Direkt zum Hauptbereich

EU-Fördergelder (2): Ein zumutbares Grundschulnetz für 7-11 Jährige im ländlichen Bereich?

Grundschule Beesenstedt
S. 133: ....Um dafür zur sorgen, dass der ländliche Raum auch für künftige Generationen attraktiv bleibt und um insbesondere den Wegzug von Familien mit Kindern zu verhindern, soll die Bildungsinfrastruktur im ländlichen Raum gesichert und modernisiert werden. Investitionen in Kindertagesstätten und die allgemeinbildenden Schulen sind gleichzeitig ein wichtiger Beitrag zur Stabilisierung des Humankapitals im ländlichen Raum und damit zur Sicherung des Arbeitsangebots für die ländliche Wirtschaft.
S. 135: Die Landesregierung legt das Abschlussinvestitionsprogramm ,,Bildung – Sanierung aller Kindertagesstätten und Schulen" (STARK III) auf. Bis 2016 werden im Rahmen dieses Programms alle bestandsfähigen Kindertagesstätten (Krippen und Kindergärten) sowie alle Schulen saniert und modernisiert sein. Die Sanierung der Kindertagesstätten und Schulen soll sowohl durch die Mittel aus dem Strukturfonds EFRE als auch dem Europäischen Landwirtschaftsfonds zur Entwicklung des Iändlichen Raums (ELER) finanziert werden.
Grundschule Siersleben
Grundschulen, welche nun von StarkIII profitieren möchten, müssen von der Landesregierung per Verordnung willkürlich festgesetzten Mindesschüleranforderungen genügen. Diese wurden im Vergleich zu 2012, von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen, von 40 Schülern auf 80 Schüler/Schulstandort im Jahre 2017 verdoppelt. Standortgemeinden werden nun unter riesigem Zeitdruck aufgefordert, die entsprechenden Massnahmen, sprich Schulschliessungen und -reorganisationen zu beschliessen. Fazit: Rund 75 Schulen haben derzeit weniger als 60 Kinder und müssen bis 2014 schliessen/fusionieren, für 2017 stehen dann weitere rund 60 Schulen mit weniger als 80 Kindern auf der Liste... Für den Harz beispielsweise heisst dies: 30 von 54 Grundschulen sind von Schließung bedroht.
GS Latschau Voralberg
Das heisst: Während in andern Bundesländern wie Bayern oder Sachsen, während in den meisten europäischen Ländern sich Grundschule den ländlichen Bedingungen anpasst, indem entsprechende Schulformen wie jahrgangsdurchmischter Unterricht und somit Mindestschülerzahlen von 25 oder noch weniger Kindern ermöglicht werden, beschreitet Sachsen-Anhalt den gegenteiligen Weg: Die Mindestschülerzahlen für den ländlichen Bereich werden verdoppelt!! Hier sind es Eltern und Schüler, welche sich einer nur noch in Zentren existierenden und verordneten Einheits- und Jahrgangsklassenschule unterzuordnen haben. Das heisst: unzumutbare, aber amtlich sanktionierte Transportwege und -zeiten von bis zu 75 Minuten pro Weg (ohne stundenplantechnische Wartezeiten) für 7-11-jährige Kinder. Viele haben z.T. Ihr Elternhaus Sommer wie Winter um 06:15 zu verlassen, um rechtzeitig in der Schule zu sein. Der Kultusminister sprach 5 Monate zuvor von 45 Minuten zumutbaren Schulweges....

Wir können zwischen den eingangs zitierten Passagen und dem, was in Wirklichkeit abläuft, inhaltlich keinerlei Zusammenhang erkennen. Kahlschlag in der Grundschulversorgung, statt Entwicklung des ländlichen Bereiches.!!!

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Sprechen wir mal "von Schule" - Klassenzimmer: Wartsaal oder "die zweite Lehrkraft" ?

Wir befassen uns heute mit  den Räumen in welchen Kinder und Jugendliche im Alter von 6 - 16  mehr als die Hälfte ihres Lebens verbringen. Es sind zwei Punkte, welche im Vordergrund stehen: Nutzung des Raumes  und Möblierung. Der Titel deutet es schon an, hier geht es um die Nutzung. Das Bild links zeigt ein Klassenzimmer um 1900 herum.   Der dazugehörige Beitrag ist sehr lesenswert. Schule um 1900 eben. "Und auch aus diesen Jungs und Mädchen ist was geworden", höre ich bereits. Ja, das ist so. Das Bild rechts oben und die Bilder dieses Abschnittes zeigen Klassenzimmer von heute. In den meisten Grundschulen sehen wir nach wie vor die klassische Bestuhlung und sie besagt etwas: Gängigste Unterrichtsmethodik ist Frontalunterricht. Dies wiederum bedeutet für die Schüler: Viel sitzen, viel zuhören, wenig Eigenaktivität und Bewegung. Ja, es gibt auch andere Klassenraumbestuhlungen, sie sind lobend zu erwähnen, denn sie machen auf den ersten Blick klar, dass Unterric

Schülerbeförderung: 75 Minuten für 7-Jährige ! Wo bleibt eigentlich das Jugendamt?

Das Thema Schulschließungen produziert auf einer anderen Ebene Probleme, welche das Kultusministerium kaum und das Finanzministerium offenbar schon gar nicht interessieren. Es geht dabei einerseits um entstehende Kosten für den Schülertransport und zugleich um die Frage: Wo liegt die Grenze der Zumutbarkeit von Schülertransporten für Grundschüler? Dazu hat man in den letzten Tagen mehr erfahren: Kosten der Schülertransporte: Dazu Infos aus dem Kreise Jessen. Die Transportkosten stiegen von 4,26 Mio € im Jahre 2008 auf 5,45 Mio im Jahre 2011. Die durchschnittliche Kilometerleistung für einen Weg/Schüler betrug 15,61 Kilometer (2011) und wird mit den begonnenen Schulschließungen massiv zunehmen. ( Quelle MZ ) Diese Millionen scheinen irgendwo vom Himmel zu regnen und das Haushaltsbudget des Landes Sachsen-Anhalts nicht zu belasten. Hier spricht man nämlich nur vom enormen Sparpotential, ohne genauere Zahlen zu nennen. 75 Minuten von Tür zu Tür Zumindest der Landkreis Mansfeld S

Die Rechte unserer Kinder (1)

http://www.jugenddelegierte.de Nachdem wir inzwischen bis zum Gehtnichtmehr dargestellt haben, dass die Schwerpunkte der gegenwärtigen Planungen des Finanz- und Kultusministeriums ausschließlich finanzielle und personelle Gründe haben, möchten wir in diesem und den folgenden drei Beiträgen die Kinder in den Fokus stellen  Sie sind es, welche am Unmittelbarsten betroffen sind und - das behaupten wir jetzt - entsprechend Schaden nehmen oder benachteiligt werden Die Uno-Kinderrechts-Konvention von 1989  legt die Kinderrechte in 10 Punkten fest:  Drei davon möchten wir in diesem Zusammenhang herausgreifen: das Recht auf Gesundheit das Recht auf Bildung das Recht auf Freizeit, Spiel und Erholung 1. Recht auf Gesundheit Dazu eine Wegleitung zum Schlafbedarf von 6-11-Jährigen Für 5-6-Jährige beträgt dieser 11,5 Stunden, 7-11-Jährige liegt der Wer bei 11 Stunden. Daraus ergibt sich ein handfestes Problem für Eltern, deren Kinder bereits um 05:30 aus den Federn müssen, u