Willkommen in der zweiten Folge unseres Dauerläufers zum Thema Grundschulplanung Sachsen-Anhalt. Grundlage ist ein Interview von Finanzminister Bullerjahn in der Volksstimme vom 18.03.2014 in welchem er wieder einmal ein Machtwort spricht und gleichzeitig deutlich macht, wer im Lande das Sagen hat: Zahlen. Unreflektierte Zahlen!
Logisch: Dass man auf Grund eines Titels "So hart
ist das Kürzungsziel nicht", davon ausgeht, es handle sich dabei um Korrekturen im einstelligen Prozentbereich.
Unlogisch wird es, wenn sich herausstellt, dass von 539 Grundschulen
163 geschlossen werden, die meisten im ländlichen Raum und zwar zwischen 30% -
80%, je nach Region!
Logisch: „Wir haben weit über tausend Lehrer in
Altersteilzeit. Diese Kollegen werden bezahlt, stehen aber nicht mehr vor der
Klasse.“ Ja, das kennt man in vielen andern Ländern Europas genau so.
Unlogisch: Wenn man dieses Problem damit zu beheben vorgibt, dass
man Kleine Schulen als personalintensiv beschreibt, aber gleichzeitig
altersdurchmischten Unterricht und Außenstellenlösungen in der
Schulplanungsverordnung ausschließt. Man zwingt also kleine Schulen in das
alternativlose System Jahrgangsklasse und wirft ihnen gleichzeitig vor, sie
hätten ein schlechtes Schüler-Lehrerverhältnis.
Völlig unlogisch ist es, dieses personalpolitische
Problem auf dem Buckel von 6-11-Jährigen zu lösen. Deren Alltag: 06:00 weg von zu Hause, auf den
Schulbus, Rückkehr nach Hause 14:30 oder 15:30 Uhr. Teilzeit-Stellenangebote
der Arbeitsagentur mit weniger als 6
Stunden Arbeit und mehr als 2,5 Stunden Pendelzeit dürfen vom Arbeits-Suchenden
abgelehnt werden. Für 6-Jährige erklärt man das für zumutbar.
Super unlogisch: Ist Altersteilzeit ein Problem der
kleinen Schulen? Wie löst man Altersteilzeit in den Städten? Indem die Stunden,
welche in Altersentlastung nicht erteilt werden, von zusätzlichen Lehrkräften
abgedeckt werden. Ein 100% Unterrichtspensum muss abgedeckt sein, egal ob in der Stadt oder auf dem Land.! DAS ist die Praxis.
Logisch: Dass man Sparmaßnahmen einleitet, wenn sie einen
wirklichen Spareffekt erbringen.
Unlogisch: ist es, wenn für die eventuelle Einsparung von sagenhaften 120 Lehrstellen (ca.6 Mio
Ersparnisse), mehr als 120 Schulen geschlossen, dafür Transportkosten in
Millionenhöhe produziert, mit Millionen
von Fördergeldern sanierte Grundschulen aufgegeben werden. Das ist
Geldverbrennung!!!
Logisch wäre in diesem Kontext die Frage nach der
Wirtschaftlichkeitsprüfung in den Gesamtauswirkungen.
Unlogisch ist, wenn man dazu nichts findet und bei genauerer
Prüfung feststellen muss, dass da nur Kosten aus- und umgelagert, Zusatzkosten
erzeugt werden, welche durch Kreise und Kommunen erbracht werden müssen.
Logisch: Wenn Personal gespart werden muss, dann auf allen
Ebenen.
Unlogisch: „mit Minister Webel rede ich gerade darüber, wie wir den
Schülerverkehr wesentlich effektiver gestalten können, damit - etwa mit
Kleinbussen - die Schulen direkt und nicht über Umwege angefahren werden.“ Das
heißt: Kleinbusse = mehr Kurse = mehr „Chauffeure“, höhere Grundkosten, welche wiederum
Landkreise und Kommunen zu berappen haben werden. Dies alles, um noch mehr
Schüler, über noch weitere Strecken innerhalb der unsäglichen
Schülerbeförderungs-Satzungen von 75 Minuten für einen Weg von Tür zu Tür
transportieren zu können. All diese Anstrengungen geschehen JETZT, angesichts wachsender Proteste. Ziel: Eine
unsinnige Grundschulnetzplanung, welche die angestrebten Sparziele nicht
ansatzweise erreicht, soll durchgedrückt werden. Gespart wird aber gar nichts, ganz im Gegenteil!
Logisch: Schulnetzplanung ist im Ausland und in verschiedenen Bundesländern ein
Teamwork verschiedener Ministerien und Organisationen und der
Standortgemeinden. Daraus ergibt sich eine Wirtschaftlichkeitsrechnung, in
welche viele Faktoren einfließen. Dabei stellt sich oft heraus, dass eine
„teure“ Schule rundherum Werte, Einnahmen generiert, welche das vermeintliche
„Sparpotential“ um ein Mehrfaches übertreffen.
Unlogisch: Das alles spielt in Sachsen-Anhalt keine Rolle. Da gilt
die Zahl 100 als förderwürdiger Schulplanungswert, daran richtet sich die
gesamte Planung aus - und Ende. Mit einem angepassten Landschulmodell würde man
dieselben Personalvorgaben erreichen, müsste keine Schule schließen. Aber eben,
das will man nicht. Nicht wahr, Herr Bullerjahn?
Nachtrag:
Logisch: Bevor man neue Schulhäuser baut, analysiert man die
vorhandene Struktur.
Unlogisch: Bevor überhaupt ein Schulentwicklungsplan beschlossen
ist, wird am Standort X Fördergeld für eine neue Schule verbaut, und damit
werden die benachbarten Schulstandorte destabilisiert.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen