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Protest und Thesen zur Landtagssitzung am 28.02.2014 in Magdeburg



Unsere Proteste gegen Schulschließungen begleiteten die Schuldebatte im Landtag am 28.02.2014!

Hier berichtet der MDR (Sachsen-Anhalt heute, 19 Uhr, Beitrag 3):
http://www.mdr.de/mediathek/fernsehen/sendungverpasst100-multiGroupClosed_boxIndex-1_zc-414ac266.html

Mit bunten Plakaten und mit 95 Thesen zum Wert kleiner Schulen protestierten gestern Eltern, Kinder sowie Walter und Heiner vom Aktionsbündnis vor der Johanniskirche Magdeburg, in der die gestrige Landtagssitzung stattfand.

http://www.mz-web.de/mitteldeutschland,20641266,26418708.html

Zur aktuellen Debatte um Grundschulen ist viel von Kosten und Kennziffern die Rede!
Wir geben allen, die über die kleinen Schulen in Sachsen-Anhalt in dieser Art sprechen und richten, 
das Folgende -aus Anlass des Luhterdekadejahres "Reformation und Politik"- in Form von 
95 Thesen zu bedenken:




Martin Luther: „Denn es ist eine große und ernste Aufgabe, an der Christus und aller Welt viel liegt, dem jungen Volk zu helfen und ihm zu raten ...: Wenn man Jahr für Jahr so viel aufwenden muss für Gewehre, Wege, Steige, Dämme und dergleichen unzählige Dinge mehr, damit eine Stadt Frieden und Ruhe habe, warum sollte man nicht viel mehr noch oder doch genauso viel für die arme bedürftige Jugend aufwenden, indem man ein oder zwei geeignete Männer als Lehrer einstellt?"
1. Kleine Schulen ermöglichen Chancengleichheit im Sinne gleichwertiger, wohnortunabhängiger Zugangsmöglichkeiten zur Bildung.
2. Kleine Schulen sind gute Schulen.
3. Kleine Schulen lehren anders, aber nicht schlechter.
4. Kleine Schulen machen „kurze Wege für kurze Beine“ möglich.
5. Kleine Schulen sind familienfreundliche Schulen.
6. Kleine Schulen fördern die Selbstständigkeit der Kinder.
7. Kleine Schulen machen „kurze Wege für lange Beine“ möglich, je näher die Schule, desto intensiver sind das Interesse und die Mitwirkung der Eltern.
8. Kleine Schulen verschwenden keine Wartezeiten an Haltestellen.
9. Kleine Schulen erleichtern das Engagement und die Mitwirkung von vielen.
10. Kleine Schulen sind ein Ort des sozialen Austauschs.
11. Kleine Schulen bieten ein wichtiges Umfeld zum Aufbau intakter Sozialbeziehungen (Freundschaften) im Kindesalter.
12. Kleine Schulen können der zunehmenden „Verinselung“ der Kindheit und dem Zerfall der kindlichen Gemeinschaft entgegenwirken.
13. Kleine Schulen: Da kommen auch mal Opa oder Oma zu Besuch.
14. Kleine Schulen sind ein weicher Standortfaktor für die wirtschaftliche Entwicklung der Gemeinde.
15. Kleine Schulen sind rentabel - man muss sie nur richtig organisieren.
16. Kleine Schulen sind flexibel, ermöglichen sowohl eine Jahrgangs- wie auch eine jahrgangsgemischte Unterrichtsorganisation.
17. Kleine Schulen sind vielfältig, profitieren von der Kooperation mit Kita, Hort und Vereinsleben des Ortes.
18. Kleine Schulen lassen unterschiedlichste Schulkonzepte zu.
19. Kleine Schulen sorgen für Identifikation mit der eigenen Gemeinde.
20. Kleine Schulen verhindern die Abwanderung junger Familien.
21. Kleine Schulen erleichtern die Zuwanderung junger Familien.
22. Kleine Schulen sind die Methodenschmiede für große Schulen.
23. Kleine Schulen sind Motor für Innovation, z.B. Wochenplanunterricht, Unterricht mit individuellen Lehrplänen, Inklusion, Projekt- oder Jahres-projekt-Unterricht, Gruppen-Arbeiten über einen längeren Zeitraum, erforschendes Lernen, Lernen im Team.
24. Kleine Schulen machen ortsnahes Lernen möglich, mit Eltern als Experten, Vermittler oder Begleiter, mit Spezialisten aus dem Ort, manchmal sogar am Wochenende.
25. Kleine Schulen sind stark, mit STARK III – konzentriert auf einige große Schulen - schließt man indirekt auf Dauer mehr Schulen als man saniert.
26. Kleine Schulen verdienen dieselbe Unterstützung wie große. „Zu guter Bildung gehört auch die Infrastruktur. Deshalb wollen wir bis zum Ende der nächsten Legislaturperiode alle Kindertagesstätten und Schulen in Sachsen-Anhalt saniert haben und in einen Zustand gebracht haben, in dem sich gut lernen lässt.“ (SPD-Wahlversprechen 2011)
27. Kleine Schulen müssen sich darauf verlassen können, dass das, was die Politik vor den Wahlen verspricht auch nach den Wahlen einlöst. „Unser besonderes Anliegen ist, die vorhandenen Schulstandorte weitestgehend zu sichern. Dies ist wegen der weiter sinkenden Schülerzahlen in manchen Regionen eine Herausforderung. Aber dieses Ziel können und werden wir erfolgreich angehen. Konkret setzen wir uns dafür ein, die Grundschulen durch Kooperationen untereinander zu stärken und so neue Potenziale für die praktische pädagogische Arbeit zu schaffen.“ (CDU-Wahlprogramm 2011)
28. Kleine Schulen brauchen verlässliche politische Unterstützung vom Land und von den Kommunen. „Die Koalitionspartner sind sich darin einig, das bestehende Schulnetz im Land zu sichern. Schulschließungen, die über die gültige mittelfristige Schulentwicklungsplanung der Schulträger bis zum Schuljahr 2013/2014 hinausgehen, sollen möglichst vermieden werden.“ (Koalitionsvertrag von CDU und SPD 2011)
29. Kleine Schulen sind Kultur im Dorf.
30. Kleine Schulen sind Orte kultureller Begegnung unterschiedlicher Generationen. 31. Kleine Schulen stellen den Nachwuchs für Vereine und Initiativen. 32. Kleine Schulen sind manchmal auch Jugendfeuerwehr.
33. Kleine Schulen sind Begegnungsstätte für Vereine und Gruppen, manchmal sogar Gemeindezentrum.
34. Kleine Schulen erleichtern die Vernetzung unterschiedlicher Akteure.
35. Kleine Schulen sind ein optimaler Nährboden für Kinder, hier Wurzeln zu schlagen.
36. Kleine Schulen ermöglichen das Knüpfen von Beziehungen im Dorf dank offener Projekte.
37. Kleine Schulen erleichtern die Identifikation mit der Gemeinde und die Mitwirkung unterschiedlicher Akteure aus der Gemeinde - das schafft eine positive Lernkultur der Kinder.
38. Kleine Schulen erleichtern soziale Bindungen und Verwurzelung.
39. Kleine Schulen sind die Spinne im Netz eines Dorfes, Kristallisationspunkt, wie man z.B. in Österreich sieht, wenn man den kulturellen Anlässen beiwohnt.
40. Kleine Schulen wirken wie ein Stabilitätsanker für den ländlichen Raum.
41. Kleine Schulen sorgen dafür, dass der ländliche Raum eine Zukunft hat.
42. Kleine Schulen schaffen es, dass sich die Bevölkerung im ländlichen Raume weitgehend stabilisiert.
43. Kleine Schulen können die Herausforderung Inklusion meistern, weil man sich vor Ort länger kennt, schneller Vertrauen zueinander fasst und miteinander Herausforderungen in fast familiärer Weise meistert.
44. Kleine Schulen machen fit, denn sie sind von viel mehr Kindern zu Fuß zu erreichen.
45. Kleine Schulen vor Ort sind gesund: Sie lassen Kinder länger schlafen.
46. Kleine Schulen machen weniger Stress: Sie lassen Eltern länger schlafen.
47. Kleine Schulen entschleunigen den Tagesablauf, denn die Schüler erreichen sie meist ohne Transportstress.
48. Kleine Schulen haben Tradition, sind oft über 100 Jahre alt oder noch viel älter. Zerschlägt man diese Tradition, nimmt man der Gemeinde einen Teil ihrer Identität.
49. Kleine Schulen sind das beste Mittel gegen die demografische Krise.
50. Kleine Schulen kennt man in Österreich, der Schweiz, in Finnland und anderswo - und überall haben sie Erfolg.
51. Kleine Schulen schließt man nicht, wenn keine Kinder da sind, „ruhen“ sie. Denn es kommen wieder genug – darf man hoffen, meist trügt die Hoffnung nicht.
52. Kleine Schulen hält Sachsen durch ein Schulschließungsmoratorium - wir sind sicher: Sachen-Anhalt kann das auch.
53. Kleine Schulen hält Bayern mit Mindestschülerzahlen von 26 Kindern (in zwei jahrgangsgemischten Klassen), Sachsen-Anhalt will die Mindestschülerzahl verdoppeln.
54. Kleine Schulen halten andere Bundesländer mit Außenstellen.
55. Kleine Schulen halten andere Bundesländer mit Schulverbünden, in denen eine Schulleitung für zwei oder sogar mehr Standorte zuständig ist.
56. Kleine Schulen in Sachsen-Anhalt machen aus der Not (es fehlen Schulleiter) eine Tugend, wenn ausgewählte Schulleiter zwei oder mehrere Schulen leiten.
57. Kleine Schulen vertragen keine willkürliche Verdopplung der Mindestschülerzahl und Erhöhung der Klassengröße für 1. Klassen.
58. Kleine Schulen zu schließen, vertieft die ungleichen Lebenschancen von Menschen im ländlichen Raum.
59. Kleine Schulen zu erhalten, das bedeutet Bildungsgerechtigkeit für den ländlichen Raum.
60. Kleine Schulen zu erhalten, das erfordert eine Bildungsplanung, die nicht nur finanzielle, sondern auch raumplanerische, wirtschaftliche, soziale Aspekte berücksichtigt.
61. Kleine Schulen mit kurzen Wegen zur Gemeindeverwaltung ermöglichen schnelle Entscheidungen des Schulträgers.
62. Kleine Schulen: Jeder kennt jeden, Groß kennt Klein und umgekehrt.
63. Kleine Schulen sind eine Herausforderung und ein Erlebnis für Lehrkräfte.
64. Kleine Schulen bilden die Facharbeiter von morgen aus.
65. Kleine Schulen halten Facharbeiter mit ihren Familien in der Region.
66. Kleine Schule – kleine Kinder – kleine Wege: passt.
67. Kleine Schule bedeutet: mehr Freizeitspaß und Bildungszeit statt endloser Fahrzeit!
68. Kleine Schulen erhalten den Familien Handlungsoptionen für die Gestaltung individueller Lebensentwürfe vor Ort.
69. Kleine Schulen: Mancher Städter schickt Kinder auf’s Land und bezahlt sogar dafür.
70. Kleine Schulen können oft einen erfahrungs- und naturnahen Unterricht machen.
71. Kleine Schulen machen die Eingewöhnung leichter.
72. Kleine Schulen sind ökologischer, denn lange Bus- oder Autofahrten entfallen.
73. Kleine Schule bedeutet manchmal: heute Unterricht bei Bäcker Müller!
74. Kleine Schule: viele Jahre wirksam, vielfach geprüft und für gut befunden.
75. Kleine Schule: Wer da groß geworden ist, hat auch später viel zu erzählen.
76. Kleine Schule bedeutet: große Nachhaltigkeit.
77. Kleine Schulen beeutet: gute Chancen für Langsame UND Genies.
78. Kleine Schulen vor Ort funktionieren dort besonders gut, wo Kita, Grundschule und Hort eng zusammenarbeiten.
79. Kleine Schulen: Da gibt es viel weniger Burn-Outs von Lehrkräften.
80. Kleine Schulen spielen auch mal in der Kirche Theater.
81. Kleine Schule: Da lernt man von den Großen.
82. Kleinen Schulen? – Wir haben keine Angst davor. Wir nicht, die Kinder auch nicht.
83. Kleine Schulen: Hier sind die Grenzen zwischen Schulzimmer und Umgebung fließend.
84. Kleine Schulen gewinnen Schul-Innovationspreise und andere Auszeichnungen.
85. Kleine Schulen sind für kleine Kinder überschaubar.
86. Kleine Schulen: Hier kommt’s vor, dass Jung UND Alt gemeinsam Theater spielen.
87. Kleine Schulen erziehen besonders gut zur Eigenverantwortung.
88. Kleine Schulen schaffen mehr Bildungsqualität durch räumliche und zeitliche Flexibilität.
89. Kleine Schulen sind ein nachhaltiger Standortfaktor einer nachhaltigen Entwicklung ländlicher Regionen.
90. Kleine Schulen sind unverzichtbarer Baustein der öffentlichen Daseinsvorsorge.
91. Kleine Schulen sind ein Baustein des Bildungsengagements privater Schulträger.
92. Kleine Schulen sind Bildungsvorsorge im ländlichen Raum.
93. Kleine Schulen – wer sie schließt, gefährdet die Einbindung der Schulen in das soziale Gemeinwesen der Region.
94. Kleine Schulen – wer sie schließt, der nimmt die soziale Benachteiligung der Kinder aus dem ländlichen Raum in Kauf
95. Was würde wohl Luther zu kleinen Schulen sagen?

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