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Anhörung vom 9.01.2014 Manuskript

Es handelt sich hierbei um das Manuskript, welches auch den Anwesenden Mitgliedern des Petitionsausschusses abgegeben wurde. Sobald das Wortprotokoll der Petitionskommission vorliegt, in welchem auch die anschließende Diskussion festgehalten ist, werden wir diese hier verlinken:

Sehr geehrter Herr Mewes (Ausschussvorsitzender des Petitionsausschusses),
werte Mitglieder des Petitionsausschusses, des Bildungsausschusses und des Finanzausschusses,
sehr geehrte Anwesende,

als Erstes möchten wir uns als Aktionsbündnis Grundschulen vor Ort ganz herzlich bei Ihnen bedanken, dass wir an dieser Stelle die Möglichkeit erhalten, unser Anliegen vorzutragen. Wir danken den 16.000 Bürgerinnen und Bürgern, die unsere Onlinepetition unterschrieben haben, die zu dieser Anhörung geführt hat. Und wir danken den vielen anderen, die ebenfalls mit Unterschriften und unzähligen Aktionen sich gegen Schulschließungen in Sachsen-Anhalt ausgesprochen haben.

Wir werten diese Anhörung im Petitionsausschuss und auch die Hinzuziehung des Bildungs- und Finanzausschusses sehr positiv und als Zeichen der Ernsthaftigkeit der Landespolitik, sich mit unserem Anliegen auseinanderzusetzen.

Das Thema Schulentwicklungsplanung wirft hohe Wellen, was zeigt, dass es sich hierbei um eine Weichenstellung mit schwer überblickbaren Folgen für die Zukunft Sachsen-Anhalts handelt.

Diese komplexen Zusammenhänge darzulegen ist nicht ganz einfach, weshalb wir uns entschieden haben, Ihnen unsere Ausführungen wo nötig in gedruckter ansonsten in digitaler Form, teilweise ergänzt mit Quellenangaben und weiteren Informationen, abzugeben. Wir werden uns in dieser Anhörung an dieses Manuskript halten und hoffen im Anschluss daran an einen angeregten Meinungsaustausch.



Aktuelle Situation
SEPL-VO 2014  vom Mai 2013 setzt für Schulen der Zukunft folgende Eckwerte fest:
  • Mindestschülerzahl 60 (52 dünn besiedelt) bis Juli 2017
  • Mindestschülerzahl 80 (60 dünn besiedelt) ab August 2017
  • Mindestschülerzahl für Einschulungsklassen von 15 Kindern bis Juli 2017, 20 ab August 2017
  • Neueröffnung von Grundschulen erfordern Zweizügigkeit, also 160 (120) Kinder, garantiert auf die nachfolgenden 5 Jahre.
  • Dauerhafte Ausnahmen wie Außenstellen oder dauerhaft geringere Schülerzahlen sind in der Verordnung NICHT vorgesehen, womit also für eine stabile Schulplanung die obigen Werte als Richtlinie gelten.
Darauf basierend haben Standortgemeinden und Landkreise einen Schulentwicklungsplan 2014-19 zu erarbeiten und ihre Schulkreise und -standorte den entsprechenden Vorgaben anzupassen.

Konsequenzen sind:
  • Schließung von 80 bis 150 Grundschulen in unserem Bundesland Sachsen-Anhalt, d.h. bis zu 50% der Grundschulen in einigen Landkreisen (z.B. im Harz, in der Altmark, im Burgenlandkreis), darunter auch bereits sanierte Grundschulen
  • Schulwege von bis zu 3 Std. pro Tag für Schüler (und Eltern)
  • Verödung der soziokulturellen Infrastruktur im ländlichen Raum, die unmittelbar zum Wegzug führt.



Offizielle Begründung
Sachsen-Anhalt hat im Vergleich zu den Flächenländern die kleinsten Grundschulen. Diese kleinen Schulen sind nicht rentabel, ergänzende Schulangebote fehlen, Personalplanung und Spardruck zwingen zu organisatorischen Reformen, also Schulschließungen. Eine „gute Schule“ hat mindestens 80 Schülerinnen und Schüler. Eine „bestandssichere Schule“ im Sinne des STARK III-Programms hat sogar mindestens 100 Schülerinnen und Schüler. Dieser Weg sei alternativlos, hörten wir an vielen Veranstaltungen.

Wir sind mit Ihnen einig: Eine Schule mit 40 Kindern, 4 Klassenlehrkräften, Pädagogischem Mitarbeiter, Sekretariat und Schulleiterfunktion ist ein sehr teures Unterfangen. Ja, diese Schulen müssen effizienter arbeiten, wenn sie Bestand haben sollen. Geben Sie ihnen die Möglichkeit!!!
Was halten Sie von bis zu 50% Personaleinsparung in solchen kleinen Schulen, ohne dass die Schule geschlossen wird?



Damit wir uns richtig verstehen (Definitionen)
In der laufenden Diskussion in Sachsen-Anhalt hören wir viel von Mini-Schulen, Zwergschulen etc. und meinen damit etwas, was im schulplanerischen Bereich unserer Nachbarländer als völlig normale Grundschule bezeichnet wird. In unseren Ausführungen verwenden wir deshalb folgende Begriffe:

Normale Grundschule: Schulgröße ab 60 Kinder, im Jahrgangsklassen-System unterrichtet.

Mehrklassenschule: 25 (20) - 60 Kinder, Klasseneinteilung jahrgangsdurchmischt, unterrichtet von zwei oder drei Klassenlehrern, ergänzt mit Fachlehrkräften und pädagogischem Personal.
Der Unterricht findet mit Ausnahme der Fachlehrerstunden generell in den Stammklassen statt.

Zwergschule: 10 (15) - 20 Kinder unterrichtet von einer Lehrkraft, unterstützt von den nötigen Fachlehrkräften und pädagogischem Personal.



Mehrklassen-/Zwergschulen sind ein Fundus für neue pädagogische Ansätze
Es gibt das Vorurteil, dass kleine Schulen schlechtere Schulen sind. Das Gegenteil ist richtig. Die meisten neuen pädagogischen-methodischen Reformen in den Grundschulen haben ihren Ursprung in Mehrklassen- und Zwergschulen, wurden dort wissenschaftlich begleitet, ausgewertet und fanden dann Eingang in die normalen Grundschulen. Grund: Mehrklassen-Schulen erfordern höheren Organisationsgrad.
  • Wochenplanunterricht
  • Werkstatt-Unterricht
  • individualisierender Unterricht
  • Unterricht mit individuellen Lehrplänen
  • Inklusion
  • Projekt- oder gar Jahresprojekt-Unterricht
  • Gruppen-Unterricht, Gruppen-Arbeiten über einen längeren Zeitraum
  • Lernbegleitung durch die Lehrkraft
  • Erforschendes Lernen, Lernen im Team
  • Schwerpunktwochen (inzwischen durch Spezialisten abgedeckt, in den Landschulen durch Fachleute aus dem Dorf).



Schauen wir genauer hin. Wir wollen Sie nach Ebenau und Forstau in Österreich entführen. 
Wir wollen, dass solche Schulen in Sachsen-Anhalt auf Dauer möglich sind, um Schulstandorte zu erhalten. Die Volkschule Ebenau beispielsweise hat aktuell 54 Kinder, die in drei Klassen beschult werden. Sie ist

  • flexibel: ermöglicht sowohl eine Jahrgangs- (Ebenau: Klasse 1 und Klasse 2) wie auch eine jahrgangsgemischte Unterrichtsorganisation (Ebenau: Klasse 3/4)
  • vielfältig: (Die Jahreschronik der Schule liegt Ihnen vor.)
Nach elastischer ist die Schulorganisation in einer Volksschule wie in Forstau, wo derzeit gerade 16 Kinder in einer einzigen Klasse beschult werden. Forstau zeichnet sich dadurch besonders aus, dass über Jahre auf die Befürnisse des Ortes in hervorragender Art und Weise reagiert werden konnte.
Mehrklassen-/Zwergschulen werden von den Fachleuten als hochwertige Bildungseinrichtung mit einem besonders nachhaltigen Lerneffekt bezeichnet. Dazu kommt, dass die Schüler dieser Einrichtungen generell über eine überdurchschnittliche Eigen- und Sozialkompetenz verfügen.

Ebenau und Forstenau sind überall: Anmerkungen zur Schulversorgung in Österreich



Österreich besitzt im Schuljahr 2012/13 landesweit 3095 Grundschulen. Im Landesdurchschnitt werden 12,5% aller Schulen (386 Schulen) von weniger als 25 Kindern besucht. 5% aller Grundschulen landesweit (also 154 Schulen) werden von weniger als 15 Kindern besucht. Regional gibt es auf Grund dichter oder dünner besiedelter Gebiete eklatante Unterschiede:




Das bedeutet: Österreich ist durch ein Schulsystem geprägt, in welchem in dicht besiedelten Gebieten in Jahrgangsklassen unterrichtet wird, während man in dünn besiedelten Regionen das jahrgangsdurchmischte Schulsystem kennt. Hier beginnt die Soll-Größe meistens bei 10 Schülern/Schuleinheit. Fällt eine Schule unter diese Größe, dann „ruht“ sie, wird also nicht geschlossen. Vielmehr nimmt sie den Betrieb wieder auf, wenn genügend Schüler da sind.

In Zahlen:


Wer
Einw./km2
Schule/km2
Schule/Einw.
Österreich
101 Einw./km2
1 GS auf 27,7 km2
1 GS auf 2742 Einw.
Sachsen-Anhalt
110 Einw./km2
1 GS auf 38,14 km2
1GS auf 4197 Einw.
2025
1,9 Mio Einw: 410 GS
92,92 Einw.
1 GS auf 49,86 km2
1 GS auf 4 567 Einw.
Tirol
57 Einw./km2
1 GS auf 33 km2
1 GS auf 1 869 Einw.
Mansfeld-Südharz
144735 Einw. 40 GS
100 Einw. km2
1 GS auf 36,2 km2
1 GS auf 3618 Einw.
2019
120 000 Einw. 31 GS
82,8 Einw. km2
1 GS auf 46,7 km2
1 GS auf 3870 Einw.

Was Zahlen nicht zeigen: Hier entsteht eine bildungsfreie Zone im Süd-Ostharz:




Das Beispiel Österreich zeigt uns drei Dinge:
  1. Jahrgangsdurchmischter Unterricht ist eine anerkannte und nicht zu unterschätzende Schulform, prädestiniert für den dünner besiedelten ländlichen Raum.
  1. Damit gelingt es, eine ortsnahe Grundschulversorgung aufzubauen oder aufrecht zu erhalten und die Bevölkerung im ländlichen Raume weitgehend zu stabilisieren.
  1. Österreich gelingt es, die notwendige personelle Versorgung dieser Schulen sicher zu stellen und für deren Unterhalt und Sanierungen (auch über EU-Fonds!) die notwendigen Mittel zu beschaffen.
Fazit: Mit einem – im Vergleich zum heutigen Grundschulnetz in Sachsen-Anhalt - auf die reale Wohnfläche umgesetzt, mehr als doppelt so dicht gestrickten Schulnetz, in welchem jahrgangsdurchmischter Unterricht eine zentrale Rolle spielt, stützt Österreich seine ländlichen Regionen. Und: So wie in Österreich gibt es in unseren Nachbarländern hunderte von Mehrklassenschulen, dank denen der ländliche Raum gestützt wird.
Sämtliche uns bekannten neueren Studien fordern ortsnahe, flexible Grundschulversorgung im Kampf gegen Abwanderung und warnen vor weiterer Zentralisierung der Grundschulversorgung als fatalem Fehler.

Quellen, Zitate

„Folgende Optionen sollten Länder und Gemeinden im Sinne einer zukunftsfähigen Bildungspolitik in schrumpfenden Räumen in Betracht ziehen:
Jahrgangsübergreifendes Lernen
Bei wenigen Kindern in der gesamten Schule können zwei bis drei Altersstufen gemeinsam unterrichtet werden. Werden drei Klassen zusammengelegt, benötigen sie nur einen Lehrer statt dreien. Da die Personalkosten im Durchschnitt 80 Prozent der Kosten pro Schüler ausmachen, erhöhen solche Maßnahmen die Tragfähigkeit enorm. “

„Schwindet die kleine Schule aus einem Ort, verliert er schlagartig an Interesse für junge Familien. Dieser Faktor ist gewiss der entscheidende Schlüssel für den Zu- oder Wegzug von Familien und auch von jungen Erwachsenen in dem Alter, in dem sie eine Familie gründen könnten. Regionen, die ihre Schulen schließen, folgen zwar voll guter Absicht der Notwendigkeit zu sparen – zugleich aber verstärken sie selbst den Sog, der ihre ländlichen Räume dräniert.“

„Zur Sicherung der Schulversorgung sollten dafür neue konzeptionelle Möglichkeiten wie jahrgangsübergreifender Unterricht, Verknüpfung vorschulischer Erziehung und Grundschulen, Einrichtung von Filialstandorten, Kooperationen zwischen den unterschiedlichen Formen allgemeinbildender Schulen sowie zwischen Berufsschulen und Gymnasien genutzt werden .“

Ein familienfreundliches Wohn- und Lebensumfeld mit entsprechenden Freizeitangeboten kann unterstützt werden, indem
….. eine gute Bildungsinfrastruktur (z.B. die Einrichtung von dezentralen Grundschulen, neuen Unterrichtsmodellen) eingerichtet und vorgehalten wird.

Ministerium für Landesentwicklung und Verkehr des Landes Sachsen-Anhalt
Öffnung der Schule in den Ort
Eine familienfreundliche Kommune zeichnet sich durch vielseitige Angebote für Familien aus. Die Bildungseinrichtungen spielen dabei eine wichtige Rolle. Sie sind ein bedeutender Standortfaktor für Familien und beeinflussen die Zuzugsentscheidung.

und viele mehr, die sie in unseren Anlagen finden werden.

Für uns bedeutsam: Diese Einsicht schlägt sich derzeit in verschiedensten Reformen, Moratorien und Sonderregelungen in allen Flächenländern Deutschlands mit Ausnahme Thüringens, Württembergs und Sachsen-Anhalts nieder.

Tabelle Länder der Bundesrepublik Deutschland

Stand in den Bundesländern in Sachen Schulentwicklung im ländlichen Bereich

Bundesland Jahrgangsdurchm.
Unterricht
Schulverbund: Mehrere
Standorte, eine Leitung
Baden - Württemberg
nein
nein
Bayern
Quellen
ja
ja
Brandenburg
Quelle
ja
ja
Hessen
Quelle Koalitionsvertrag S. 31
ja
ja
Mecklenburg-Vorpommern
Quelle
ja
NEIN
Niedersachsen
Quelle
ja
ja
Nordrhein-Westfalen
Quelle
ja
ja
Rheinland-Pfalz
Quelle
ja
ja
Saarland
nein
nein
Sachsen
Quelle
ja
Schulbezirke
Sachsen-Anhalt
NEIN
NEIN
Schleswig-Holstein
Quelle
Im Fluss
Ja
Aussenstellen-Regelung
Thüringen
Quelle S. 31/32

Ja
Ja

Stand Dez.2013



Schule ist mehr als Vermittlung von Wissen

Von dieser Einsicht getragen, wurden nach den missglückten Zentralisierungsversuchen der 60-er Jahre insbesondere in der Schweiz Anstrengungen unternommen, wieder Dorfschulen im dünn besiedelten Bereiche anzusiedeln oder zu erhalten. Denn Schule im Dorf:
  • ist wichtiges Kriterium für den Verbleib oder die Ansiedlung junger Familien (Angern: schon die Diskussion darüber, die Schule zu schließen, hat unseren Infos zufolge sicher 3, evt. sogar vier Interessenten dazu bewogen, von einem Projekt mit 6 EFH abzuspringen. SEPL-VO2014 verhindert in diesem alle ganz klar die eigentlich vorhanden Dynamik des Ortes.)
  • ist ein entscheidender Infrastrukturbaustein für die wirtschaftliche Entwicklung des Ortes. (für Verbleib oder Neuzuzug ein entscheidender Faktor für Familien mit mittlerer Kaufkraft.)
  • stellt Bereicherung im kulturellen Leben der Gemeinde dar.(Schule trägt immer zu kulturellen und gesellschaftlichen Dorfanlässen bei. Zentrumsschule kann das nicht leisten)
  • ist Quelle für den Vereinsnachwuchs (Sportvereine, Jugendfeuerwehr, Kulturvereine arbeiten vielfach Hand in Hand mit Dorfschulen)
  • ist Begegnungsstätte für Vereine und Gruppen (Raumnutzungskonzept verwandelt Dorfschulen meistens in kleine Gemeindezentren)
  • ist optimaler Nährboden für Kinder, hier Wurzeln zu schlagen. (Ortsnahes Lernen, Spezialisten aus dem Ort, Aktivitäten unter Einbezug der Eltern, auch mal am Wochenende. Hervorragend dokumentiertes Beispiel: Kibitzenschule Oberndorf Niedersachsen, auch von Schließung betroffen)
  • ist Ort der kulturellen Begegnung (Kurse, Vorträge, Hobby-Gruppen, Anlässe)
  • ermöglicht das Knüpfen von Beziehungen im Dorf dank offener Projekte (Daraus wiederum folgt hoher Identifikationsgrad der Beteiligten, auch Eltern, was wiederum Auswirkungen auf die Lernkultur der Kinder hat. Es entsteht eine hohe Soziale Einbindung UND Verwurzelung.
  • Gut funktionierende Dorfschulen sind vielfach die Spinne im Netz eines Dorfes, Kristallisationspunkt, wie man gerade in Österreich bei einem Urlaub über die Feiertage feststellen kann, wenn man den kulturellen Anlässen beiwohnt. Ohne Schule vor Ort wird dieses Netz nicht mehr weiter gesponnen.
Wir meinen, unser folgendes Modell ist für das Kultusministerium unter dem Strich im Vergleich zur jetzigen SEPL-VO2014 weitgehend kostenneutral, aber eröffnet für die Zukunft Sachsen-Anhalts völlig andere Perspektiven.

Forderung: Umsetzung der SEPL aussetzen (hilfsweise Schulschließungsmoratorium wie in Sachsen), Beschlüsse zur SEPL in Kreisen und Gemeinden überprüfen, die bisherige Diskussion als Chance begreifen, Schulentwicklungsplanung mit all ihren Facetten gemeinsam mit Raumordnern und im Rahmen der neuen EU-Förderkulisse neu zu planen und für eine Novelle des Schulgesetzes (wie in Sachsen) nutzen.

Was wir vorschlagen:

Im Schulgesetz wird jahrgangsdurchmischter Unterricht als gleichberechtigte Unterrichtsform neben dem Jahrgangsunterricht anerkannt.

Eine Novelle des Schulgesetzes oder eine neue SEPL-VO bestimmt folgende Sachverhalte (für Grundschulen):

1. Lehrerzuteilung pro Schüler im ländlichen Raum = 15 Schüler pro Vollzeitlehrerstelle, inkl. vorgeschriebener Reserve

2. Die Schulverwaltung wird in einem Schulsprengel (Schulverbund) an zentralen Orten geführt (Zusammenlegung administrativer Aufgaben).

3. Klassenbildung und Lehrerzuteilung erfolgt über das Rektorat des Schulsprengels.

4. Jedes Dorf führt die eigene Dorfschule in Kooperation mit dem Rektorat des Schulverbundes der Verbandsgemeinde.

5. Die pädagogische Ausbildung aller Lehrkräfte verpflichtet zu jeweils 6 Monaten Praktikum an den Dorfschulen.

6. Jeder Schulverbund ist frei, Bildungskooperationen mit dem benachbarten Schulverbund, mit regionalen Partnern, Vereinen, Betrieben und Initiativen einzugehen.

7. Die Gemeinden entscheiden alleine über den Erhalt von Standorten.


Mit diesen Vorgaben müsste kein einziger Schulstandort in Sachsen-Anhalt aufgegeben werden und trotzdem erreicht das Kultusministerium seine Vorgaben in Sachen Personalplanung weitgehendst.

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