landesregierung verdoppelte Mindestschülerzahlen, welche zu dieser unmöglichen Situation geführt haben.
Grundschule Schollene
Um das zu verdeutlichen: Ohne diese Schulverordnung, aber mit einem flexiblen Schulsystem, wie man es aus Österreich kennt, kann eine Schule mit heute 50 Schülern problemlos Bestandessicherheit bis 2030 ausweisen, denn man könnte die Schülerzahlen theoretisch bis auf 25 Kinder sinken lassen. Bayern beispielsweise sieht Bestandessicherheit ab 27 Kindern. Somit gelangt diese Schule auch in den Genuss der ELER-Fonds und kann Modernisierungs- oder Neubauvorhaben beantragen. SEPL-VO2014 verhindert dies jedoch in Sachsen-Anhalt, blockiert somit wirkliche Entwicklung des ländlichen Raumes.
Grundschule Hillersleben
Stattdessen fließen die ELER Gelder in der ersten Phase vor allem in den Bau von Sporthallen in Grundzentren und Kitas, wobei gleichzeitig erste Vorentscheide für die Periode 2014-19 verlangt werden, d.h. neue Grundschulstandorte festgesetzt werden, um den Bau eben dieser Sporthallen auch zu rechtfertigen... Dabei fließen nicht einfach EFRE Gelder für Stadtentwicklung, nein auch die ELER Gelder werden in Orten mit mehr als 10 000 oder ganz knapp unter 10 000 Einwohnern verbaut. Hier die Liste der Projekte bis 2014. Dabei sind zwei Grundschulprojekte für wirklich dörfliche Gemeinden:
  1. Ahlsdorf 1800 Einwohner (Wohnsitz des Finanzministers !), Neubau Grundschule und großer Streit mit Klostermansfeld, welches eigentlich prädestinierter wäre. Unterstellt wird, die Kosten würden tief gehalten, seien in Wirklichkeit bedeutend höher. 
     sowie
  2. Grundschule Sennewitz, ca. 1600 Einwohner, Neubau Grundschule und Turnhalle. Die andern Grundschulstandorte befinden sich in Orten mit Einwohnerzahlen zwischen 6 000 und 11 000 Einwohnern. Von ländlich kann man also nur bedingt sprechen..
Viele der derzeit gefällten oder zu fällenden Beschlüsse sind also an die zweite Tranche StarkIII geknüpft. Sie wird die Grundschullandschaft einschneidend verändern und deswegen lohnt es sich, dass nun langsam auch die lokalen Behörden gemeinsam aktiv werden und gegen diese Verordnung Sturm laufen. Dies kann geschehen, indem Gemeinde- oder Stadträte beschließen, die Verordnung als Ganzes zurückzuweisen, darauf nicht einzugehen, da damit großer Schaden für die Verwaltungsgemeinde oder die Region entstehe. 
Eigentlich müsste man diesen Mut von Politikern, denen "das Wohl der Menschen und der Region" ein Anliegen ist, erwarten können. Ansonsten muss man sie darauf aufmerksam machen, dass WIR dieses Engagement von ihnen erwarten.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Sprechen wir mal "von Schule" - Klassenzimmer: Wartsaal oder "die zweite Lehrkraft" ?

Wir befassen uns heute mit  den Räumen in welchen Kinder und Jugendliche im Alter von 6 - 16  mehr als die Hälfte ihres Lebens verbringen. Es sind zwei Punkte, welche im Vordergrund stehen: Nutzung des Raumes  und Möblierung. Der Titel deutet es schon an, hier geht es um die Nutzung. Das Bild links zeigt ein Klassenzimmer um 1900 herum.   Der dazugehörige Beitrag ist sehr lesenswert. Schule um 1900 eben. "Und auch aus diesen Jungs und Mädchen ist was geworden", höre ich bereits. Ja, das ist so. Das Bild rechts oben und die Bilder dieses Abschnittes zeigen Klassenzimmer von heute. In den meisten Grundschulen sehen wir nach wie vor die klassische Bestuhlung und sie besagt etwas: Gängigste Unterrichtsmethodik ist Frontalunterricht. Dies wiederum bedeutet für die Schüler: Viel sitzen, viel zuhören, wenig Eigenaktivität und Bewegung. Ja, es gibt auch andere Klassenraumbestuhlungen, sie sind lobend zu erwähnen, denn sie machen auf den ersten Blick klar, dass Unterric

Schülerbeförderung: 75 Minuten für 7-Jährige ! Wo bleibt eigentlich das Jugendamt?

Das Thema Schulschließungen produziert auf einer anderen Ebene Probleme, welche das Kultusministerium kaum und das Finanzministerium offenbar schon gar nicht interessieren. Es geht dabei einerseits um entstehende Kosten für den Schülertransport und zugleich um die Frage: Wo liegt die Grenze der Zumutbarkeit von Schülertransporten für Grundschüler? Dazu hat man in den letzten Tagen mehr erfahren: Kosten der Schülertransporte: Dazu Infos aus dem Kreise Jessen. Die Transportkosten stiegen von 4,26 Mio € im Jahre 2008 auf 5,45 Mio im Jahre 2011. Die durchschnittliche Kilometerleistung für einen Weg/Schüler betrug 15,61 Kilometer (2011) und wird mit den begonnenen Schulschließungen massiv zunehmen. ( Quelle MZ ) Diese Millionen scheinen irgendwo vom Himmel zu regnen und das Haushaltsbudget des Landes Sachsen-Anhalts nicht zu belasten. Hier spricht man nämlich nur vom enormen Sparpotential, ohne genauere Zahlen zu nennen. 75 Minuten von Tür zu Tür Zumindest der Landkreis Mansfeld S

Die Rechte unserer Kinder (1)

http://www.jugenddelegierte.de Nachdem wir inzwischen bis zum Gehtnichtmehr dargestellt haben, dass die Schwerpunkte der gegenwärtigen Planungen des Finanz- und Kultusministeriums ausschließlich finanzielle und personelle Gründe haben, möchten wir in diesem und den folgenden drei Beiträgen die Kinder in den Fokus stellen  Sie sind es, welche am Unmittelbarsten betroffen sind und - das behaupten wir jetzt - entsprechend Schaden nehmen oder benachteiligt werden Die Uno-Kinderrechts-Konvention von 1989  legt die Kinderrechte in 10 Punkten fest:  Drei davon möchten wir in diesem Zusammenhang herausgreifen: das Recht auf Gesundheit das Recht auf Bildung das Recht auf Freizeit, Spiel und Erholung 1. Recht auf Gesundheit Dazu eine Wegleitung zum Schlafbedarf von 6-11-Jährigen Für 5-6-Jährige beträgt dieser 11,5 Stunden, 7-11-Jährige liegt der Wer bei 11 Stunden. Daraus ergibt sich ein handfestes Problem für Eltern, deren Kinder bereits um 05:30 aus den Federn müssen, u